Wer hüpft denn da?

Von Ramona Bussien ‒ 27. Januar 2023

Von Ramona Bussien ‒ 27. Januar 2023

Die Blauflügelige Ödland­schrecke ist Tier des Jahres 2023. In Zollikon und Zumikon trifft man sie leider nicht. Dafür hüpft ihre Verwandtschaft durch Flur und Garten. Doch jetzt im Januar schlummern sie als Eier oder Nymphen im Erdreich und warten auf warme Tage.

Typisch für das Weibchen ist der lange Legestachel. Zusammen mit den langen Flügeln wirken die erwachsenen Tiere imposant. Heupferde sind unsere grössten Heuschrecken. (Bild: Wikimedia Commons / Pawel Wiecek)

Sie ist leicht zu übersehen. Die Blauflügelige Ödlandschrecke mit ihrer graubraunen Marmorzeichnung scheint mit dem steinigen Untergrund zu verschmelzen. Meist bewegt sie sich gehend fort. Fühlt sie sich bedroht, vertraut sie ihrer nahezu perfekten Tarnung: Statt davon zu hüpfen oder zu fliegen, duckt sie sich an Ort und Stelle. Erst im letzten Moment springt sie ab. Dann breitet sie ihre Flügel mit den blauen Hinterflügeln aus, segelt wenige Meter, landet in einer scharfen Landekurve und kauert sich erneut auf einen Untergrund, der ihrer Färbung entspricht. Etwa an Kahlstellen in Auenlandschaften, die in der Schweiz innert 100 Jahren zu 95 Prozent Flussverbauungen und Wasserkraftnutzung weichen mussten. Pro Natura weist mit dem Tier des Jahres auf den Verlust des Lebensraums hin. «Unter den Insekten gilt die Blauflügelige ­Ödlandschrecke als Zeigerart. Das heisst, wo sie lebt, ist die Biodiversität hoch», erklärt Experte Florin Rutschmann dem SRF.

Von Schrecken und Grillen

Weltweit sind rund 29 000 Heuschreckenarten beschrieben. Etwa 115 Arten finden wir in der Schweiz. 40 Prozent stehen auf der Roten Liste, darunter die Ödlandschrecke. Anders der grosse «Heugümper». Ihm begegnen wir noch verhältnismässig häufig. Doch die intensivierte Landwirtschaft dezimiert auch die Bestände des Grünen Heupferds.
Die Ordnung der Heuschrecken (Orthoptera) umfasst Lang- und Kurzfühlerschrecken. Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) gehört zu den Kurzfühlerschrecken, Arten wie das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) oder die Europäische Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) zu den Langfühlerschrecken. Bei Grillen und Heupferden sind die Fühler länger als der Körper, jene der Ödlandschrecke hingegen sehr kurz. Die meisten Kurzfühlerschrecken sind Pflanzenfresser; Langfühlerschrecken ernähren sich auch von anderen Insekten und deren Larven, unter anderem von der eigenen Verwandtschaft.
Die meisten Heuschrecken überdauern den Winter im Ei oder als Nymphe. Alttiere sterben beim ersten Frost. In einigen Monaten werden wir die Männchen wieder singen hören. Um Weibchen anzulocken, reiben sie ihre Vorderflügel aneinander. Auf diesen sitzt das Stridulationsorgan – das in Position und Ausbildung von Art zu Art variieren kann – bei der Ödlandschrecke an der Innenseite ihres Hinterschenkels. Damit streicht sie über das zweite Stridulationsorgan auf den Vorderflügeln.


Alle paar Wochen aus der Natur


Wie das mit Nachbarn so ist: Man kann sie lieben oder hassen, dennoch sind sie da. Letztes Jahr lernten wir einige solcher Nachbarn kennen. Achtbeinige, geflügelte, schleichende, blutsaugende, wuchernde. Sobald die ersten Frühjahrstage die Gemeindeluft wärmen, werden aus den Eiern Nymphen, aus diesen immer grössere Nymphen und schliesslich zirpen und singen sie wieder in Wiesen und Gärten: Der Zolliker Zumiker Bote wirft einen Blick auf die Heuschrecken.

