Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 3. August 2023
Als wir uns in der Redaktion Gedanken zur Sommerserie 2023 machten, hatten wir einen Ohrwurm im Kopf: «Summer of 69» von Bryan Adams aus dem Jahr 1984. Es ist tatsächlich schon 39 Jahre her, seit der Song veröffentlicht wurde. Schön ist er noch immer, heisst es da doch: «Dieser Sommer schien ewig zu dauern, und wenn ich die Wahl hätte, ich würde immer dort sein wollen, das waren die besten Tage meines Lebens.»
Was waren die grossen Zolliker und Zumiker Momente im Sommer 1969, 1979 und 1989? Wir haben für Sie in unseren alten Ausgaben geblättert und staunten oftmals: Viele Diskussionen begleiten uns schon seit Jahrzehnten, einiges hat sich verändert und anderes war früher wohl wirklich besser – vielleicht auch nur, weil wir selbst noch jünger waren.
Kommen Sie mit auf unsere Zeitreise. Wir machen weiter im Jahr 1979: Worüber wurde in Zollikon vor
44 Jahren diskutiert?
Hoher Besuch beehrte Zollikon im Juli 1979: der 14. Dalai Lama. Viel Publikum kam zu seinem Vortrag im katholischen Pfarreizentrum. Mönche in den traditionellen Umhängen bahnten einen Weg durch die Wartenden für den höchsten Geistlichen des tibetischen Mahayana-Buddhismus. Fröhlich lachend nahm der Dalai Lama dann Platz.
Beim «Gesang der vier Achtsamkeiten» kam er auf dieses Lachen zurück, mit dem er seine Umgebung beeinflusst. Nur wer Friede verbreite, dürfe solchen erwarten, nur wer bereit sei, Gutes zu tun, habe auch das Recht, Gutes zu empfangen. In seiner auf Tibetisch gehaltenen Rede, erst ins Englische, dann ins Deutsche übersetzt, zeigte er anhand der vier Achtsamkeiten (die Achtsamkeit der Anschauung, des Mitgefühls, des göttlichen Körpers und des Lehrers), wie man diesem Ziel näherkommen kann. Den Krieg nannte er das entsetzlichste Leiden. Die Ursache dafür liege im Hass jedes Einzelnen, der wieder Hass hervorrufe.
Der 14. Dalai Lama wurde am 6. Juni 1935 in China, nahe der tibetischen Grenze geboren. Statt der Erbfolge des Blutes oder einer Wahl gilt im tibetischen Buddhismus die Erbfolge der Inkarnation. Stirbt ein Dalai Lama, muss sein Nachfolger unter den in seiner Totenstunde geborenen Knaben gesucht werden. Nach zahlreichen Prüfungen wird der Nachfolger bestimmt. Seit seiner Flucht im Jahr 1959 lebt der Dalai Lama in Indien, im Vorgebirge des Himalajas.
Es gab Zeiten, da konnten die Jugendlichen in Zollikon auswählen, wo sie feiern, reden, tanzen und chillen wollten. 1979 gab es das «Picasso» unterhalb der katholischen Kirche Zollikerberg; es hatte jeden zweiten Samstag bis kurz vor Mitternacht geöffnet.
Als Jugend-Discothek bot das «Charly» schon 13-Jährigen Gelegenheit, legal eine Disco zu besuchen. Der «Blinddarm» im Luftschutzkeller des reformierten Kirchgemeindehauses Zollikerberg lud jeden Samstag von 20 Uhr bis Mitternacht zu einem unkonventionellen Musikprogramm ein. Schliesslich war da noch das «Harässli», das mitttwochs von 20 bis 23 Uhr offen war, freitags den «Friitigs-Club» anbot und am Samstag von 20 bis 24 Uhr mit einer Disco lockte.
1979 berichtete der Zolliker Bote über die Bedeutung der Chilbi. Im Rahmen der gemeinderätlichen Ziele, dem Gemeindeleben neue Impulse zu verschaffen, wollte man auch die Chilbi aufwerten. Als erstes sollte zu der wieder ins Dorfzentrum umplatzierten Budenstadt ein Warenmarkt kommen, so wie es dereinst gewesen war. Diesem Anliegen hatte sich ein privates Marktkomitee angenommen, präsidiert von Oskar Koller. Ziel war eine «Chilbi wie einst» – mit Wirtschaft, Tanz, Budenstadt, historischem Markt und weiteren Attraktionen. Die Gemeinde gewährte eine Defizitgarantie von 5000 Franken.
