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Noch fehlt die Urkunde

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 17. Mai 2023

Der Zumiker Schüler Faizan Memon ist schweizweit bester Rechner in seiner Altersklasse.

Fürs erste bekam Faizan Memon ein Kniffel-Spiel, bald folgt eine Reise nach Wien. (Bild: bms)
Fürs erste bekam Faizan Memon ein Kniffel-Spiel, bald folgt eine Reise nach Wien. (Bild: bms)

Dass Faizan Memon gut in Mathematik ist, weiss er ­natürlich. Schon in der Juch-Schule hatte er hervorragende Noten nach Hause gebracht und siegte auch oft in vergleichbaren Wettbewerben. Aber nach dem diesjährigen ­Känguru-Test hatte er kein so gutes Gefühl. Vor allem als er sich daheim die Lösungen der Aufgaben anschaute und gleich einen Fehler entdeckte. Umso glücklicher war der 13-Jährige, als er das Resultat bekam. Er ist nicht nur der beste Schüler des Realgymnasiums in seiner Altersklasse, sondern siegte gleich schweizweit in dieser Kategorie.

Das Interesse für die Welt der Zahlen zeigte sich früh. Schon im Kindergarten in England habe er sich fürs Rechnen interessiert; seine Lehrer im Juch und Realgymna­sium unterstützten das. Auch seine beiden älteren Geschwister waren gut in Mathe. Der Vater – Chief of Finance eines grossen amerikanischen Unternehmens – wird diese Vorliebe weitervererbt haben. Die Eltern, die aus Pakistan stammen, lebten einige Jahre in Grossbritannien, ehe es über Genf nach Zumikon ging. «Eigentlich ist es in meinem Beruf üblich, alle paar Jahre weiterzuziehen. Doch es gefällt uns so gut, dass wir bleiben wollen», erklärt Khawer Memon. Wie sehr sie die Schweizer Kultur lieben, zeigt ein gemeinsames Familienfoto samt Alphorn in den Alpen. Auch Mama Hareem Memon ist stolz auf die Erfolge ihrer Kinder. Der grosse Erfolg ihres jüngsten Sohnes wird auch belohnt. Von der Schule gab es bislang ein Kniffel-Spiel. «Ich hoffe, dass ich auch so eine Urkunde mit den Punkten bekomme», so Faizan Memon. Als schweizweiter Sieger gewinnt er zudem einen viertägigen Aufenthalt in Wien. Von den Eltern wird er noch ein Lego-Set erhalten, da ihm das Bauen und Kreieren neuer Designs gefällt. Ob er später auch mal beruflich mit Zahlen umgehen möchte, weiss Faizan noch nicht. Er kann sich gut vorstellen in die Medizin oder in die Politik zu gehen. Aber bis dahin hat er ja noch reichlich Zeit, ist er doch gerade erst im ersten Gymi-Jahr.


Mathematik und Mädchen – eine Mär

Wenn schlechte Noten über das Geschlecht erklärt werden.

Auf die Frage, warum Mathematik denn eigentlich so ein schlechtes Image habe, kontert ­Valentin Künzle sofort: «Hat sie das denn wirklich?». Der Mathematiklehrer des Zürcher Realgymna­siums, der auch Faizan Memon unterrichtet, wehrt sich gegen diese Einschätzung. Er erlebe als Lehrer am Langzeit-Gymnasium mehrheitlich Schüler und Schülerinnen, die sich für Mathematik begeistern können. Dass es dabei in der ­Pubertät zu kleinen Krisen und Lernfrustration kommen könne, habe weniger mit dem Fach, als mit dem Alter zu tun. Auch die Mär, dass Mädchen in ­Mathe grundsätzlich schlechter als Jungen seien, weist der Pädagoge zurück. Allerdings habe er gerade als jüngerer Lehrer mehrmals von Eltern die Einschätzung gehört: «Sie hat zwar Mühe in Mathe, aber sie ist ja auch ein Mädchen.» Oder gar: «Sie kommt halt nach der Mutter.» Eine solche Entschuldigung oder Erklärung über das Geschlecht kenne er von Jungen nicht. Das Ergebnis sei, dass Mädchen dies hören und ihre Erwartungen quasi anpassen. Darunter würden die Leistungen tatsächlich leiden. Es stellt sich die Frage nach Ursache und Wirkung. Allerdings räumt Valentin Künzle ein, dass er solche Einschätzungen in den ­Elterngesprächen mittlerweile kaum mehr höre. Gleichzeitig spricht auch die Realität eine andere Sprache. So habe er beispielsweise für die Mathe-Olympiade bislang ausschliesslich Mädchen angemeldet.

Er sieht auch nicht, dass Schüler mit guten Sportnoten bewundert werden, Schüler mit guten Mathenoten als Streber oder Nerds gelten. «In meinen Klassen werden gute Noten auch sozial honoriert», unterstreicht er. Das gelte vor allem dann, wenn die starken Schüler die etwas schwächeren unterstützten. Ein bisschen überrascht war er dann aber doch vom hervorragenden Abschneiden Faizans. «Dass er viel Talent und ein grosses ­Potenzial in Mathematik hat, war schon ein paar Wochen nach Schulbeginn klar. Aber ein so ­herausragendes Ergebnis hat mich schon überrascht und natürlich sehr gefreut.» Für den Zumiker Schüler ist mit seinem Sieg das grosse Mathematik-Abenteuer noch nicht zu Ende: Er kann nun in der nächsten Runde auf internationalem Niveau weiter rechnen und knobeln.


Der Känguru-Wettbewerb

Dieser ist ein mathematischer Multiple-Choice-Wettbewerb für rund 6 Millionen Teilnehmende in vielen europäischen und aussereuropäischen Ländern. Er findet jährlich am dritten Donnerstag im März in ­allen Teilnehmerländern gleichzeitig statt. Ziel ist die Unterstützung der ­mathematischen Bildung an den Schulen, die dazu die Freude an der Beschäftigung mit der Mathematik wecken und festigen und durch das Angebot an interessanten Aufgaben die selbstständige Arbeit und die Arbeit im Unterricht fördern soll. In der Klassenstufe 3/4 sind in 45 Minuten 18 Aufgaben zu lösen, in den Stufe 5/6 gibt es 60 Minuten für 24 Aufgaben. Alle anderen haben 75 Minuten Zeit für insgesamt 30 Aufgaben.

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