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Schluss mit dem ewigen «Blabla»

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 13. Juli 2023

Johann Jakob und Nico Munzinger engagieren sich im Schüler­vorstand am Gymnasium Hohe Promenade und wollen neue Wege gehen.

Zwei Freunde frisch im Amt: Nico Munzinger (l.) und Johann Jakob wollen der Schülervertretung neues Leben einhauchen – und das neben der Matura. (Bild: bms)
Zwei Freunde frisch im Amt: Nico Munzinger (l.) und Johann Jakob wollen der Schülervertretung neues Leben einhauchen – und das neben der Matura. (Bild: bms)

So ­richtig gute Worte finden Nico Munzinger und Johann Jakob für die Arbeit ihres SOV nicht: Der «Schüler:innen-Organisations-Vorstand» sei – wie der Begriff – langweilig. «Es werden jedes Jahr die immer gleichen Events angeboten, die nur halbherzig durchgezogen werden. Manche haben sich nur im SOV ­engagiert, weil man Zugang zu ­einem Sitzungszimmer mit Sofa hatte, auf dem dann gechillt wurde», kritisiert der Zumiker Nico Munzinger. Kurz entschlossen haben sich die beiden Freunde zur Wahl in den Vorstand gestellt – und sind nach den Sommerferien im Amt. Und das, obwohl das harte sechste Schuljahr mit der Matura ansteht. «Aber das erste Halbjahr wird noch genug Zeit sein, wir sind ja auch bereit, unsere Freizeit zu investieren», erklärt der 17-Jährige Zolliker Johann.

Zusammen mit fünf weiteren Schülern und Schülerinnen möchten sie für bleibende Erinnerungen an die Schulzeit sorgen. Ihr Wahlplakat hatte einiges zu bieten: Sofas auf den Gängen, Talentshows, ein Oktoberfest, vielleicht auch ein Lehrer-Ranking und eine Lounge. «Das sind unsere Vorschläge; wir möchten aber ganz klar die Vertreter aller Schülerinnen und Schüler sein und hoffen auf viel Input», betont Nico. Es soll vorbei sein mit dem bisherigen ­«Blabla». Eine offene Kommunikation pflegten sie schon während des Wahlkampfs, gingen besonders auf die jüngeren Schülerinnen und Schüler zu, stellten sich vor und fragten nach Vorschlägen. Sie sind per E-Mail und Teams immer zu erreichen und mittlerweile kamen auch schon die ersten Anfragen aus der Schülerschaft. Vielleicht haben die beiden auch deswegen einen guten Draht zu den Jüngeren, weil sie selbst grosser Bruder von jeweils zwei jüngeren Schwestern sind. Als Älteste sind sie es gewohnt, einen neuen Weg zu gehen.

Viele Ausreden

«Bislang sah die Arbeit des SOV so aus, dass es zum Samichlaus Schokolade gab, Ostern Ostereier versteckt wurden, die nicht selten von Schülern frühmorgens geklaut wurden», erinnert sich der 18-jährige Nico. Ausserdem seien viele Events versprochen worden, passiert sei aber kaum etwas – oft mit der Ausrede, dass es dafür kein Budget geben würde. Dabei bekommt der SOV über die Bildungsdirektion jährlich 4000 Franken. «Das ist vielleicht nicht die Welt, aber dann muss man eben neue Wege suchen, um Einnahmen zu generieren», fügt ­Johann an. So will das Duo zum Beispiel den «Verein der Ehemaligen» kontaktieren, um gezielt für geplante Aktionen Geld zu sammeln. Auch an die Zusammenarbeit mit Sponsoren wird gedacht. «Natürlich darf auf dem Schulgelände keine Werbung gemacht werden, aber ein Sponsor könnte uns ja auch durch Produkte unterstützen.»

Klären ­wollen sie zudem, ob der Vorstand Spendenbescheinigungen ausstellen kann, damit das Spenden für Unternehmen interessanter wird. Noch vor den Sommerferien findet ein erstes Gespräch mit der Schulleitung statt, um anstehende Events zu besprechen. «Natürlich ist uns bewusst, dass wir für alle Aktionen die Zustimmung der Schulleitung brauchen, aber wir wollen neue Formen entwickeln.» Sie könnten sich beispielsweise ein Food-Festival vorstellen. Die Schüler und Schülerinnen (oder deren Eltern) beteiligen sich am Büffet, der Erlös könnte dann für weitere Veranstaltungen ausgegeben werden. Parallel könnten Bands gesucht werden, die gerne mal vor einem grösseren Publikum spielen möchten und so eine Party am «HoPro» bereichern.

Zug neu aufgleisen

Ihre Devise: Sie möchten den SOV-Zug neu aufgleisen, damit er in Zukunft ohne sie fahren kann. Nach dem nächsten Schuljahr endet ihre Zeit am Gymnasium Hohe Promenade. Nico Munzinger wird sich dann ganz der Schauspielerei widmen. Schon jetzt besucht er eine Schauspielschule und war schon in mehreren Produktionen zu sehen. Johann Jakob wird – ganz wie ­Vater und Mutter – Jus studieren mit dem Ziel, Anwalt zu werden. Für ihn steht noch der Militärdienst an, für Nico Munzinger mit hoher Wahrscheinlichkeit auch; seine ­Familie hat just den Einbürgerungsantrag gestellt. «Es ist zu schön, meinen Vater am Schreibtisch büffeln zu sehen», grinst er.

Was würden denn die beiden engagierten Jugendlichen in ihren Wohngemeinden verändern, wenn sie könnten? Nico Munziger fällt sofort das fehlende gastronomische Angebot ein. «Es gibt Pizza oder Pizza. Das war’s.» Zudem fehlt ihm gerade am Sonntag ein Bus in Richtung Stadt. «Man kommt gerade mal bis Fallacher.» Richtig gut dagegen gefalle ihm das Dorfzentrum mit der tiefer ­gelegten Forchbahn. «Wir haben einen Supermarkt, die Post, eine Apotheke, einen Spielplatz und eben ein gastronomisches Angebot. Das ist schon gut.» Johann freut sich zwar über die neue Buslinie, aber ein bisschen mehr Action fände er schon gut. Einen Club, eine Bar, in der man sich mit Freunden treffen könnte. Auf der anderen Seite freut er sich über die Zolliker Seebadi. Und beide sind sich einig: Eigentlich sei es hier doch ganz schön. Und schöner soll es bald auch am «HoPro» sein.

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