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Auf den Hund gekommen

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 17. Dezember 2020

Auch in Zumikon und Zollikon werden immer mehr Männer und Frauen zu Herrchen und Frauchen

Herrchen mit Hund in den Bergen
Ein treuer Begleiter, aber die Haltung eines Hundes erfordert Zeit und Geld. (Bild: zvg)

«Das letzte Kind hat Fell», sagt man ­gerne. Doch nicht nur in Familien sind Hunde aktuell sehr gefragt. Schweizweit ist das Interesse an Hunden gross. Der Markt für Welpen ist fast leer, Tierschutzorganisationen warnen vor Käufen im Ausland. Susanne Moccetti vom Tierfachgeschäft «Dogcat Shop» in Zollikon bestätigt diese Beobachtungen. «Es gibt plötzlich viel mehr Frauchen und Herrchen. Durch das Homeoffice haben die Leute mehr Zeit. Auch verreisen kann man nicht, was oft gegen die Anschaffung eines Hundes spricht.» Sie befürchtet, dass viele Tiere im Tierheim landen, sollte sich die Lage normalisieren und Herrchen und Frauchen wieder ins Büro müssen. Sie rät auch vom Kauf im Ausland ab. Dort seien die Welpen zwar viel günstiger, würden aber später immer teurer, da sie nicht selten gesundheitliche Probleme mitbrächten. Um die vielen Katzen, die es in Zollikon gibt, macht sie sich keine Sorgen. «Die sind selbstständig und brauchen kaum Betreuung.»

So viele Tiere wie noch nie

Fakt ist, dass es noch nie so viele Hunde in der Schweiz gab wie jetzt, nämlich knapp 525 000 Vierbeiner. Zwar registriert die Tier-Plattform «Identitas» jeden Sommer eine ­Zunahme, der Sommer 2020 ragte jedoch heraus. Parallel seien vermehrt Tiere ohne Stammbaum gekauft worden, aus sogenannter «Schwarzzucht», weil heimische Züchter nicht liefern konnten. Vor dem Kauf im Ausland warnt auch der Schweizer Tierschutz. Welpen würden wie in Tierfabriken geboren und oft viel zu früh von der Mutter getrennt.

Dieses Problem kennt auch Doris Schär-Stemmer. Doch die Präsidentin des Hundesportvereins Zollikon glaubt nicht, dass Zolliker oder Zumiker sich auf diese Weise ­Hunde anschafften. «Die Interessenten hier gehen vorwiegend zum Züchter. Vielleicht ist auch die Vermögenslage ein Grund», vermutet sie – gerade mit den eigenen Hunden im Wald unterwegs. Auch als Mitarbeiterin der Zolliker Tierarztpraxis sieht sie keine Zunahme an jungen Hunden. Aber gerade mit Blick auf das anstehende Fest unterstreicht sie, dass Tiere nicht als Geschenk unter den Baum gehören. «Das ist nie eine gute Idee.»

Hunde Kostenfaktor

Das betont auch Claudia Nett. Die Zolliker Tierärztin hört von Züchtern, es gebe seit einigen Monaten eine extreme Nachfrage. «Doch Züchter und Tierheime achten sehr darauf, wem sie ein Tier überlassen. Sie prüfen genau, ob der zukünftige Halter sich auch um den Hund kümmern kann.» Die Ärztin, die in einer Praxis in Zumikon arbeitet, kennt die schwarzen Scharfe, die Zuchtbetriebe in Polen oder ­Ungarn. Die Tiere würden mittlerweile wesentlich teurer als in den vergangenen Jahren angeboten. «Zu billige Tiere machen die potenziellen Käufer misstrauisch. Also wurden die Preise angehoben. Dazu kommen gefälschte Daten wie Geburtsdatum oder Impfstatus.» Sie rät dringend, sich den Kauf gut zu überlegen. So ein Tier brauche über Jahre viel Zeit und verschlinge viel Geld. «Da sind nicht nur die Kauf- und Unterhaltkosten. Es fallen Steuern an, für das Auto muss eine eigene Box gekauft werden, Kosten für Impfungen entstehen. Wird das Tier krank oder verunfallt es, wird es noch teurer.» Claudia Nett weiss natürlich, dass die Einsamkeit viele zum Hund gebracht hat. Doch irgendwann wird die Pandemie vorbei sein. Der Hund aber wird noch da sein.

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