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Musik liegt in der Luft

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 17. August 2023

Daniel Sebestyen begann sieben­jährig mit dem Klavierspiel – und hat nie wieder aufgehört.

Ob festliche Konzerte oder fröhliche Feste: Daniel Sebestyen spielt die passenden Melodien. (Bild: zvg)
Ob festliche Konzerte oder fröhliche Feste: Daniel Sebestyen spielt die passenden Melodien. (Bild: zvg)

Eigentlich lag es nahe, dass Daniel Sebestyen einen künstlerischen Beruf wählen wird – sind seine Eltern doch Solotänzer, die auf Bühnen in der ganzen Welt zuhause waren und nun selber unterrichten – der Vater Àkos Sebestyén an der Zürcher Hochschule der Künste. Der 17-jährige Zumiker tanzt nicht, sondern lässt seit zehn Jahren seine Finger über die schwarzen und weissen Klaviertasten tanzen. Am Schnuppertag der heimischen Musikschule hatte er sich seinerzeit für die elektrische Gitarre interessiert, doch als er am Klavier gesessen sei, habe es ihn gepackt. «Ich wusste sofort, das ist mein In­strument.» Den Eltern war es recht, dass die E-Gitarre vergessen war.

Melodien mitten in der Nacht

Der mittlerweile hochgewachsene junge Mann begann umgehend mit Klavierunterricht, unter anderem bei Thomas Daukantas, und nach wenigen Wochen stellten die Eltern ein Instrument ins heimische Wohnzimmer. «Sie haben nicht erst gemietet, sondern glaubten an meine Leidenschaft.» Es folgten die ersten Klassenvorspiele in Zumikon, schnell auch weitere Auftritte.

Und Daniel Sebestyen begann zu komponieren. «Meist ist mir mitten in der Nacht eine besondere Melodie in den Sinn gekommen. Ich habe diese dann gespielt und sofort ­aufgenommen, aus Angst, sie am nächsten Morgen vergessen zu haben.» Seine jüngste Komposition hat er nicht nur erfolgreich auf dem grossen Balletttabend seiner Mutter im Zolliker Gemeindesaal gespielt, er hat «Time flows» auch auf alle gängigen Streaming-Plattformen hochgeladen. «Ich empfinde es wirklich so, dass die Zeit unheimlich schnell vergeht, und hoffe, diese Vergänglichkeit ist auch in dem Stück zu hören.»

Heimweh nach dem Klavier

Nach der Primarschule wechselte der Zumiker an die Kunst- und Sportschule in Zürich und ans ­Musikkonservatorium mit Klavierunterricht, Musiktheorie und Komposition. Jeden Tag übte er zwei bis drei Stunden – im Sommer sehr zur Freude der Nachbarn. Standen die Terrassentüren offen, lag im Quartier Musik in der Luft. Das Klavierspiel gehörte so sehr zu ihm, dass auch mal Spanienferien der Familie früher endeten, weil Daniel so Heimweh hatte – nach seinen Meerschweinchen und dem Klavier.

Neben der Schule besuchte er über ein halbes Jahr am Samstagvormittag einen Kurs für Produktion. «Ich konnte mit unterschiedlicher Software arbeiten, habe viele Tricks gelernt und auch als DJ gearbeitet.» Für ein Konzert durfte er – ganz im Stil von Udo Jürgens – am Flug­hafen auf einem gläsernen Flügel spielen. «So ein Flügel ist schon etwas ganz anderes. Er ist gleichzeitig viel ­voller, aber auch feiner – und allein von der Optik eindrucksvoller.» ­Daniel Sebestyen spielt auf vielen Bühnen und Veranstaltungen und qualifizierte sich für das Förderprogramm der Zürcher Musikschule.

Von Klassik über Jazz bis Deep House

Auf einen Musikstil festlegen will er sich nicht. Er hört mal Klassik und Jazz, mal E-Musik und Deep House. Am liebsten würde er eigene Kompositionen mit E-Musik verbinden und auch produzieren. Seltsamerweise seien die eigenen Werke immer ein bisschen melancholisch. «Ich bin eigentlich ein durch und durch glücklicher und fröhlicher Mensch.» Ob heiter oder traurig – bleibt zu hoffen, dass der Sommer dauert und die Nachbarschaft weiter mithören darf.

Nach den Sommerferien beginnt für ihn der zweijährige praktische Teil seiner Ausbildung – bei Emil Frey. Daniel Sebestyen weiss, dass er mit der Musik allein nicht erfolgreich sein wird, daher will er auch den weniger kreativen Teil der Branche verstehen, die kaufmännische Seite, das Marketing. Am Ende sollen sich dann beide Teile – das Kreative und das Praktische – ergänzen und wieder in die Welt der Musik führen.

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