Von Antje Brechlin ‒ 29. Juli 2021
Fremdländische Gewächse, die sich in der Schweiz angesiedelt haben, können zum Problem werden. Wenn sie sich so stark ausbreiten, dass sie einheimische Arten verdrängen, gehen wichtige Lebensräume verloren. Um dem Verlust an Biodiversität entgegenzuwirken und die Bevölkerung zu sensibilisieren, hat die Gemeinde Zumikon einen Neophyten-Ranger eingestellt.
Invasive Neophyten richten massive Schäden an Gebäuden und in der Landwirtschaft an. Hemmungslos breiten sie sich aus, verdrängen einheimische Arten oder wirken allergen. Der Kirschlorbeer, der Sommerflieder, das einjährige Berufkraut oder die nordamerikanische Goldrute etwa sind Pflanzen, die hier zwar häufig anzutreffen sind, aber nicht hergehören. Trotzdem werden sie teilweise noch immer im Verkauf angeboten und in vielen Gärten bewusst angepflanzt. Die Verbreitung in Wald und Wildhecken erfolgt dann meist über die Beeren oder Samen, die von den Vögeln gefressen und an Naturstandorten wieder ausgeschieden werden. Zollikons Wald hat zum Beispiel ein Problem mit Henrys Geissblatt.
Oft wissen Hausbesitzer gar nicht, dass es sich um fremdländische Arten handelt. Das Naturnetz Pfannenstil will das ändern und hat den invasiven Pflanzen den Kampf angesagt. Aus diesem Grund hat der Verbund alle zwölf Pfannenstil-Gemeinden angefragt, ob er sie mit Informationen versorgen und ihnen Fachpersonal für Neophyten vermitteln dürfe. Zumikon hatte bereits seit zehn Jahren mit dem Naturnetz Pfannenstil zusammengearbeitet und jährlich einen Neophyten-Bekämpfungstag veranstaltet. So versuchte die Gemeinde, die Bevölkerung für die invasiven Arten zu sensibilisieren. Doch jetzt will sie konsequenter vorgehen.
Die Gemeinden Zumikon und Küsnacht haben deshalb entschieden, gemeinsam einen Neophyten-Ranger einzustellen, was sie sich jährlich rund 20 000 Franken kosten lassen. Von April bis Oktober arbeitet nun Lukas Reichwein in einem 25-Prozent-Pensum für die Gemeinden. Aufgabe des 40-Jährigen ist es, in der Region invasive Neophyten zu bekämpfen und die Bevölkerung auf das Problem aufmerksam zu machen.
So läuft oder radelt der Gärtner mit seiner Ausrüstung und dem Informationsmaterial primär die Naturschutzgebiete in Zumikon und Küsnacht ab, reisst invasive Pflanzen aus und entsorgt sie fachgerecht mit der Grünabfuhr. Entdeckt er Neophyten in Privatgärten, versucht er mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen und auf das Problem aufmerksam zu machen. «Die Sensibilisierung für das Thema ist ein Selbstläufer und die Menschen reagieren sehr positiv, wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt», so Lukas Reichwein. Wichtig sei es, bei der Bekämpfung der invasiven Arten dranzubleiben.
In der Gemeinde Zollikon ist der Winzer Niklaus Forrer mit der Bekämpfung von invasiven Neophyten auf öffentlichem Grund beauftragt. Für die Sensibilisierung der Bevölkerung hat er keinen Auftrag. Er steht aber in engem Kontakt mit dem Naturnetz Pfannenstil. Der Zolliker Gemeinderat lässt derzeit intern einen Grundlagenbericht über die Verbreitung von Neophyten auf Privatgrund und zur Biodiversität erarbeiten. Bis kommenden Herbst wird der Gemeinderat den Bericht genehmigen und über Umsetzungsmassnahmen nachdenken. Dabei sollen dann auch Massnahmen zur Sensibilisierung und Beratung der Bevölkerung diskutiert werden.
«Neophyten» bedeutet übersetzt «Neue Pflanzen». Es ist die Bezeichnung für Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas (1492) absichtlich eingeführt oder versehentlich eingeschleppt wurden und in der Folge verwilderten. Die Mehrheit dieser gebietsfremden Pflanzen ist gut in unsere Umwelt integriert und hat die heimische Flora bereichert, wie zum Beispiel die Rosskastanie. Manche dieser neuen Pflanzen verhalten sich invasiv. Diese Problempflanzen bezeichnet man als invasive Neophyten. Sie breiten sich stark aus und verdrängen die einheimische Flora. Bestimmte Pflanzen sind gefährlich für unsere Gesundheit, andere können Bachufer destabilisieren oder Bauten schädigen.
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.