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Nachgefragt: Zürichsee- oder Seeuferweg?

Von Joël J. Meyer ‒ 22. Juni 2023

Der Verein «Ja zum Seeuferweg» fordert einen durchgehenden Uferweg entlang des Zürichsees. Zum aktuellen Planungsstand des Projekts hat der Zolliker Gemeinderat in seiner Stellungnahme vom 24. Mai einige «korrektive Hinweise» gemacht.

Direkter Zugang zum Zürichsee in Zollikon. (Bild: cef)
Direkter Zugang zum Zürichsee in Zollikon. (Bild: cef)
Herr Ullmann, sprechen Sie vom Zürichsee- oder Seeuferweg? Der Verein «Ja zum Seeuferweg» fordert, dass lediglich der Begriff Seeuferweg verwendet werden soll; die andere Formulierung schliesse die unmittelbare Nähe zum Wasser aus.

Die Zürcher Planungsgruppe Pfannenstil (ZPP) hat im Auftrag seiner Mitgliedgemeinden einen Vorschlag zum Titel «Zürichseeweg» für die Eintragung im Regionalen Richtplan erarbeitet. Alle Mitgliedgemeinden sind entweder über Delegierte oder im Vorstand der ZPP eingebunden. Als Vizepräsident der ZPP spreche ich darum selbstverständlich vom «Zürichseeweg».

Der besagte Verein befürchtet, dass beim Zolliker ­Gemeinderat der Wille nicht vorhanden sei, einen Weg direkt entlang des Sees verlaufen zu lassen. Was sagen Sie dazu?

Der Gemeinderat ist über die ZPP in den Prozess eingebunden und konnte Stellung nehmen. Er unterstützt den Zürichseeweg, weil er massvoll ist und die lokalen Bedingungen berücksichtigt. Aufgabe des Gemeinderats ist es, Wege zu finden, wie übergeordnetes Recht vernünftig auf die Gemeinde Zollikon heruntergebrochen werden kann. Und genau dies tun wir mit unseren beiden korrektiven Hinweisen zum Planungsstand.

Mit der jüngsten Teilrevision des regionalen Richtplans wurde beabsichtigt, Richtlinien für die Bauplanung des Seewegs zu definieren. Erachten Sie diese Richtlinien als zu restriktiv?

Der Gemeinderat hat Einwände zu den Bebauungsregeln im Uferbereich eingebracht. Bezüglich «Zürichseeweg» hat er den Hinweis auf die falsche Beschreibung des aktuellen Planungsstandes gemacht. Grundsätzlich stellt er den «Zürichseeweg» aber nicht infrage, weil es eine ausgewogene Umsetzung ermöglicht.

Angenommen, der Weg würde in seiner ganzen Länge unmittelbar am Zolliker Seeufer realisiert. Was würde das für die Badi, den Seerettungsdienst und allgemein für die Nutzung von Seegrundstücken bedeuten?

Der Bereich zwischen Seestrasse und See ist in Zollikon ohnehin sehr eng. Über etwa die Hälfte der Strecke führt die Seestrasse direkt dem See entlang, und damit auch der Zürichseeweg. Bei der kleinen Haab und bei den Seerettern wären mutmasslich grosse Brücken vorzusehen, damit auch das Rettungsboot jederzeit ausfahren kann. Bei der Seebadi hätten wir die spezielle Situation, dass Spaziergängerinnen und Spaziergänger ungehindert übers Areal flanieren könnten, während Badi-Gäste nur gegen Eintritt eingelassen würden. Deshalb macht es Sinn, den Weg um die Liegenschaften herumzuführen. Mit dem vorliegenden Vorschlag bleibt das möglich.

Gibt es andere Einwände gegen den Bau eines unmittelbar am Seeufer gelegenen Wegs, beispielsweise ­topografische?

Die Vorgärten der Seeliegenschaften bieten ganz unterschiedliche Nischen für Tiere, die hier wenig gestört leben können. Ein Seeuferweg würde diese Siedlungsökologie grundlegend aufbrechen. Je mehr Menschen im Uferbereich, je grösser der Druck auf diese Lebensbereiche. Das macht mir Sorge.

Letztendlich geht es darum, den Zürichsee zugänglicher und somit erlebbarer zu machen. Finden Sie einen durchgehenden Seeuferweg in Zollikon dafür zielführend?

Der Gemeinderat hat sich zum Ziel gesetzt, die bestehenden Seeanstösse Wässerig und beim ehemaligen Altersheim am See aufzuwerten. Der Gemeinderat will damit zwei Flächen anpacken, die in absehbarer Zeit konkrete Erlebnisverbesserungen am See für Zollikerinnen und Zolliker bringen. Bereits bestehende Gesetze werden uns auf diesem Weg zur Genüge herausfordern.


Gemeinde­präsident Sascha Ullmann be­antwortet Fragen über die Stellungnahme der Gemeinde zum Projekt «Zürichseeweg». (Bild: zvg)

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