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«Noch nie in so kurzer Zeit so viel gelernt»

Von ‒ 18. Februar 2021

Die 22-jährige Sara Honegger aus dem Zollikerberg hat ihr eigenes Modelabel gegründet.

Tagsüber widmet sich Sara Honegger ihrer Ausbildung, am Abend und an den Wochenenden ihrem Modelabel. (Bild: zvg)

Spricht Sara ­Honegger über ihre Lehre zur Schneiderin, ihr Studium in Wirtschaftsrecht, ihr jüngst gegründetes Modelabel oder über ihre Ansichten und Überzeugungen im Leben, tut sie das mit einer Entschlossenheit, die bei einer Person ihres Alters überrascht. Sie war schon immer beeindruckt von Menschen, die sich trauen, etwas auszuprobieren, die Chancen erkennen, wo andere bloss Risiken sehen. Dies versucht sie gleich selbst: Im vergangenen November hat die 22-Jährige ihr Modelabel «Heverys» lanciert. Von den Sujets für die erste T-Shirt-Kollektion über das Verpackungsdesign bis zur Webseite hat sie alles selbst entwickelt. «Meine Ansprüche sind hoch und ich habe eine klare Vorstellung, wie ich diese umsetzen möchte», gibt sie zu und lacht: «Mein Produzent, der bisher einzige Geschäftspartner, hat sich inzwischen auch da­ran gewöhnt.»

Die Idee kam Sara Honegger schon während des Studiums, «doch ich wusste, dass ich mit diesem Projekt bis nach meinem Abschluss warten muss». Letzten Sommer hat sie dann begonnen, ihre Ideen auf Papier zu bringen, erste Designs zu kreieren und sich schlau zu machen, was es für ein Modelabel überhaupt alles braucht. «Anfangs war ich ziemlich überfordert, nur schon mit der Frage, wo ich überhaupt anfangen soll.»

«Die Modebranche verdient einen Wandel»

Sie beginnt zu recherchieren und erstellt lange To-do-Listen mit allem, was ihr zum Stichwort Modelabel in den Sinn kommt. «Nur schon die Suche nach einem Namen war eine Herausforderung.» Mit «Heverys» – «darin wird das englische Wort ‹every› von meinen Initialen umschlossen» –, hat sie dann den für sie passenden gefunden. Doch das war nur der Anfang. Ein Logo und eine Webseite (www.heverys.com) mussten kreiert, passende Rohstoffe, Verpackungsmaterial und Lieferanten gefunden werden, die den eigenen Ansprüchen und ihrer Wertehaltung entsprachen. «Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig, so bin ich erzogen worden», erklärt sie, und fügt an, dass auch die Modebranche einen Wandel verdient habe, der «in eine verantwortungsvolle Zukunft führt».

Zurzeit arbeitet sie zwei Tage pro Woche im Büro, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Für ihr Projekt legte sie ein Budget fest und deponierte es auf einem separaten Konto, «um mir eine finanzielle Grenze zu setzen, innerhalb welcher ich meinen Versuch wagen darf». Daneben absolviert sie momentan die höhere Fachprüfung zur Fashiondesignerin an der Schweizerischen Textilfachschule. Zeit für das Vorantreiben ihres Modelabels bleibt ihr nur am Abend und an den Wochenenden. «Das stört mich nicht. Ich habe auch so noch genug Zeit für meine Freunde, gehe gern ins Fitnesstraining oder mit meinem Hund spazieren.» Geboren und aufgewachsen ist Sara Honegger im Zollikerberg, wo sie bis heute wohnt. Hier ging sie zur Schule, war lange in der Pfadi und auch ihr Freundeskreis lebt hier.

«Dress the way you feel – feel the way you dress»

So lautet der Slogan des Labels, welcher auch die erste T-Shirt-­Kollektion von Sara Honegger beeinflusst hat. Die in einer Linie gezeichneten Motive, mit denen die T-Shirts bestickt sind, zeigen menschliche Gesichter, die verschiedene Stimmungen ausdrücken. Ihre «Oneline»-Designs zeichnet Sara Honegger von Hand und digitalisiert diese anschliessend – «auch das musste ich mir zuerst selbst beibringen» – ehe sie bereit sind für die Produktion. Inspiration für die Sujets gibt ihr das Leben. «Design, Kunst und auch Mode sind Arten, sich auszudrücken und sollen meiner Meinung nach ein Gefühl beim Betrachter auslösen», erklärt sie die Vision hinter ihren Entwürfen. Weitere Kollektionen sollen folgen, mit anderen Kleidungsstücken und auch verschiedenen Accessoires.

Sara Honegger möchte jedoch nur Mode anbieten, die individuell anspricht: «Es gibt genug billige Massenware, die denen, die sie tragen, schlussendlich gar nicht wirklich gefällt.» Für sie mache es nur Sinn, ein Kleidungsstück zu kaufen, «von dem man weiss, dass man es auch gerne tragen wird.»

Verschiedene Dinge ausprobieren

Der Weg zum Modelabel war für Sara Honegger auch eine Geduldsprobe «und eine gute Übung, meine eigenen Ansprüche zurückstecken zu müssen.» Unperfektes zu akzeptieren, den Weg als das Ziel zu sehen, dazuzulernen und Schritt für Schritt ihrer Liste folgen, habe ihr immer wieder geholfen, «nicht auf den riesigen Berg zu fokussieren», der noch vor ihr stand. «In diesem halben Jahr habe ich mehr über mich gelernt als während des ganzen Studiums.»

Ihr Ziel für 2021 sei es erstmal, mehr Leute zu erreichen und die Bekanntheit ihres Labels zu steigern. «Wenn meine Mode bei den Menschen ankommt und ich damit Erfolg habe, umso schöner.» Sollte es nicht klappen, weiss Sara Honegger, dass es nicht die letzte Chance gewesen sein wird, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. «Das schätze ich an der Schweiz so sehr», sagt sie, und meint damit die Option, verschiedene Dinge ausprobieren zu können, ohne dass einem aufgrund eines Misserfolgs andere Wege versperrt werden. «Wir können unser Leben hier so gestalten, wie es uns gefällt. Tun, was immer uns glücklich macht. Für dieses enorme Privileg sollten wir dankbar sein!»

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