Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 10. Juli 2020
Das Elterngremium Zumikon bot einen Vortrag zum Thema «Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl» via Zoom an. Darin betonte Familienbegleiterin Marion Sontheim die Bedeutung bedingungsloser Liebe.
Die Pandemie hat viele negative Folgen für uns alle – doch es gibt auch mindestens einen positiven Aspekt: die Nutzung des Internets. Ob für das Homeschooling, das Homeoffice oder Videokonferenzen – es wurde intensiv genutzt. Auch Vorträge lassen sich gut via Bildschirm verfolgen. Und wenn Eltern dies im heimischen Wohnzimmer tun, müssen sie noch nicht einmal einen Babysitter engagieren. Darauf setzte nun auch das Elterngremium der Juchschule, das via Zoom ein Referat der Familienbegleiterin und Mutter Marion Sontheim anbot. Thema: Das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl des Kindes stärken.
Das Problem bei Kindern: Sie bringen keine Gebrauchsanweisung mit. Und so versuchen Väter und Mütter, sich mit Ratgebern fit für den Alltag zu machen. Das funktioniert wunderbar in der Theorie. Die Praxis sieht oft anders aus. Und so musste selbst die Referentin einräumen, dass auch sie manchmal sehr, sehr laut mit ihren Söhnen spreche. Und das ist auch der einzige Kritikpunkt des Vortrags. Marion Sontheim zitierte ein bisschen zu oft den eigenen Nachwuchs mit seinen Stilblüten und Weisheiten.
Darüber hinaus waren ihre Ausführungen klar, strukturiert und alltagstauglich. Zunächst ging es um das Selbstvertrauen des Kindes. «Das ist oft einfach. Die Tochter und der Sohn wissen ganz genau, was sie gut können und was nicht», erklärte die Familienbegleiterin. Sie wüssten, wieviel sie sich zutrauen können – ob in Mathematik, beim Klettern oder beim Memory. «Kinder müssen ihre Erfahrungen machen und wir Eltern müssen ihnen etwas zutrauen, manchmal sogar ein bisschen zumuten», betonte sie. Auf der anderen Seite könnten Kinder meist gut damit leben, etwas nicht zu können.
Viel schwieriger gestalte sich die Begleitung bei der Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls. «Das hat mit Können gar nichts zu tun, sondern basiert eher auf den Fragen: Wie geht es mir mit und wie gern bin ich ich?», erklärte die Referentin. Dabei verwies sie auf die Erkenntnis, dass Kinder bis zum zehnten Lebensjahr alles auf sich selbst beziehen: Ist Mama genervt, fühlt das Kind sich verantwortlich. «Erklären Sie Ihrem Kind, warum Sie gereizt sind. Dann kann kein Schuldgefühl entstehen», beschreibt Marion Sontheim einen sinnvollen Umgang mit eigenen Befindlichkeiten.
Einen grossen Raum nahm im Vortrag auch das Thema «Wertschätzung» ein. Marion Sontheim ermunterte die rund fünfzig Zuhörer, nicht nur etwas mit dem Kind zu unternehmen, sondern auch zu zeigen, dass man es geniesst. Kinder würden schnell merken, wenn sie als organisatorische Belastung betrachtet werden: «Wenn Vater und Mutter sich darüber streiten, wer beim Kind bleiben muss, fühlt das Kind sich schlecht.»
Auch Lob befürwortet sie nur bedingt. «Manche kleinen Kinder malen zwei Striche auf ein Blatt, rennen damit zu Mama und wollen ein Lob», erklärt sie. «Sie werden abhängig davon und gieren immer mehr danach.» Besser sei es, dem Kind mit Zeit und Interesse zu begegnen. Auch absolute Bedingungslosigkeit sei wichtig: «Egal, was das Kind angestellt hat, es muss wissen, dass Sie es weiter lieben.»
Bei ihren Ausführungen stellte sich Marion Sontheim nicht als Supernanny dar, die für jede Situation die richtige Lösung hat. Aber eine universelle Lösung für alle Situationen konnte sie nennen: «lächeln.»
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