Agieren statt abwarten

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 13. Januar 2022

Entgegen dem Trend: Die Zolliker und Zumiker Wirte kommen gut durch die Krise – mit Fantasie und Optimismus.

Auf der einen Seite gibt es Gastronome und Gastronominnen, die stark unter der Pandemie leiden. Auf der anderen Seite jene, die sich anpassen und überleben. Einer davon ist Toni Albino. Der Koch, der seit 2016 den «Falken» in Küsnacht führt, wurde im Lockdown sofort aktiv. Er beantragte Fördergelder und stellte ein Zelt vor sein Restaurant, um sein Essen im Take-away an den Mann und die Frau zu bringen. Mittlerweile ist der Lockdown Geschichte und sein Restaurant laufe wieder gut. Trotzdem vertreibt er seine Mahlzeiten weiter im Take-away: Seit Montag steht sein Food-Truck im Zumiker Schwäntenmos und versorgt Hungrige mit Burgern, Pasta-Variationen, Salaten, Desserts und mehr. «Ich habe am Anfang der Pandemie vor allem einen Weg gesucht, um keine Mitarbeitenden entlassen zu müssen», berichtet er. In dem Food-Truck namens «Flying Falken» stehen vier Leute parat. «Es muss am Mittag schnell gehen. Die Pausen sind kurz.» Deswegen wird im Restaurant in Küsnacht vorgekocht, im Food-Truck dann nur noch fertig gestellt. Der Standort ist gut gewählt zwischen Gewerbegebiet und der internationalen Schule. Handwerker, Büroangestellte und zahlreiche Schüler konnte Toni Albino am ersten Tag begrüssen. Auch ­viele alte Bekannte, führte er doch mehr als zwanzig Jahre den «Triangel» in Zumikon. Ein Grund, weshalb er diesen Standort für den «Flying Falken» ausgesucht habe, sei auch die traurige, kulinarische Lage in der Gemeinde. In Küsnacht soll es den zweiten Food-Truck geben; das Gesuch für einen Standort hat er eingereicht.

Delivery-System ergänzt ­Take-away

Ob man in der Pandemie als Gastro­nom überleben könne, sei auch eine Mentalitätsfrage, sagt Sascha Erni, Ansprechpartner für die Pizzeria Napulé, die im ehemaligen «Truben» eröffnen wird. «Wir hoffen, noch im Januar starten zu können.» Aufgrund von Lieferengpässen musste die Eröffnung ins neue Jahr verschoben werden. Doch Raffaele Tromiro wird seine neapolitanischen Pizzen auch in Zollikon bald in den Ofen schieben können. Dass es der Gastronomie trotz der aktuellen Lage ganz gut gehe, will Sascha Erni nicht unterschreiben. Auch ein voll besetztes Restaurant sei kein Garant für das Überleben. «Aber natürlich mussten auch wir uns bewegen und anpassen.» Das Team erarbeitete ein Delivery-System; die Pizzeria Napulé in Meilen arbeitet mit drei unterschiedlichen Auslieferungsdiensten zusammen. Parallel gibt es die Möglichkeit des Take-away. «Mit der Pizza haben wir ein Produkt, das sehr flexibel ist. Betreiber einer Raclette-Stube haben grössere Herausforderungen.»

Engpass: geimpftes Personal

Kommt dazu, dass es für Zumikon fürs auswärts essen (holen) drei Pizzerien gibt: «Italia 2000» auf dem Dorfplatz, «Da Andrea» im Tennisclub, den «Chüelebrunne», der sich ganz auf Take-away konzentriert. Christian Krahnstöver vom «Wilden Kaiser» in der ehemaligen «Frohen Aussicht» geht noch einen Schritt weiter und expandiert. Just hat er eine Dependance in Egg eröffnet. «Das ist schon sportlich», kommentiert er lachend. Grundsätzlich ist für ihn das Wasserglas immer halb voll. «Natürlich mussten wir einige Absagen besonders von grösseren Gruppen aufgrund der Omikronwelle hinnehmen. Aber grundsätzlich bewerte ich die Situation eher positiv.» Auch er offeriert eine eigene Take-away-Karte über Wiener Schnitzel bis zum Kaiserschmarrn. Genutzt würde diese jedoch eher selten. «Unsere Gäste suchen das Ambiente und den Service.»

Verhalten optimistisch zeigt sich Edith Krappl von der «Zolliker ­Stube». «Wir haben vielleicht am Abend weniger Gäste, aber insgesamt läuft es ganz gut», erklärt die Inhaberin. Vor allem die Stammgäste würden dem Café und Restaurant am Dorfplatz treu bleiben. «Wenn wir den Winter überstehen und den Aussenbereich wieder öffnen können, werden die Zahlen ­sicher noch besser.» Was Edith Krappl eher Sorgen bereitet: «Es ist schwierig, geimpftes Personal zu bekommen; es kann ja nicht sein, dass die Gäste nur mit Zertifikat reindürfen, das Personal aber nicht geimpft ist.»

Mit diesen eher positiven Meldungen liegen Zollikon und Zumikon nicht im schweizweiten Trend. Der Arbeitgeberverband Gastrosuisse meldete diese Woche, der Umsatz im Gastgewerbe liege im Vergleich zum Vorjahr rund 40 Prozent im Minus. Daher freut sich der Verband, dass das Härtefallprogramm wieder hochgefahren werden soll.

Lockdown ohne Wirkung

Vehement spricht sich der Verband gegen eine Teilschliessung des Gastgewerbes aus. Der Bundesrat will vor allem eine Überlastung der Spitäler verhindern. Laut ihm sind dafür aber jene Bevölkerungsgruppen entscheidend, die weder geimpft noch genesen sind. Beide Gruppen dürfen aufgrund der 2G-Regel schon heute weder ein Restaurant, noch ein Café, noch eine Bar besuchen. Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse: «Ein Lockdown in unserer Branche würde daher überhaupt keine Wirkung erzielen.»

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