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Alkohol und Corona – zwei die sich mögen?

Von Antje Brechlin ‒ 20. Mai 2020

Dass Alkohol vor Covid-19 schützt, ist natürlich eine Schnapsidee. Im Gegenteil, Alkohol schwächt das Immunsystem und macht uns anfällig für Erkrankungen. Doch seit dem Corona Lockdown trinken viele mehr als sonst.

Ein Glas Caipirinha auf einem Tisch.
Mal ein Glas ist kein Problem (Bild: pixabay)

Jetzt trifft man sich nicht mehr in der Bar und im Restaurant, sondern auf der Couch, beim wöchentlichen Houseparty-Online-Meeting mit Freunden oder im eigenen Garten. «Die Leute sind zu Hause im Home­office, das Wetter ist schön, die Kinder sind zu Hause, da gönnt man sich gerne das eine oder andere Glas Wein», freut sich Robert van Strien, Geschäftsführer von Mövenpick Wein in Zollikon. Der Online-Verkauf floriert, aber auch im Shop war im April die Frequenz erfreulich. Es durften weniger Kunden in den Laden und teilweise gab es kurze Wartezeiten, aber die waren es den Kunden wert. Man kann sich fragen, ob in Krisenzeiten das Leben nüchtern überhaupt erträglich ist? Oder wie es Wilhelm Busch ausdrückte: Es ist ein Brauch von Alters her. Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Sucht als schleichender Prozess

In die Alkohol- und Suchtberatung des Bezirks Meilen kamen bisher nicht mehr Klienten als sonst. Die Leiterin Susanne Schultz ist sich sicher: «Wir gehen fest davon aus, dass sich die Corona-Lockdown-Massnahmen in den kommenden Jahren bemerkbar machen, denn Sucht ist ein tückischer, schleichender Prozess.» Ab und an ein Bierchen oder ein Glas Wein sei noch kein Problem. Würden aber Ängste wegen eines drohenden Jobverlustes oder Familienprobleme mit Alkohol heruntergespült, sollte man hellhörig werden. Wird denn privat mehr getrunken? Der Anstieg in der Abfallentsorgung lässt es vermuten. In den vergangenen zwei Monaten sind in Zollikon 50 Prozent mehr Glasflaschen als in derselben Periode des letzten Jahres eingesammelt worden. «Darunter waren natürlich auch Olivenölflaschen, Konfitürengläser und Sirupflaschen. Auch in anderen Gemeinden fielen 30 bis 40 Prozent mehr Abfall an, schliesslich ist man viel zu Hause, kocht und kauft dementsprechend ein», so Stephan Weber von Schneider Umweltservice in Meilen. Nicht ganz so dramatisch sind die Zahlen in Zumikon: 12 Prozent mehr Glas sind dort von Grimm Entsorgung  laut Fritz Kühne eingesammelt worden. Mit der Rückkehr in Büros, Restaurants und Bars werden sich wohl auch die Flaschenberge zu Hause verringern. Lasst uns auf diese Normalisierung anstossen!

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