Rooswis oder Roswies

Von Franca Siegfried ‒ 26. April 2024

Eigentlich sollte die Rechtschreibung von historischen Flurnamen fix sein. Dafür tätigte der Kanton aufwändige Abklärungen. Geschichte ist jedoch keine exakte Wissenschaft und lässt Spielraum zu. Ein Beispiel vom Zollikerberg.

Rooswis – Flurnamen erinnern an vergangene Zeiten und gehören zum Schweizer Kulturgut. (Bild: Archiv)
Rooswis – Flurnamen erinnern an vergangene Zeiten und gehören zum Schweizer Kulturgut. (Bild: Archiv)

Die Krux mit Flurnamen, am Beispiel von Rooswis, einem Grundstück mit 7248 Quadratmetern im Zollikerberg. Es kursieren Namensvarianten mit Roswies, Rooswies oder Rooswis: «Früher konnte die Gemeinde über die Schreibweise von Flurnamen bestimmen», sagt Hansjörg Salm von der Bauabteilung der Gemeinde Zollikon. «Heute ist der Kanton zuständig.» Hansjörg Salm beschreibt umfangreiche Abklärungen, welche für die Benennung von Flur­namen im Vermessungswerk des Kantons getätigt wurden. «Das Resultat ist jedoch nicht immer leicht verständlich. So heisst die Wiese gemäss kantonalem Übersichtsplan heute offiziell Rooswis. Das ist eine Schreibweise, die bisher wenig bis gar nicht gebräuchlich war.»

Ein Kulturgut

Historische Flurnamen dienen als ergänzende Informationen für Katasterpläne. Damit wird beispielsweise bei Handänderungen nicht nur eine Nummer vom GIS-Browser der kantonalen Geodaten aufgeführt. Flurnamen tragen Namen von Wald, Weide, Wiese oder Acker – meistens in Mundart geschrieben. Im örtlichen Sprachgebrauch sind alle Flurnamen überliefert worden. Daher gehören sie auch zur schweizerischen Kultur und dienen nicht nur für Katasterauszüge der Grundbuchämter. Aus diesem Grund ist jegliches Korrigieren von Flurnamen in eine halbwegs angepasste Mundart oder gar in die Schriftsprache ein Ignorieren der Vergangenheit. Jeder Flurname enthält Hinweise auf Geschichte, Volks- und Sprachkunde.

Zürcher Namenbuch

«Gemäss www.ortsnamen.ch, dem historisch sehr gut fundierten Portal der Schweizer Ortnamens­forschung mit Quellenangaben, heisst die Wiese Roswis – mit ­Variante Rooswis », ergänzt Hansjörg Salm. Im Deutschen Seminar der Uni­versität Zürich existierte seit den 1970er-Jahren eine kantonale Namensammlung. Sie besteht aus Feldaufnahmen zu den gebrauchten Ortsnamen aus Dialekt und ­historischen Quellen. Die Forschungsstelle «Zürcher Namenbuch» transferierte das historische Material in das Archiv des Schweizerdeutschen Wörterbuchs. Seither ist alles in der Datenbank «ortsnamen.ch» einsehbar und wird mit Ergebnissen aus Forschungsarbeiten laufend ergänzt. Nebenbei: Die kleine Strasse, welche im Zollikerberg von der Wilhofstrasse am Grundstück «Rooswis» entlang führt, heisst gemäss Ortsplan Roswiesstrasse …

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