Die Blauflügelige Ödland­schrecke ist Tier des Jahres 2023. In Zollikon und Zumikon trifft man sie leider nicht. Dafür hüpft ihre Verwandtschaft durch Flur und Garten. Doch jetzt im Januar schlummern sie als Eier oder Nymphen im Erdreich und warten auf warme Tage.

Typisch für das Weibchen ist der lange Legestachel. Zusammen mit den langen Flügeln wirken die erwachsenen Tiere imposant. Heupferde sind unsere grössten Heuschrecken. (Bild: Wikimedia Commons / Pawel Wiecek)
Sie ist leicht zu übersehen. Die Blauflügelige Ödlandschrecke mit ihrer graubraunen Marmorzeichnung scheint mit dem steinigen Untergrund zu verschmelzen. Meist bewegt sie sich gehend fort. Fühlt sie sich bedroht, vertraut sie ihrer nahezu perfekten Tarnung: Statt davon zu hüpfen oder zu fliegen, duckt sie sich an Ort und Stelle. Erst im letzten Moment springt sie ab. Dann breitet sie ihre Flügel mit den blauen Hinterflügeln aus, segelt wenige Meter, landet in einer scharfen Landekurve und kauert sich erneut auf einen Untergrund, der ihrer Färbung entspricht. Etwa an Kahlstellen in Auenlandschaften, die in der Schweiz innert 100 Jahren zu 95 Prozent Flussverbauungen und Wasserkraftnutzung weichen mussten. Pro Natura weist mit dem Tier des Jahres auf den Verlust des Lebensraums hin. «Unter den Insekten gilt die Blauflügelige ­Ödlandschrecke als Zeigerart. Das heisst, wo sie lebt, ist die Biodiversität hoch», erklärt Experte Florin Rutschmann dem SRF.

Von Schrecken und Grillen

Weltweit sind rund 29 000 Heuschreckenarten beschrieben. Etwa 115 Arten finden wir in der Schweiz. 40 Prozent stehen auf der Roten Liste, darunter die Ödlandschrecke. Anders der grosse «Heugümper». Ihm begegnen wir noch verhältnismässig häufig. Doch die intensivierte Landwirtschaft dezimiert auch die Bestände des Grünen Heupferds. Die Ordnung der Heuschrecken (Orthoptera) umfasst Lang- und Kurzfühlerschrecken. Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) gehört zu den Kurzfühlerschrecken, Arten wie das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) oder die Europäische Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) zu den Langfühlerschrecken. Bei Grillen und Heupferden sind die Fühler länger als der Körper, jene der Ödlandschrecke hingegen sehr kurz. Die meisten Kurzfühlerschrecken sind Pflanzenfresser; Langfühlerschrecken ernähren sich auch von anderen Insekten und deren Larven, unter anderem von der eigenen Verwandtschaft. Die meisten Heuschrecken überdauern den Winter im Ei oder als Nymphe. Alttiere sterben beim ersten Frost. In einigen Monaten werden wir die Männchen wieder singen hören. Um Weibchen anzulocken, reiben sie ihre Vorderflügel aneinander. Auf diesen sitzt das Stridulationsorgan – das in Position und Ausbildung von Art zu Art variieren kann – bei der Ödlandschrecke an der Innenseite ihres Hinterschenkels. Damit streicht sie über das zweite Stridulationsorgan auf den Vorderflügeln.

Alle paar Wochen aus der Natur

Wie das mit Nachbarn so ist: Man kann sie lieben oder hassen, dennoch sind sie da. Letztes Jahr lernten wir einige solcher Nachbarn kennen. Achtbeinige, geflügelte, schleichende, blutsaugende, wuchernde. Sobald die ersten Frühjahrstage die Gemeindeluft wärmen, werden aus den Eiern Nymphen, aus diesen immer grössere Nymphen und schliesslich zirpen und singen sie wieder in Wiesen und Gärten: Der Zolliker Zumiker Bote wirft einen Blick auf die Heuschrecken.
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