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«Kunst ist für mich eine Lebensart»

Von Antje Brechlin ‒ 8. April 2021

Der 29-jährige Künstler Jean-Sebastien Tinguely tritt in grosse Fussstapfen. Sein Vater ist der weltberühmte Jean Tinguely, die Mutter, Milena Palakarkina, ebenfalls Künstlerin. Jean-Sebastien Tinguely geht seine Laufbahn konsequent und entspannt an. Für «Mittendrin bei Fröhlich» kreierte er Kunst im Maschinenraum und sprach mit Antje Brechlin über seine Arbeit und seinen Vater.

mittendrin.froehlich.ch

Dein Vater, Jean Tinguely, starb kurz vor deiner Geburt. Deine Mutter lebte mit dir in Paris und konnte sich nicht immer um dich kümmern, weshalb du abwechselnd bei ihr und einer Pflegefamilie in Zürich aufgewachsen bist. Es war also nicht die sorglose, klassische Kindheit. Sind das gute Voraussetzungen, um Künstler zu werden?

Bis ich 18 Jahre alt war, wollte ich mit Kunst gar nichts zu tun haben. Ich wollte auf keinen Fall das Gleiche machen wie meine Eltern. Doch dann sah ich, dass ich mit Kunst eine gewisse Freiheit leben kann. Kunst ist für mich eine Lebensart, eine Philosophie. Kunst ermöglicht einem, sich komplett selber zu erfinden, sein Leben und seine Arbeit so zu gestalten, wie man es sich vorstellt. Deshalb finde ich es eine schöne Idee, hier im Maschinenraum Kunst zu kreieren, aus Materialien, die hier benutzt und gebraucht werden. Dingen, die einen konkreten Zweck haben, ein neues Leben zu geben, durch meinen Willen und meine Kreativität. Hier in Zürich und in der Welt ­generell dreht sich vieles um Geld, eine pragmatische, langweilige Welt. Oft geht es nur um ein Resultat und was dieses materiell bringen könnte. Ich stelle mir die Welt etwas anders vor – und da kommt meine Kunst ins Spiel.

Andererseits braucht jeder Geld zum Leben.

Ja sicher, aber ich komme mit sehr wenig aus. Ich habe seit ein paar Monaten eine kleine Arbeit und komme gut über die Runden. Mir ist wichtiger, Zeit und Raum für Kunst zu haben als eine grosse Wohnung und neue Kleider.

Du trittst künstlerisch in grosse Fussstapfen. Deinen Vater kennst du jedoch nur aus den Erzählungen deiner Mutter und der Familie.

Das ist so. Ich habe meinen Vater nie physisch kennengelernt, aber ich erkenne mich in ihm wieder. Zu sehen, wie und was und mit welcher Energie er Dinge getan hat, ist für mich sehr inspirierend. Mir wurden tausende Geschichten über ihn erzählt, von vielen Menschen um mich herum. Es gibt hunderte von Bücher, in denen ich über ihn lesen kann.

Als ich jünger war, war das nicht immer einfach. Heute ist es so, dass sein Werk und er Teil meiner persönlichen Geschichte sind und ich das als Inspirationsquelle für mich nehme.

Du hast in Düsseldorf und Zürich Kunst studiert. Jetzt arbeitest du in deinem Atelier in Zürich. Was beschäftigt dich zur Zeit?

Ich bin gerade in einer Experimentierphase und probiere alle möglichen Dinge aus, von Collagen über Zeichnungen, Fotografie, Skulpturen … Ich springe von einem Medium zum anderen und will mich momentan nicht festlegen. Es gibt für mich keine Grenzen. Zum Beispiel mache ich Fotos, bearbeite sie am Computer, zerschneide sie wieder, zeichne darüber und bearbeite alles wieder neu. Daraus entsteht dann vielleicht eine Collage oder auch ein Relief.

Du hast vor Corona Kunstprojekte und Kunstpartys organisiert. Das ist gerade nicht möglich. In letzter Zeit hast du dich auch mit Blockchain auseinandergesetzt. Deiner Meinung nach findet da gerade eine interessante Entwicklung statt. Blockchain ist ja das Internet der Werte und die technische Basis für Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoin, aber auch für Non-Fungible Token NFT, wo virtuelle Güter als einmalige Objekte gesammelt und gehandelt werden können – etwa digitale Kunst. Was interessiert dich daran?

Ich bin vor allem analog unterwegs und nicht gross interessiert an digitaler Kunst. Energetisch gesehen kann das Digitale nicht so viel Information aufnehmen wie eine Leinwand oder eine Zeichnung, es fehlt mir eine gewisse Tiefe. NFTs sind interessant, weil sie eine neue Sparte von Kunstwerken sind. Es gibt Skulpturen, Malereien, Grafiken und heute eben auch NFTs, rein digitale Kunstwerke, keine ­Abdrücke von Kunstwerken. Mich fasziniert daran, welche neuen Chancen sich mit Blockchain auch für Künstler auftun. Wir leben in einer spannenden, aber auch sehr schnellen Zeit.


Im Rahmen der Kunstplattform «Mittendrin bei Fröhlich», die sich für die Förderung junger Kunstschaffender einsetzt, hat Jean-Sebastien Tinguely im Drucksaal der Zolliker Fröhlich Info AG (Schweiz) innerhalb eines Arbeitstages ein Kunstwerk erschaffen. Dieses Gesamtkunstwerk besteht aus vier Teilkunstwerken: Dem physischen Werk auf Papier, als Druck im Zolliker Zumiker Boten, als Performance Kunst visualisiert als Zeitrafferfilm, wo der Entstehungsprozess sichtbar wird (siehe mittendrin.froehlich.ch). Als vierte Ebene existiert das Kunstwerk auch digitalisiert als NFT in der Blockchain. Gehen Sie auf das Online-Auktionshaus, bieten Sie auf das NFT und werden im Zusammenhang mit dem Token der alleinige Besitzer der hochaufgelösten digitalisierten Version des Kunstwerks von Jean-Sebastien Tinguely. Seien Sie dabei und investieren Sie in die revolutionäre Kunstform eines aufstrebenden Künstlers!

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