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Von Büchern, Fotos und Geschichten

Von Franca Siegfried ‒ 2. März 2023

Wie sich Christian Burkhardt im digitalen Zeitalter mit einer Buchbinderei im Markt behaupten kann und warum er und seine Familie sich in Zumikon wohlfühlen. Bubus Geschichten aus dem Leben.

Christian Burkhardt liebt das Kunstfoto in Schwarz und Weiss von der Engadiner Bergwelt, ein Werk von seinem Freund Robert Boesch. (Bild: fs)
Christian Burkhardt liebt das Kunstfoto in Schwarz und Weiss von der Engadiner Bergwelt, ein Werk von seinem Freund Robert Boesch. (Bild: fs)

«Ich bin Bubu!» Mit sichtlichem Vergnügen nennt der Zumiker sich selbst beim Spitz­namen, der eigentlich kein Spitz- sondern sein Firmenname ist. Vor knapp zehn Jahren hat der 44-Jährige die Firma seines Vaters Hans Burkhardt übernommen: Buchbinderei Burkhardt in Mönchaltorf – daraus ist das Kürzel Bubu AG geboren.

Christian Burkhardt hat jedoch in Buchbinderei die Bookfactory integriert. Damit bekommt ein altes Kunsthandwerk mit Wurzeln aus dem 15. Jahrhundert im Zeitalter der Digitalisierung eine neue Bedeutung. Bubu fusioniert zum ­Beispiel Buchbinden und Erinnerungsfoto zum edlen Fotobuch als nachhaltiger Beweis eines schönen Lebens. Aus diesem Grund schreibt er auf der Website seiner Firma: «Wir binden Bücher, Menschen, ­Leidenschaften». Er liebt als Unternehmer die Geschichten seiner Kundinnen und Kunden. Darum fällt es ihm auch leicht, von seinem ­Leben zu sprechen. Im Wohnzimmer stapeln sich seine persönlichen Familien-Fotobücher – elegant gebunden in grauen Leinenstoff.

Familienleben in Zumikon

Christian Burkhardt ist mit zwei Schwestern in Zumikon aufgewachsen. Sein Grossvater sprach schon früh von ihm als Stammhalter und Nachfolger. Nach seiner Schulzeit in Zumikon und abgeschlossenem Studium in Betriebs- und Volkswirtschaft machte er seine ersten beruflichen Erfahrungen in der Grossbank UBS. In seiner Doktorarbeit an der Universität Zürich schrieb er über Nachfolgeregelung in Unternehmungen.

Danach war er für Holcim, den internationalen Konzern mit Schweizer Wurzeln, viel unterwegs in Südostasien. «Es war eine spannende Zeit, Zumikon und Buchbinderei waren weit weg», erzählt Christian Burkhardt. In dieser Zeit begegnete ­er auch Sioe Oei, der Liebe seines ­Lebens. Sie hat indonesische Wurzeln, ist jedoch in Holland auf­gewachsen: «Ich lebte zwischen Südostasien und Zürich, Sioe in Amsterdam.» Er schildert, wie er jeweils an den Wochenenden nach Holland flog, um die Frau seines Lebens noch besser kennenzulernen. Mit 32 sind wir uns begegnet, mit 33 haben wir geheiratet. «Wir gaben ziemlich Gas, ein Jahr später kam schon Olivier, unser Sohn zur Welt», sagt er. Sie wählten die Schweiz als Lebensmittelpunkt und liessen sich vorerst im Zürcher Seefeld nieder.

Daheim in Zumikon

Die Eltern Hans und Lisemarie Burkhardt freuten sich, dass die junge Familie in die Nähe zog. ­Vater und Mutter verstanden sich gut mit Sioe; Mutter und Schwiegertochter haben beide Medizin studiert. Lisemarie Burkhardt praktizierte 25 Jahre lang als Anästhesistin im Spital Zollikerberg, neben ihrer Familie mit drei Kindern. Sioe Burkhardt ist Zahnärztin und praktiziert heute drei Tage die Woche in einer Praxis in Uster. Im Jahr 2015 findet die junge Familie ein Haus in Zumikon in der Nähe der Eltern. Töchterchen Carine kommt zur Welt. Heute geht sie in die erste Klasse in Zumikon, der grosse Bruder besucht bereits die dritte Klasse. «Meine Tochter hat jetzt sogar beim gleichen Musiklehrer wie ich damals Trompetenstunde», sagt Christian Burkhardt. Damit will er auch die Lebensqualität in Zumikon beschreiben, beschaulich, eine gewisse Bodenständigkeit, die er zu schätzen weiss.

Traurig, aber sehr dankbar spricht er über seine Mutter, die vor wenigen Tagen verstorben ist. Sie war sehr krank, alle waren für sie da, konnten sie begleiten auf ihrem letzten Weg, sich von ihr verabschieden, alles sagen, was es nach einem erfüllten Leben zu sagen gibt. Lisemarie Burkhardt starb an ihrem 80. Geburtstag. Während Christian Burkhardt von seiner Mutter erzählt, setzt sich Maxi, eine grosse Norwegische Waldkatze, dazu. Das wunderschöne Tier, das ihm seine Frau geschenkt hat, sucht seine Nähe.

Kampf fürs Schöne

«Ich kann schlecht Nein Sagen», sagt Christian Burkhardt und lacht. Seine Karriere als Sportler im Unihockey-Team hat er aufgegeben, nun ist er Juniorentrainer. In der Zunft zur Saffran amtiert er als Zunftschreiber. Das neue Restaurant Zafferano findet er besonders gelungen. «Rudi Bindella und Philipp Hildebrand haben sich für die Pacht bei uns beworben, man konnte ihre Lust auf das gemeinsame Projekt richtig spüren», berichtet er. «Das kommt gut.» In der Ortspartei FDP ist er Mitglied, aber eine Funktion zu übernehmen, kann er sich momentan nicht vorstellen. Da ist das Geschäft in Mönchaltorf, die Verantwortung, obwohl er Bubu mit einem Co-CEO leitet: «Er ist der langjährige Geschäftsführer und einer der besten Buchbinder des Landes.»

Aber da schlummert noch eine andere Leidenschaft: selbst fotografieren. Unterwegs sein in der Natur, in den Bergen Stimmungen erleben, auffangen und festhalten. Das macht er auch gerne mit anderen zusammen. Dabei hat er den bekannten Fotografen Robert Boesch zum Freund gewonnen. Robert ­Boesch bezeichnet sich als Bildersuchenden. Ein grosses Kunstfoto von ihm in Schwarz und Weiss von der Engadiner Bergwelt hängt im Esszimmer und bringt eine zauberhafte Stimmung in den hohen Raum – als würden die Wolken am Piz Corvatsch zur Esszimmerdecke schweben.

«Kampf fürs Schöne» ist ein Zitat von Christian Burkhardt, seine Worte können als eine Mischung aus Kraft, Bewunderung und Wertigkeit verstanden werden. Damit positioniert er auch die Firma Bubu mit der Bookfactory in einem Markt, der noch nicht vor langer Zeit Bücher als Auslaufmodell ­behandelte. Nicht zu vergessen, wie Tech-Riesen beispielsweise Amazon, den Markt beherrschen. Christian Burkhardt setzt sich für kleine Auflagen von persönlichen Büchern ein, etwa mit Lieblingsrezepten in einem Kochbuch. Auch für Kinderbücher macht er sich stark und ­blättert dabei begeistert in einem Globibuch, das personalisiert werden kann. So tickt «Bubu» in vierter Generation.

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