Der Zumiker Sommer 1989

Von Aline Sloksnath ‒ 17. August 2023

Als wir uns in der Redaktion Gedanken zur Sommerserie 2023 machten, hatten wir einen Ohrwurm im Kopf: «Summer of 69» von Bryan Adams aus dem Jahr 1984. 39 Jahre alt, aber schön ist er noch immer: «Dieser Sommer schien ewig zu dauern, und wenn ich die Wahl hätte, ich würde immer dort sein wollen, das waren die besten Tage meines Lebens.»

Was waren die grossen Zolliker- und Zumiker­Momente im Sommer 1969, 1979 und 1989? Wir haben für Sie in unseren alten Ausgaben geblättert und staunten: Viele Diskussionen begleiten uns schon seit Jahrzehnten, einiges hat sich verändert und anderes war früher wohl wirklich besser – vielleicht auch nur, weil wir selbst noch jünger waren.

Kommen Sie mit auf den letzten Abschnitt unserer Zeitreise, den Sommer 1989. Redaktorin Aline Sloksnath schreibt über ihre Funde im «Zumiker Boten», der bis 2015 zweimal jährlich erschienen
ist und in unserem Archiv nur bis in Jahr 1982 zurückreicht.

Spatenstich Turnhalle

Vor 34 Jahren wurde der Bau der Dreifachturnhalle Farlifang mit einem feierlichen Spatenstich begonnen.

Feierlicher Spatenstich: Vor 34 Jahren begann der Bau der Dreifachturnhalle Farlifang. (Bild: Archiv)
Feierlicher Spatenstich: Vor 34 Jahren begann der Bau der Dreifachturnhalle Farlifang. (Bild: Archiv)

Zum Spatenstich am 7. Juli 1989 kamen nicht nur Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen des Schulhauses Farlifang, sondern auch solche der Inter-Community-Schule. Schulpräsident Ulrich ­Zimmermann betonte, die Idee ­einer solchen Turnhalle in Zumikon existiere schon seit 20 Jahren. Ziel war es, einen Ort zu schaffen, der den Bedürfnissen der Zumiker Schule, der Inter-Community-Schule und den Vereinen gerecht werde. Zehn Tage nach dem Spatenstich begann der Aushub. Über sechs Wochen lang rollten täglich 80 gefüllte Lastwagen über die Dorfstrasse. «Gute Organisation der ­Arbeiten macht Lärm- und Staub­entwicklung erträglich», meinte Redaktor Klaus ­Fischer im «Zumiker Boten». Zwei Jahre sollte der Bau der Turnhalle dauern, mit Umbau- und Sanierungsarbeiten der bestehenden Schulanlage vier. Veranschlagt war ein Budget von 16,8 Millionen Franken. Der ­Redaktor beendete seinen Artikel mit einer Klammerbemerkung in Mundart: «Da isch en Bitrag vo 36 000 Franke für es Schuelhus i Todomé, Togo, samt Bsoldig vo zwei Lehrer während zweine Jahre scho z’verantworte.» Sein Schlusssatz suggeriert, als wäre dieser gemeinnützigen Aktion eine Diskussion über die hohen Kosten vorangegangen


Dorfolympiade

Am 1. Juli 1989 wurde die Zumiker Junikulturwoche, organisiert vom Verein Jugend + Freizeit, mit einer Dorfolympiade und einem Dorffest feierlich und sportlich beendet.

Rund 100 Erwachsene und Kinder, aufgeteilt in 24 Gruppen, warteten an diesem ersten Julitag vor dem Restaurant Güggel gespannt auf den Startschuss zur Dorfolympiade. Sechs Posten mit unterschiedlichen Aufgaben galt es zu bestehen. Dabei mussten auf dem Parcours nicht nur Punkte gesammelt, sondern auch Abzüge vermieden werden. Beim Hindernislauf-Posten auf dem Kinderspielplatz zählte nicht die Schnelligkeit, sondern die Geschicklichkeit der Läuferinnen und Läufer. Am meisten Punkte holte nämlich die Gruppe, die nach Tunnelrobben, Entenlauf, Pfeilschiessen und Rutschbahnfahren am Ende des Parcours noch am meisten Wasser im mitgetragenen Becher hatte. Beim Riechstand mussten die Olympioniken Düfte erschnuppern. Die Kinder hatten bei diesem Posten klar die Nase vorn. Neben Geschicklichkeit und Riechsinn war auch Lokalwissen gefragt. Beim Reservoir Ibruch musste man bei zehn Fotos erraten, von welchem Ort im Dorf die Aufnahme stammt. Posten-Schiedsrichter Michael Zimmermann war überrascht: «Die Leute haben erstaunliche Ortskenntnisse. Im Schnitt wurden etwa acht richtige Antworten gegeben.» Die Gruppe «Rübistübi’s» wurde Zumiker Dorfolympiasiegerin 1989.

Krönender Abschluss war die ausgelassene Party im Dorfsaal; bis spät in den Abend wurde getanzt. Verschiedene Dorfvereine boten ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm. Die Versteigerung der Kunstschachtelobjekte, kreiert von lokalen Kunstschaffenden für das zehnjährige J+F Jubiläum, ergab rund 4400 Franken. «Eine solche Ansammlung von Zumikern habe ich an einem Fest schon lange nicht mehr gesehen», freut sich Freizeitleiter Kaspar Stokar im «Zumiker Boten».