Die Chilbi Ende August wurde dann zu einem vollen Erfolg: «Alle, die – wann, wo und wie oft auch immer – dabei waren, kamen übereinstimmend zu dem Schluss: Diese Dorfchilbi war einmalig.» Gezählt wurden 450 Määrlihuus-Besucher, 700 Franken Verkaufserlös der Kinder für notleidende Vietnam-Flüchtlinge, 2500 verkaufte Öpfel- und Müüslibüechli, 3411 Rostwürste, 796 Liter Wein (davon 370 Flaschen Chilbi-Wy), 730 Pariser Gipfeli, 1350 Flaschen Bier, 1590 Mineralwasser, 1325 Kaffees und 700 Pizzas. Für das Marktkomitee stand schnell fest, dass angesichts der rund 40 000 Franken Umsatz die Defizitgarantie des Gemeinderats nicht beansprucht werden musste.
Energie sparen hat nicht erst in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen. Es war schon vor über 40 Jahren wichtig. Nachdem 1979 der Bericht über die Gesamtenergiekonzeption vorlag, wurden die damit zusammenhängenden Fragen auf Bundesebene behandelt. Zollikon wollte schon vorab im Rahmen seiner Möglichkeiten tätig werden, um Energie zu sparen, auf andere Energieträger zu setzen oder Alternativen zu finden. Auch eine Notversorgung wurde abgeklärt. Eine Energiekommission mit Vertretern aus Gemeindeverwaltung und Schulpflege unter dem Vorsitz des Werkvorstands nahm die Dienste eines Experten von «Infras» in Anspruch, des 1976 gegründeten Schweizer Forschungs- und Beratungsunternehmens zu nachhaltiger Entwicklung.
Wer glaubt, die Diskussionen rund um das Dorfzentrum seien ein aktuelles Thema, täuscht sich. Schon 1979 stand das Zentrum im Fokus. Die Gemeindeversammlung im Mai bewilligte einen Kredit von 390 000 Franken zur Ausarbeitung eines Bauprojekts mit Kostenvoranschlag für ein Dorfzentrum im Chirchhof. Vito Picenoni, Präsident der reformierten Kirchenpflege, versicherte, dass das ausgewogene Projekt eines Kirchgemeindehauses neben der reformierten Kirche jenes für ein Dorfzentrum in keiner Weise konkurrenziere. Markus Meienberg, Präsident des Vereins Dorfzentrum, betonte, das Dorfzentrum als künftiges Zentrum der Begegnung müsse unbedingt im Zentrum liegen und nicht wie von Votanten angeregt irgendwo im Grünen. Und Gemeinderat Hans Gremlin appellierte an Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, doch «endlich den Mut aufzubringen, sich mit dem Dorfzentrum zu identifizieren». Dazu der Hochbauvorstand: «Sicher brauchen wir dieses Zentrum nicht dringend – aber wir können es uns leisten, und wir dürfen uns langsam darauf freuen, dass wir es schliesslich doch noch erhalten.»
Auch das Altersheim Beugi stand auf der Agenda: Zur besseren Nutzung der Eingangshalle wurden eine Theke und Sitzgelegenheiten eingerichtet. Der Betrieb der Cafeteria sei nun ständig überlastet, auch wenn diesem Raum jegliche Atmosphäre abgehe und der rege Publikumsverkehr in der Eingangshalle störe. Eine Vergrösserung der Cafeteria und eine bessere Trennung von der Eingangshalle sei deshalb wünschenswert. 35 weitere Plätze liessen sich mit einer angegliederten und überdachten Terrasse schaffen. Ausserhalb des Betriebs könnte der Raum von den Pensionärinnen und Pensionären als Spielzimmer und für Treffen mit Angehörigen genutzt werden. Der Gemeinderat stimmte dem Projekt zu und bewilligte unter Vorbehalt der Baubewilligung 58 000 Franken zu Lasten des Baukontos.
Angenommen wurde auch ein Kredit von 817 600 Franken, um ein Grundstück für das Ferienheim Sanaspans in der Lenzerheide zu erwerben.
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