Von Franca Siegfried ‒ 19. April 2024
Gemeinderat Patrick Dümmler (FDP) sprach letzte Woche über die Zentrumsplanung Zollikerberg. Die Suche nach einer Begegnungszone gehört zu den Legislaturzielen 2022–2026 des Gemeinderates. Eingeladen hatte der Quartierverein Zollikerberg – wer keinen Stuhl erwischte, stand oder sass auf der Treppe. «Ein Dorfzentrum hat sich nie entwickelt», bemerkte Patrick Dümmler, der selber im Zollikerberg wohnt. Er zeigte Luftaufnahmen von 1957 bis heute, erzählte, wie sich die Siedlung ausgebreitet hat, ohne dass ein richtiges Zentrum entstand. «Das Geerenhaus mit Chramschopf, Bibliothek und den Aktivitäten des Freizeitdienstes ist noch kein Dorfkern.» Er habe grössten Respekt vor dem Café am Puls, dem Projekt der reformierten Kirche, aber auch das Café mit eingeschränkten Öffnungszeiten sei kein Ort spontaner Begegnungen. Für eine mögliche Zentrumsentwicklung gehören der Gemeinde zwei Grundstücke: Rooswis (7248 Quadratmeter) und Geeren (8036 Quadratmeter). Beide haben gemäss Bauordnung eine hohe Ausnützung mit 19 500 und 21 690 Kubikmetern – Bauhöhe bis zu 13,5 Meter, also vier Stockwerke. «Es muss jedoch nicht das ganze Potential ausgenützt werden.» Der Ressortvorsteher Liegenschaften zeigte eine KI-generierte Visualisierung des Dorfkerns mit einer Häuserschlucht – damit sicherte er sich die Präsenz des Publikums: So soll es bestimmt nicht werden!
Was möchte die Gemeinde, was die Bevölkerung? Jetzt werden vorerst Bedürfnisse, Wünsche und Ideen der Bevölkerung gesammelt. Seit sechs Wochen hat die Gemeinde dafür einen Architekten angestellt. Das laufende Projekt mit «Trichti» als Restaurant und Begegnungsort sei für die Liegenschaftenabteilung derart zeitaufwändig, dass eine personelle Aufstockung unumgänglich war. Auf dem Tisch des neuen Mitarbeiters liegen auch noch die Unterlagen des Beugi-Areals, des Altersheims am See und der Seeuferpartien. Patrick Dümmler: «Wir sind in einem Lernprozess und schauen auch über die Gemeindegrenze hinaus, etwa wie es die Zumiker damals und heute mit ihrem Dorfplatz machen.» Der Prozess starte noch dieses Jahr, vermutlich mit einem Projektausschuss und einer online-Befragung der Bevölkerung. Konkrete Ergebnisse würden daher erst im Jahr 2025 vorliegen. «Der Weg, bis die ersten Bagger auffahren werden, ist noch lang.»
Als Stoff für die Diskussion lieferte Patrick Dümmler eine Reihe von Stichworten: Gewerbe, Alterswohnungen, Renditebauten, Gemeinnützigkeit, Streichelzoo, Durchmischung oder Central Park Zollikerberg. Der Gemeinderat plädierte gleichzeitig für eine Überbauung der beiden Areale, da sie schon mit einem «Grüngürtel» von Felder, Wiesen und Wald umgeben seien. In der Diskussion war man sich über einen Knackpunkt einig – die Forchstrasse. Die Schneise Forchstrasse. Weder Gemeinde, noch die anwohnende Bevölkerung hätten etwas zu sagen. «Allein der Kanton bestimmt über Strassenführung, Tunnel oder Unterführung, es liegt also nicht nur an der Finanzierung.» Ein Projekt ZZZ (Zukunft Zentrum Zollikerberg) bestehe seit den 1990er-Jahren. Es würde sich lohnen, einen Blick in die Unterlagen zu werfen; nicht alles müsse neu erfunden werden, kam ein Rat aus dem Publikum. Zukünftige Szenarien wurden ausgebreitet, etwa, dass sich junge Familien eine gehobene Lebens- und Wohnzone wünschten. Besonders mit der Erweiterung des Spitalquartiers Lengg werde der Zollikerberg an Attraktivität gewinnen: «Wir wohnen auf der richtigen Seeseite», lautete eine Zwischenbemerkung aus dem Publikum.
«Die Zumiker haben für ihre erste Dorfkernentwicklung noch den richtigen Zeitpunkt gewählt, heute ist alles viel komplizierter», sagte der Gemeinderat. «Ein Dorfzentrum lebt nur mit den Menschen, die es besuchen – also in den Läden, der Dorfbeiz, auf dem Kinderspielplatz oder der nah gelegenen Abfall-Sammelstelle.» Er beschwor die Multifunktionalität und plädierte für ein «10-Minuten-Dorf» – in zehn Gehminuten alles Lebensnotwendige erreichen. Nicht alle im Publikum träumen von Begegnungszonen mit Einkaufen, einer Bar für das Feierabendbier und verdichteter Überbauung. Kinder würden sich nicht Beton, sondern Grün wünschen. Es gebe genügend Einkaufsmöglichkeiten, zumal man in der Nähe der Stadt Zürich lebe, man müsse aufpassen, dass nicht alles überbaut werde. Und die Diakonie Neumünster habe genügend Säle, also brauche es kein Gemeindezentrum: «Grün ist die Option.» Auf der Rooswis grasen momentan drei Pferde, der Pachtvertrag ist befristet. Es fehlen nur noch Sitzbänke, auch so könnten sich die Leute begegnen.
Also doch Streichelzoo? Der Abend hat gezeigt, wie unterschiedlich die Bedürfnisse sind und wie schwierig es wird, allen Wünschen gerecht zu werden. Einstimmig verlangt wurde, dass sich der neue Mitarbeiter der Liegenschaftenabteilung schnell mit der Bevölkerung vernetzen sollte. Patrick Dümmler sagte beim anschliessenden Aperitif: «Ich hoffe sehr, dass unsere Diskussionen mit der Bevölkerung, die entsprechende Planung und Abstimmung durch den Souverän nicht durch Einsprachen willentlich ausgebremst oder gar blockiert werden.»
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