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Vom Dorfplatz und Adieu

Von Franca Siegfried ‒ 16. Juni 2022

Es war eine Gemeindeversammlung nicht nur gespickt mit Zahlen und Projekten, sondern auch nahe bei den Menschen. Alle drei Geschäfte haben die 121 Anwesenden einstimmig angenommen.

Standing Ovation und viel Lob für Jürg Eberhard, der in den vergangenen acht Jahren 20 Gemeindeversammlungen geführt hat. (Bild: fs)

Drei Geschäfte und viel Abschied, so endet die Legislaturperiode 2018 bis 2022. Gemeindepräsident Jürg Eberhard verabschiedete sich sichtlich bewegt von den Zumikerinnen und Zumikern nach acht Jahren im Amt. Er leitete 20 Gemeindeversammlungen mit insgesamt 62 Geschäften – 57 hat der Souverän angenommen. Das war am 14. Juni nicht anders. Alle Geschäfte haben nach Empfehlungen der Rechnungsprüfungskommission die 121 Anwesenden einstimmig angenommen. Die wenigen Wortmeldungen waren wohlwollend, jedoch differenziert. Etwa die Frage bei der Jahresrechnung mit einem Überschuss von 3,02 Millionen Franken, wann die nächste Steuersenkung geplant sei. Wegen der Pandemie wurde 2021 vorsichtig budgetiert mit einem Minus von einer Million. Steuereinnahmen haben die Jahresrechnung derart aufpoliert, dass sogar eine einzigartige buchhalterische Bereinigung hingenommen wird.

Skifahren in Elm

Die Geschichte dahinter liest sich wie aus Gottfried Kellers Novelle «Die Leute von Seldwyla»: Vor 47 Jahren gewährte Zumikon dem Skiclub Elm im Kanton Glarus ein pfandrechtliches Darlehen von 200 000 Franken für das Skihaus. Zumikon bekam Zinsen und Mietrabatt für seine Skilager. Allen war damit geholfen. 2014 fusionierten die Schul- und politische Gemeinde. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen geriet das Pfandrecht als Wiese im Wert von 29 920 Franken in die Bilanz. Fünf Jahre später erfolgte eine Bilanzanpassung auf 56 100 Franken – ohne saftige Wiese. Leider sind Sanierungen am Skihaus nötig, daher beschliesst der Gemeinderat auf das geschrumpfte Darlehen zu verzichten bzw. dieses zu schenken mit der Option, weiterhin Mietrabatt für die Schule zu bekommen. Kurzum, Zumikon zieht sich aus der Verantwortung für das Skihaus.

Auf gutem Weg mit dem Dorfplatz

Das zweite und dritte Geschäft ist miteinander verbandelt. Gemeinderat Thomas Epprecht hat sich über Jahre mit Tiefgarage und Dorfplatz beschäftigt, an Workshops, Informationsanlässen, Befragungen. Und mit Masterplan, Wettbewerb inklusiv Siegerprojekt. Für die Ausführungsplanung ist alles bereit. Das Szenario von Thomas Epprecht, dass die Tiefgarage gesperrt werden muss wegen dem Lüftungsproblem, will sich niemand vorstellen. Also winkt die Gemeindeversammlung den Projektierungskredit durch. Das Siegerprojekt «Aladin» mit Pavillon wird den Dorfplatz beleben. Aber ohne Dorfbeiz läuft nichts mehr. Eine Pop-Up-Beiz könnte während der Bauzeit im leerstehenden TUI-Laden eröffnen. «Es wird Baulärm geben, ich wohne selber am Dorfplatz», sagt der Gemeindepräsident. «Ich freue mich jedoch auf den erneuerten Platz.» Auch dieses ­Geschäft wird angenommen. Als Information bekommt die Versammlung Einblicke auf die Vorbereitungen einer neuen Unterkunft für Geflüchtete. An der Farlifangstrasse 28 soll ein modularer Bau, wie etwa in Gossau ZH, entstehen. Die Negativpresse von 2016 wegen der Unterbringung im Bunker ist nicht vergessen.

Standing Ovation für Jürg Eberhard

Das Ende der Gemeindeversammlung ist zugleich Abschied von scheidenden Behördenmitgliedern: Andreas Hugi (Schulpräsident, Gemeinderat/Vorsteher Bildung), Christian Dietsche (Gemeinderat/Vorsteher Gesellschaft), Corinna Osman und Doris Graf (Schulpflege), Christoph Born (Präsident RPK) und Helen Kneubühler Dienst (Sozialbehörde). Nach der Laudatio des Vize-Gemeindepräsidenten Marc Bohnenblust und dem Blumenstrauss an Denise Deluca Eberhard, der starken Frau hinter Jürg Eberhard, stehen alle auf. Standing Ovation für einen engagierten Gemeindepräsidenten, der sich ins Dorfleben politisch und gesellschaftlich einbrachte. Jürg Eberhard ist in Zumikon aufgewachsen. Und jetzt? «Ich werde etwas häufiger am Klavier sitzen, auf dem Golfplatz sein und an meinen Skulpturen arbeiten. Da ich mich jedoch beruflich verändert habe, bleibt meine Agenda randvoll.» Keine Spur von Amtsmüdigkeit, was bei ihm zählt, sind Veränderungen zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

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