Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 27. Januar 2023
Die Gäste des Zumiker Kulturkreises und der Gemeindebibliothek durften am vergangenen Dienstagabend mit Nicola Steiner und Franziska Hirsbrunner tief in die Literaturwelt eintauchen. Im Podcast «Literaturclub: Zwei mit Buch» – alle zwei Wochen auf Radio SRF2 Kultur – redet das Duo auf höchstem Niveau über eine Neuerscheinung und bietet Orientierung auf dem Büchermarkt. Mitgebracht für den Zumiker Abend hatten sie Peter Stamms neuen Roman «In einer dunkelblauen Stunde». Das Buch liegt übrigens ab sofort in der Bibliothek auf und ist ausleihbar.
Warum ist Stamm so erfolgreich? Peter Stamm sei einer der wenigen Schweizer Autoren, der auch im englischen Sprachraum bekannt ist. Eine Strahlkraft in fremdsprachigen Ländern zu haben, sei selten, so Steiner. Man erkenne Stamm an seinem «vielstimmigen Sound» – ein lakonischer und hochrhythmisierter Ton ziehe sich wie ein roter Faden durch seine Werke.
Nicola Steiner räumte gerne ein, dass sie alle Werke des Autors, den sie anlässlich des Solothurner Literaturpreises getroffen hatte, gelesen hat. Sein neuestes Buch ist für sie auch sein bestes. Der Autor böte ein literarisches Spiel an, er experimentiere zwischen Realität und Fiktion und dies auf charmante, leichtfüssige, schwebende Art und Weise. Peter Stamm hat viele Jobs gemacht: Er war Hotelportier, hat einst Flieger beladen, studierte einige Semester Psychologie, hat auch einmal für den Nebelspalter geschrieben. Durch seine vielfältigen beruflichen Tätigkeiten habe Stamm ein riesiges Reservoir an Weltbeobachtung, es sei bei ihm immer authentisch und nicht erfunden, so Hirsbrunner.
Zum Plot seines neuen Romans waren sich die beiden Literatur-Redaktorinnen einig, dass ihm die Handlung quasi geschenkt worden sei. Zwei Filmemacher seien an Stamm gelangt und wollten eine Dokumentation über ihn produzieren. Er habe gekontert: «Okay, dann schreibe ich halt ein Buch über zwei Filmemacher, die einen Film über einen Autor machen.» Der Roman war übrigens eher fertig als der Film.
Zum Schluss öffneten die Damen die Runde für Fragen aus dem Publikum. Auf die Frage, wie Nicola Steiner so viele Bücher lesen könne, antwortete sie humorvoll und in entwaffnender Ehrlichkeit, dass sie selbst nur behaupte, viel zu lesen. Sie lese aber eigentlich nur, was sie wirklich lesen müsse. Franziska Hirsbrunner ergänzte, dass es Kurse gebe für schnelles Lesen. Dies sei für die Literatur aber nicht geeignet, wohl aber für die Lektüre von wissenschaftlichen Texten. Es gebe Leute, die sportlich behaupten, 50 Seiten pro Stunde zu lesen – das halte sie für illusorisch, mache sie sich doch gerne auch Notizen und Markierungen beim Lesen.
Im Anschluss standen Steiner und Hirsbrunner den Gästen beim Apéro für weitere Fragen interessiert zur Verfügung. Ein gelungener Abend, an dem das Publikum in einem intimen Rahmen, ähnlich einem Kamingespräch, viele Informationen aus erster «Literatur-Hand» erhalten und so manchmal lachen durfte. Sehr zur Freude auch von Yvonne Peter, Co-Präsidentin des Kulturkreises.
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