Charmante Lüge

Anfang Juni 1989 fand in Uster der dritte schweizerische ­Jugendturntag statt. Die Jugi Zumikon war dabei und wurde sogar «Schweizermeister»
– vermeintlich.

Wurde die Jugi Zumikon wirklich Schweizermeister? (Bild: Archiv)
Wurde die Jugi Zumikon wirklich Schweizermeister? (Bild: Archiv)

Trotz strömendem Regen reisten 42 Jugibuben aus Zumikon am 3. Juni mit ihren Betreuern nach Uster ans «Eidgenössische» der ­Jugendriegen. Die Jüngsten massen sich im «Grundspiel-Turnier». Die Mannschaft Zumikon 2 beendete das Turnier als Gruppensieger. Auch die Ränge von Zumikon 3 und 5 konnten sich sehen lassen. Die Jungen aus der Mittelstufe belegten im «Linienball» den ersten Platz in ihrer Gruppe. Euphorisch fragte ein Bub nach dem Sieg seine Betreuer, ob sie denn nun Schweizermeister seien. «Wir konnten sie natürlich nicht enttäuschen und sagten Ja», schreibt der Berichterstatter in der Herbstausgabe des «Zumiker Boten». Die Anekdote wurde prompt zum Titel: «Jugi Zumikon ist Schweizermeister».


Serbelnder Dorfmärt?

Der Dorfmärt in Zumikon hat eine lange Tradition. Doch 1989 machte man sich Sorgen, dass es damit bald vorbei sein könnte.

1989 fragte man sich: Hat der Dorfmärt eine Zukunft? (Bild: Archiv)
1989 fragte man sich: Hat der Dorfmärt eine Zukunft? (Bild: Archiv)

«‹Serbelt› der Dorfmärt?» titelt der «Zumiker Bote» einen Artikel in ­seiner Herbstausgabe. Wegen des schlechten Wetters liessen sich am 26. August 1989 nicht viele Besucherinnen und Besucher auf dem Dorfplatz blicken. Das war der einzige Grund, den Redaktor Klaus ­Fischer fürs Fernbleiben gelten liess. Die Mentalität, «im Coop gäbe es das Gemüse billiger», missbilligte er: «Das ‹lieber frisch›, ‹lieber günstig› ergibt noch lange kein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis.» Standbetreuerin Silvia Bettio stimmt zu. Der Artikel liest sich wie ein Plädoyer für den Traditionsanlass: «Lasst den Dorfmärt nicht kränkeln; gebt ihm eine Chance, zu überleben, weiterhin das Dorfbild zu erheitern – um der so notwendigen Geselligkeit und Begegnung willen, die wohl keiner von uns missen möchte.»

22 Jahre nach der Veröffentlichung dieses Artikels entschied sich der Gemeinderat, den Dorfmärt von sieben auf jährlich vier Veranstaltungen zu reduzieren – nicht wegen mangelnder Besucher, sondern weil die Marktkommission und die Arbeitsgruppe Dorfplatz eine vielfältigere Nutzung des Platzes wünschten. Auch beim Dorfmärt diesen Frühling schien der Grund für den fehlenden Andrang nicht mangelndes Interesse zu sein, sondern schlichtweg der ungünstige Zeitpunkt. Er fand am letzten Wochenende der Frühlingsferien statt, die dank dem Tag der Arbeit am
1. Mai um einen Tag verlängert wurden.


Klapperschlange im Juch

In der Kurswoche des Primarschulhauses Juch ist eine ­Schülerzeitung entstanden, deren Titelstory nicht nur ­Journalistinnen und Journalisten zum Schmunzeln brachte.

Auf einer der letzten Seiten der Herbstausgabe des «Zumiker Boten» 1989 erschien gross die Titelseite der Schülerzeitung «Juch-Express» mit der Schlagzeile «Klapperschlange im Schulhaus». Vom 5. bis 10. Juni setzten sich die Jungreporterinnen und -reporter mit Themen auseinander, die Schüler- und Lehrerschaft im Primarschulhaus Juch beschäftigten. Die Titelstory liest sich wie eine Ode an die Problemchen und Herausforderungen des Redaktionsalltags in den späten 80ern – mit Augenzwinkern. «‹Sie Frau Stahel! Min Fotiapperat hät aber en Farbfilm drinn!› Die Leitung dieser genialen Zeitung löste dieses schwerwiegende Problem schnell». Ein Problem, das heute keinen ­Redaktor mehr plagt. Beim «Juch-Express» sah das anders aus: «Das Tipp-Ex fliesst in Strömen. Blätter wirbeln in der Luft herum! Hinten in der Ecke funktioniert der Tabulator nicht! Schreibmaschinen klappern, dass man meint, man habe es mit einer Klapperschlange zu tun!» Dieses Wortspiel hinter der Schlagzeile würde heute wohl als gelungenes «Clickbaiting» gelten.


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