Von Franca Siegfried ‒ 26. April 2024
Steigende Preise, Lohnforderungen, Tarifanpassungen und Energiekosten wirken sich auf die Ertragsrechnung von Schweizer Spitälern aus. In ihren Bilanzen dominieren Minuszahlen fürs Jahr 2023. Das Spital Zollikerberg schliesst mit einem Defizit von 0,5 Millionen Franken ab. Die Zahl der behandelten Patientinnen und Patienten hat sich jedoch positiv entwickelt: Stationär wurden 11 565 betreut – ein Zuwachs von 1,2 Prozent – deren Aufenthaltsdauer betrug im Durchschnitt 4,8 Tage. 64 540 Patientinnen und Patienten liessen sich ambulant behandeln – ein Zuwachs von 1,6 Prozent. Ist der Zuwachs der ambulanten Behandlungen ein weiterer Grund für den Minusertrag bzw. sind stationäre lukrativer für die Spitalabrechnung? «Nein, beide Patiententypen haben festgelegte Abrechnungsmodelle, die wir nur bedingt beeinflussen können», sagt Spitaldirektor Christian Etter. «In Zusammenarbeit mit den umliegenden Spitälern und dem Verband Zürcher Krankenhäuser ist es uns daher ein Anliegen, bessere Bedingungen für Spitäler zu schaffen, um langfristig eine hochstehende medizinische Betreuung gewährleisten zu können.»
Im Spital Zollikerberg wurden letztes Jahr 7575 Operationen durchgeführt – eine Zunahme um 363 Eingriffe. Ein Operationsrekord: «Häufig durchgeführt wurden gynäkologische Eingriffe, Sectios, Eingriffe an den Extremitäten wie beispielsweise Knieoperationen sowie Eingriffe an der Wirbelsäule», sagt Christian Etter. Sind etwa Sectios, sogenannte «Kaiserschnitte», finanziell besonders interessant? «Nein. Der neu eröffnete Sectio-Operationssaal verkürzt jedoch die Wege und Prozesse, da er örtlich an die Gebärsäle angebunden ist. Dadurch wurde die Kapazität für andere Operationen erhöht.»
Der Ertrag der Spitalbilanz sank im Vergleich zum Jahr 2022 um 2,3 Millionen Franken. Waren es 2022 noch 186,7 Millionen, sind es 2023 noch 184,4 Millionen Franken. «Der rückläufige Ertrag bei zusatzversicherten Patientinnen und Patienten ist unter anderem der vertragslosen Situation mit der Concordia Schweizerische Kranken- und Unfallversicherung AG sowie tieferen Tarifen mit weiteren Krankenkassen geschuldet», erklärt Christian Etter. Der Betriebsaufwand stieg letztes Jahr um 9,7 Millionen Franken, davon 8,1 Millionen für Personalkosten.
Die EBITDA-Marge lag bei 6,4 Prozent – nachdem sie 2022 sogar 12,7 Prozent erreichte und damit zur Spitze der Branche zählte. Warum hat diese Marge um 50 Prozent abgenommen? «Die wichtigsten Faktoren sind im Vergleich zum Jahr 2022 tiefere Erträge bei den zusatzversicherten Patientinnen und Patienten, höhere Kosten bei medizinischen Sachgütern, nur minim angestiegene ambulante Erträge und massiv höhere Personalkosten. Letzteres insbesondere durch Kosten für temporäre Angestellte, höhere Löhne und mehr Stellen», erklärt der Spitaldirektor. «Zu beachten ist, dass die EBITDA-Marge 2022 aussergewöhnlich hoch ausgefallen war, da die Fallpauschale rückwirkend auf 9850 Franken erhöht und für die Jahre 2020 bis 2022 in der Jahresrechnung von 2022 berücksichtigt worden war.» Die EBITDA-Marge, diese betriebswirtschaftliche Kennzahl zur Unternehmensbewertung, zeigt auf, ob etwa ein Spital in der Lage ist, langfristig seine Investitionen finanzieren zu können. Zur Gesundheitsökonomie im Allgemeinen gehört jedoch ein «magisches» Viereck zwischen Qualität, Wirksamkeit, Kosteneffizient und Gerechtigkeit. Hinter der Betrachtung der Spitalfinanzen mit Kosten, Nutzen und Erträgen stehen Einzelschicksale von Menschen mit gesundheitlichen Problemen, wie auch engagiertes, medizinisches Personal: Im Zollikerberg waren es letztes Jahr 76 105 Menschen und 1200 Spital-Mitarbeitende. Eine Prognose zu stellen, wie sich die Frauen-Permanence und die weiteren medizinischen Angebote des Spitals Zollikerberg im geplanten Haus zum Falken am Zürcher Stadelhofen auf die EBITDA-Marge auswirken werden, ist noch verfrüht.
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