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Dank Zürichseewasser zu lokaler Energie

Von Aline Sloksnath ‒ 27. April 2023

Unterhalb der Wässrig-Wiese in Zollikon ist der Bau des ­Generationenprojekts Energieverbund Lengg gestartet. Damit beauftragt ist das Unternehmen Energie 360° AG. Ab 2027 sollen der Gesundheitscluster Lengg sowie zwei städtische Wohn­gebiete klimafreundlich mit Wasser aus dem Zürichsee geheizt und gekühlt werden. Auch die Gemeinde Zollikon ist mit dabei.

Der Bau der Seewasserzentrale hat begonnen. Vor zwei Wochen rollten auf der Wässrig-Wiese die ersten Bagger an. (Bild: cef)
Der Bau der Seewasserzentrale hat begonnen. Vor zwei Wochen rollten auf der Wässrig-Wiese die ersten Bagger an. (Bild: cef)

Die Schweizer Klimastrategie sieht vor, dass 2050 das Netto-Null-Ziel erreicht wird. Dafür braucht es Veränderungen und ­umweltschonendere Energie. Der Energieverbund Lengg setzt auf ­klimafreundliche Energie. Das Unternehmen Energie 360° will die ­Kliniken und Institute des Gesundheitsclusters Lengg sowie städtischen Wohnraum ab 2027 mit Seewasser aus dem Zürichsee heizen und kühlen. Auch Liegenschaften in Zollikon sollen damit versorgt werden. Das Projekt bringt nicht nur ökologische, sondern auch energiepolitische Vorteile. Da der Zürichsee vor der Haustür liegt, entfällt der Bezug von Wärme oder Kälte aus anderen, womöglich ausländischen Energiequellen – es entstehen weniger globale Abhängigkeiten.

Unterhalb der Wässrig-Wiese am Zolliker Seeufer, Nähe Tiefenbrunnen, wird nun die Seewasserzen­trale mit Wärmetauschern gebaut. Am vergangenen Montag rollten die ersten Bagger an. Der Start habe nach Plan funktioniert, bestätigt Michael Walser, Mediensprecher von Energie 360° auf Anfrage. 2027 sollen voraussichtlich die ersten Kundinnen und Kunden beliefert werden.

Was bisher geschah

2017 hat die Gemeinde Zollikon ihre grundsätzliche Zustimmung zu ­einem Wärmeverbund gegeben. Im Oktober 2020 wurde bekannt, dass die Energie 360° AG die Ausschreibung des Gesundheitsclusters Lengg gewonnen hat. Anfangs 2022 ergänzte der Regierungsrat den regionalen Richtplan Pfannenstil mit den planungsrechtlichen Voraussetzungen. Im Mai des gleichen Jahres stimmte der Gemeinderat Zollikon dem Entwurf eines Baurechtvertrages mit Energie 360° AG zu (siehe Ausgabe 19/2022). In der Sitzung vom 22. März diesen Jahres hat er diesen nun genehmigt.

Rund 90 Millionen Franken investiert Energie 360° in den Energieverbund. Damit wird der Gesundheitscluster Lengg zur grössten Spitallandschaft in Europa, welche klimaneutrale Energie nutzt. Auch die Gemeinde Zollikon soll davon profitieren.

Blick in die Zukunft

Die Netzanstalt Zollikon (NAZ) ist eine Partnerin im Projekt der Energieversorgerin. «Für Zollikon ist diese Partnerschaft sehr wichtig, denn es unterstützt das Netto-Null-Ziel des Gemeinderates», sagt Patrick Dümmler (FDP), Gemeinderat und Verwaltungsratspräsident der Netzanstalt Zollikon, auf unsere Anfrage. Die NAZ beteiligt sich an den Kosten des Baus auf gemeindeeigenem Grund, damit sich Zollikon ebenfalls an das Netz anschliessen kann. Um dies zu realisieren, muss ein Fernwärmenetz eingerichtet werden. Die Konditionen sind noch nicht auf den Rappen genau ausgerechnet, aber wettbewerbsfähig, erklärt Patrick Dümmler. Ob das Fernwärmenetz zustande kommt, entscheiden im Sommer die Zolliker Stimmbürgerinnen und -bürger, gilt es doch, erst die benötigten Rechtsgrundlagen in der Gemeindeordnung zu schaffen. Das heisst: Der Grundauftrag der NAZ muss um die Versorgung mit Fernwärme erweitert werden. Darüber wird am 18. Juni an der Urne abgestimmt. Vier Tage vorher entscheidet die Gemeindeversammlung zudem über die Bewilligung eines entsprechenden Rahmenkredites. Werden beide Vorlagen angenommen, wird das Projekt zusammen mit den Werken am Zürichsee AG realisiert. In diesem Fall kann die Gemeinde Zollikon ab 2027 Anergie von Energie 360° beziehen, bestätigt Michael Walser.

Auch für Private attraktiv

Wer könnte sich an dieses Fernwärmenetz anschliessen? «Ziel ist, dass ein grosser Teil der gemeindeeigenen Liegenschaften angeschlossen wird», erklärt Patrick Dümmler. «Unter anderen auch das Schwimmbad Fohrbach. Aber auch private Eigentümer sollen davon profitieren können. Für Private kann das durchaus attraktiv sein; sie können sich die ganze Heizungsanlage im Eigenheim sparen.» Vorerst aber werden nur Häuser an den Verbund angeschlossen, welche sich im Umkreis des ersten Perimeters befinden. Doch der Wunsch und auch die Möglichkeit bestehen, dass diese Perimeter erweitert werden. Dass jedoch ganz Zollikon zukünftig mit Fernwärme durch das Seewasser versorgt wird, ist gemäss Patrick Dümmler aus Kapazitätsgründen mit diesem Projekt nicht möglich.

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