Die Jugend will mitmischen in der Politik

Von Antje Brechlin ‒ 22. April 2021

In den vergangenen Monaten wurden die Stimmen der Jugend immer lauter. Sie fordern mehr Mitbestimmung. In den Parteien, in der Politik. Gerade die Jungparteien hatten im vergangenen Jahr einen erheblichen Zulauf. Wie ist das in Zollikon und Zumikon?

Die Zahlen sind zwar regional unterschiedlich, doch alle Jungparteien freuten sich in den vergangenen Monaten über einen ungewöhnlichen Zuwachs an neuen Mitgliedern. Auf Nachfrage bei sämtlichen Jungparteien meldete sich die Junge Grünliberale Partei mit der Mitteilung, es habe einen allgemeinen Zulauf gegeben, nicht aber in der Region Zollikon/Zumikon. Die Jungen Grünen beantworteten unsere Anfrage nicht. Auch die Juso bestätigte einen Mitgliederzuwachs, aber nicht in den Gemeinden Zollikon und Zumikon. Hier hätte man zwar Sympathisanten, aber keine Mitglieder. Man stelle sich die Juso mit der 99-Prozent-Initiative auf dem Zolliker oder Zumiker Dorfplatz vor! Das Kapitaleinkommen ab einem gewissen Schwellenwert eineinhalbmal so stark zu besteuern wie das Lohneinkommen würde wohl nur auf ein Kopfschütteln bei der hiesigen, gut situierten Bevölkerung stossen. Es verwundert also nicht, dass die Jungfreisinnigen (JFS) und die Junge SVP besonders aktiv sind. Die Werte der bürgerlich-konservativen Parteien widerspiegeln mutmasslich einen grossen Teil der Steuerzahler und deren Kinder.

Corona-Müdigkeit nutzen

Bei der Jungen SVP und den Jungfreisinnigen sind die Zahlen seit Jahren stabil. Während die Jungfreisinnigen ­lange Zeit eine unbedeutende Ansammlung junger Krawattenträger waren, mischen sie heute die Politik mächtig auf. Aktuell macht die «Mass-Voll»-Bewegung schweizweit von sich reden, unter ihnen der Jungfreisinnige Nicolas A. ­Rimoldi, Co-Präsident, und Jérômie Repond von der Jungen SVP Basel-Stadt. Die Jungpolitiker nutzen die Corona-Müdigkeit geschickt und kommen besonders bei den Jungen gut an. «Mass-Voll» fordert vom Bund die Abschaffung aller Corona-Massnahmen, da diese der Gesellschaft mehr schaden als nützen.

Politische Haltung zeigen

Der 23-jährige Anthony Sieger ist Mitglied der Jungfreisinnigen in Zollikon. Er studiert Volkswirtschaft an der HSG St.Gallen und wurde bereits als Kind in politische Diskussionen der Familie einbezogen. Das prägte ihn. «Ich habe mich während meiner Maturitätsarbeit ausgiebig mit Jungparteien beschäftigt. Mit den Werten der jungen Freisinnigen kann ich mich identifizieren, deren nachhaltige liberale Politik spricht mich an. Seit einigen Jahren bin ich Mitglied der Jungfreisinnigen und sehe noch heute einen Konsens vor ­allem in der Sozial-, Aussen- und Wirtschaftspolitik.»

Der 23-jährige Medizinstudent ­Cyrill Huber wohnt im Zollikerberg und engagiert sich bei der JSVP. Seit ­seiner Kindheit interessiert er sich für Zusammenhänge in der ­Politik. Bereits als 13-Jähriger verteidigte er die Atomkraft bei einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen. Als Gymnasiast besuchte er mit einem Freund einen Anlass für junge Politikinteressierte. Nach einem Referat von Christoph Blocher entschied er sich, der JSVP beizutreten. Cyrill Huber war neugierig und wollte mehr Erfahrungen im Politleben sammeln. 2018 wurde er für eine Nationalrats-Kandidatur der JSVP angefragt. Gleichzeitig engagiert er sich in der SVP Zollikon und übt dort das Amt des Quästors aus. «Mir ist es wichtig, die Zukunft mitgestalten zu können und meine Werte sowie jene der Schweiz verteidigen zu können, entsprechend den Positionen, die wir in der JSVP vertreten. Unabhängigkeit, Eigenverantwortung und die Freiheit des Individuums sind mir sehr ­wichtig, ebenso die pragmatische Lösung bestehender und zukünftiger Herausforderungen.»

Fazit: Junge Menschen interessieren sich sehr wohl für Politik. Das Interesse wird meist in der Familie oder der Peergroup geweckt. In Zollikon und Zumikon engagieren sie sich in den bürgerlich-konservativen Parteien. Die Mitgliederzahlen sind seit Jahren stabil.