«Wirtschaftliches Ausmass der Krise nicht abzuschätzen»

Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 22. Oktober 2020

Für 2021 budgetiert der Zolliker Gemeinderat eine schwarze Null mit einigen Knackpunkten. Trotz ausgeglichenem Ergebnis warnt Finanzvorsteherin Sylvie Sieger vor Euphorie.

Die finanzpolitische Planung sieht unter anderem die Sanierung des Schwimmbads Fohrbach vor. (Bild: Archiv)

Das Budget 2021 der Gemeinde zeigt gegenüber der Erfolgsrechnung von 2020 ein stabiles Bild. Es wird ein Ertragsüberschuss von 177’500 Franken erwartet; die Erfolgsrechnung schliesst bei einem Gesamtertrag von 193,5 Mio. Franken und einem Gesamtaufwand von 193,3 Mio. Franken. Die grössten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr ergeben sich aus den um 7,7 Mio. Franken höher budgetierten Steuereinnahmen und dem um 11,2 Mio. Franken höheren Beitrag an den Finanzausgleich.

Mit der aktuellen Planung lassen sich die finanzpolitischen Ziele des Gemeinderates erreichen. Das erwartete Nettovermögen liegt am Ende der Planungsperiode 2024 bei 17,5 Mio. Franken. Bei gleichbleibendem Steuerfuss können die kommenden Investitionen aus den laufenden Erträgen finanziert werden. Das sind insbesondere die ­Sanierung des Schwimmbads ­Fohrbach und der Neubau des ­Betreuungshauses Rüterwis. Im Budget 2021 sind Investitionen von insgesamt 17,7 Mio. geplant.

Pandemie hat (noch) keine grossen Auswirkungen

Der Gemeinderat sieht im Budget 2021 nur vereinzelt Auswirkungen der Corona-Pandemie vor. Für die meisten Bereiche geht er von einem kontinuierlichen Verlauf der Aufwände und Erträge aus. Angesichts der Krise sei die Ausarbeitung des Budgets jedoch eine besondere Herausforderung gewesen, gibt Finanzvorsteherin Sylvie Sieger zu. «Die weltwirtschaftlichen und nationalen Ereignisse müssen auf die Verhältnisse von Zollikon heruntergebrochen werden», erklärt sie. So werde in Zollikon weiterhin von stabilen Steuereinnahmen ausgegangen, da in der Gemeinde erwirtschaftete Einkünfte vorerst als gegenüber der Krise resistent eingestuft. Die Annahme gründe in der geringen Abhängigkeit von Unternehmenssteuern und der steigenden Steuerkraft der natürlichen Personen. Als Corona-Faktor müsse allerdings von einer nur sehr leichten Steigerung der Steuereinnahmen zur Hochrechnung 2020 ausgegangen werden.

Die Finanzvorsteherin qualifiziert die im August 2020 beschlossene Steuerschätzung für das Budget 2021 als «realistisch optimistisch» ein. Es besteht das Risiko, dass sich die Rechnungsergebnisse ab 2022 schlechter entwickeln könnten. Selbst wenn die Steuereinnahmen in Zollikon nicht einbrechen, steigen die Abgaben in den Finanzausgleich, wenn die Steuerkraft im Kanton Zürich markant sinken sollte.

Schülerzahlen steigen weiterhin an

Ebenfalls höhere Kosten zeichnen sich im Schulbereich ab. Aufgrund der weiter steigenden Schülerzahlen sind in der Schule in Zollikon zusätzliche Schulkassen geplant. Gleichzeitig werden auch mehr Schüler in den Gymnasien und dem 10. Schuljahr erwartet. Dies führt zu steigenden Kosten um ca. 1,4 Mio. Franken. Ebenfalls ins Gewicht fällt die einmalig entrichtete Jubiläumsdividende der ZKB, die 2020 ausgeschüttet wurde. Dieses positive Ereignis fällt nun weg, für das Budget 2021 wird eine um 0,9 Mio. Franken tiefere Ausschüttung der Bank erwartet.

Positiv auf das Budget wirkt sich hingegen der neue Verteilschlüssel für die Kosten der gesetzlichen wirtschaftlichen Hilfe zwischen dem Kanton Zürich und der ­Gemeinde aus. Er entlastet die Gemeinden, wobei für Zollikon jährliche Minderkosten von ca. 0,5 Mio. Franken bei gleichbleibenden Soziallasten erwartet werden.

Trotz ausgeglichenem Ergebnis warnt Zollikons Finanzvorsteherin vor Euphorie. Sie ruft die im Frühling 2024 fällige Bankschuld von 50 Mio. Franken in Erinnerung. «Mit dem aktuellen Finanzplan wird Zollikon zu diesem Zeitpunkt ca. 40 Mio. zurückzahlen können», führt sie aus. «Die Finanzen der Gemeinde gesunden zwar per 2024, eine nachhaltige Stabilisierung ist aber nur bei gleichbleibendem Steuer­fuss gesichert.» Die Gefahr der Destabilisierung liege primär beim möglichen erhöhten Finanzausgleich in der Zukunft und in der anhaltenden Corona-Krise. «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir das wirtschaftliche Ausmass der Krise noch überhaupt nicht abschätzen können.»

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