Von Sandra Strickler ‒ 2. September 2021
Die Tage der Forsthütte Feufbüel sind gezählt, obwohl das Interesse an einer Mehrfachnutzung gross ist. Der Quartierverein Zollikerberg setzt sich seit Jahren dafür ein, eine Waldhütte zu realisieren. Umso mehr enttäuscht der Entscheid der Behörden.
Die Forsthütte Feufbüel ist den meisten Zollikerinnen und Zollikern ein Begriff. Nahe der Forchbahnstation Waldburg gelegen, ist sie ideal an den Verkehr angeschlossen und vom Zollikerberg genauso wie von Zollikon gut erreichbar. Manch ein Kind hat hier dank des Familienclubs Zollikon dem Samichlaus seine Wünsche ins Ohr geflüstert oder die Forsthütte im Rahmen eines anderen Anlasses besucht. 2022 soll die beliebte Forsthütte abgerissen werden. Die Gründe sind für viele unverständlich.
Am Anfang der Entwicklungen im Fall Forsthütte Feufbüel stand ein nachvollziehbares Begehren der Holzkorporation Zollikon: Die über 60 Jahre alten Gebäude genügen den heutigen Anforderungen an eine forstwirtschaftliche Infrastruktur nicht mehr. Deshalb soll unweit des jetzigen Standorts ein neuer Werkhof gebaut werden. Das erste Projekt der Holzkorporation Zollikon scheiterte an einem Rekurs von Umweltorganisationen. Man fand einen Kompromiss: Der Neubau darf nur entstehen, wenn die bestehenden Gebäude rückgebaut, also abgerissen werden. Teil der Begründung: Würde die bisherige Forsthütte bestehen bleiben, wären die Gebäude für den Forstbetrieb gemäss kantonalen Richtlinien überdimensioniert.
Die Forsthütte Feufbüel wird heute aber nicht nur für den reinen Forstbetrieb genutzt; sie steht örtlichen Institutionen für gesellschaftliche Anlässe zur Verfügung. Dafür ist im Neubauprojekt kein Raum vorgesehen. Zollikon, eine der Gemeinden im Kanton Zürich, die über keine Waldhütte verfügt, verliert somit einen Raum für Begegnungen. Genau hier setzt der Quartierverein Zollikerberg an. «Seit mehreren Jahren setzen wir uns dafür ein, in der Gemeinde Zollikon eine Waldhütte zu realisieren. Mehrere Standorte wurden evaluiert. Die Hürden durch die Gesetzgebung und die Erschliessung sind allerdings hoch», erklärt Fritz Wolf, Co-Präsident des Quartiervereins Zollikerberg.
Die Idee liegt auf der Hand: «Die Forsthütte Feufbüel wird bald leer stehen. Der Innenausbau mit Aufenthaltsraum, Cheminée, Küche, Toiletten, Garderobe und gedecktem Vorraum würde sich als Waldhütte gut eignen. Die Erhaltung dieses ideal gelegenen Gebäudes wäre eine einmalige Chance.» Eine Sanierung der Innenräume und der Leitungen wäre zwar nötig, für die Finanzierung des Vorhabens könnte der Quartierverein Zollikerberg aber auf Gönner zählen, die bereits hohe Beträge zugesichert haben. 2014 hatte auch der Gemeinderat die Sanierung des Forsthauses explizit begrüsst und einen – je nach Finanzlage – namhaften Beitrag für die Instandstellung in Aussicht gestellt.
Der Quartierverein Zollikerberg hat ein Konzept für die geplante Mehrfachnutzung erstellt. Das Interesse ist gross. Das Sozialamt der Stadt Zürich, das seit rund 25 Jahren im Rahmen des Angebots «Joblade» mit der Holzkorporation Zollikon zusammenarbeitet, würde den Ort als Umkleide- und Aufenthaltsraum nutzen. Der Ornithologische Verein Zollikon würde einen Beobachtungssitz einrichten. Vorstellen kann man sich auch die Nutzung durch Schulklassen als Waldklassenzimmer. Hinzu kommen klar kommunizierte Nutzungsbedürfnisse verschiedener gesellschaftlicher Institutionen, insbesondere des Verschönerungsvereins, des Familienclubs und der Meitlipfadi Zollikon. Ein Betriebsreglement und ein Verwalter würden die ordnungsgemässe Nutzung sicherstellen, etwa Zeitbeschränkungen für Veranstaltungen und das Verbot von Zufahrten mit Motorfahrzeugen, um die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Anwohner vor Lärm- und Lichtemissionen zu schützen.
Trotz der weit fortgeschrittenen Planung des Quartiervereins Zollikerberg und der breiten Unterstützung der Bevölkerung scheint das Schicksal der Forsthütte besiegelt: Sie muss abgerissen werden, sobald der neue Werkhof steht. Ein Denkfehler, wie Fritz Wolf sagt: «Die Baubewilligung hält fest, dass der alte dem neuen Werkhof weichen muss. Doch wir möchten die Forsthütte ja anders nutzen. Entsprechend würde es unseres Erachtens auch im rechtlichen Ermessen der kantonalen Verwaltung liegen, in diesem Fall auf den Rückbau zu verzichten. Bis dato haben sich aber die Gemeindebehörden kaum für die Unterstützung dieses doch im allgemeinen Interesse liegenden Vorhabens eingesetzt.»
Dem hält Martin Hirs, Zolliker Gemeinderat und Bauvorsteher, entgegen: «Für Bauten und Gesuche ausserhalb der Bauzone, wie dies bei der Forsthütte Feufbüel der Fall ist, sind nicht wir, sondern der Kanton zuständig. Wir würden es begrüssen, wenn der Quartierverein in einem ersten Schritt mit der Umweltorganisation den Austausch sucht, die damals gegen das ursprüngliche Bauprojekt Rekurs eingelegt hatte. Wird ein gemeinsamer Nenner gefunden, hätte man eine andere Ausgangslage für mögliche weitere Schritte.»
Der Gedanke, dass die Forsthütte abgerissen wird, macht Fritz Wolf wütend und traurig: «Die Behörden machen einen Fehler. Das ist in unseren Augen ein richtiger Schildbürgerstreich.»
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