Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 24. August 2023
Es war eine Veranstaltung der Extreme: Beim internationalen Pfadfinderlager in Südkorea kamen 43 000 Mädchen und Jungen zusammen. Die Kosten lagen bei 78 Millionen Franken. Aber die Tage in Seoul standen auch unter extremen Wetterbedingungen. Erst machte extreme Hitze den Teilnehmern zu schaffen, dann sorgte ein Taifun für ein vorzeitiges Ende. Aquina Ziegler aus Zumikon hat das Treffen trotzdem in sehr guter Erinnerung. Die 15-Jährige reiste schon ein paar Tage vor der eigentlichen Eröffnung über München und Abu Dhabi nach Südkorea. Die ersten Tage verbrachte sie in einem kleinen Dorf. «Wobei ein Dorf in Südkorea schon mal 20 000 Einwohner hat», lacht die Gymnasiastin. Gerne erinnert sie sich an die wunderschöne Natur in diesem Land. Weiter ging es nach Seoul in eine grosse Hotelanlage. Dort traf die Schülerin auf viele weitere Schweizer. Man tanzte Hip-Hop, praktizierte die koreanische Kampfkunst Taekwondo und erkundete die Stadt. Schliesslich fuhren sie mit Bussen ins riesige Lager – «aber es war alles gut organisiert». Natürlich sei es sehr heiss gewesen. «Aber wir Schweizer hatten extra Planen dabei für zusätzlichen Schatten.» Zudem seien klimatisierte Busse bereit gestanden. «Als wir hörten, dass die Engländer und Amerikaner das Lager verlassen, waren wir total überrascht.» Sie habe sich mit Pfadfindern aus England über den Entscheid unterhalten, und die hätten das selber nicht verstanden. «Die wollten überhaupt nicht gehen und waren über die Abreise echt nicht glücklich.» Auch die bemängelten hygienischen Zustände beurteilt Aquina Ziegler anders. «Bei so vielen Leuten kann man doch nicht erwarten, dass jedes WC immer total clean ist. Natürlich stinkt das mal. Das ist doch normal.» Kurz: Die Schweizer Delegation entschied sich zu bleiben – bis ein Taifun am Himmel aufzog. «Wir hatten von ihm gehört, aber nicht erwartet, dass er so heftig werden würde.» Die Pfadis wurden nach Seoul gefahren, wo die Zumikerin mit ihrer Gruppe in den Schlafräumen einer Universität untergebracht wurde. «Auch da hatten wir eine super coole Zeit, ich habe Freunde aus der ganzen Welt gefunden.» Für sie steht fest, dass sie in vier Jahren beim Jamboree in Polen wieder dabei sein will.
Auch Till Gugler aus Zollikon fand den Austausch mit Pfadis aus anderen Ländern super. Die Stimmung sei einfach top gewesen. Als «coolste Aktion» berichtet er von einem Off-Side-Programm, bei dem es einen Hindernisparcours auf dem Wasser zu absolvieren galt. «Weil wir ja wegen des Taifuns früher nach Seoul gebracht wurden, konnte vieles nicht durchgeführt werden.» Auch er war in einer Universität untergebracht – sogar in einem Zweibettzimmer. Er räumt ein, dass die Hitze am Anfang fast unerträglich gewesen sei, man habe sich aber daran gewöhnt. Auch das Problem mit verdreckten WCs sieht der Gymnasiast nicht. Am Anfang seien diese sehr dreckig gewesen, aber schnell seien mehr Putzkräfte eingeteilt worden. Grundsätzlich lobt er die Organisation vor Ort. Die Helfer hätten rasch auf die hohen Temperaturen reagiert und die vorzeitige Abreise aller Pfadis nach Seoul habe reibungslos funktioniert. Als Erinnerung brachte Till Gugler neue Bekanntschaften und Fotos mit, auch getauschte Abzeichen und Pfadi-
Krawatten.
Vom Culture Day, «Highlight für viele Pfadis», erzählt Charlie Brändli, Leiterin der Mädchen in der Zolliker Wölfli-Riege. «Für diesen Tag hat jedes Land traditionelle Gerichte und Aktivitäten vorbereitet, um ihre Kultur vorzustellen. Man konnte frei von Camp zu Camp wandern und Neues über diverse Kulturen kennenlernen. Es wurde viel gegessen und gespielt.» Die 16-Jährige freut sich über den versöhnlichen Schluss, trotz der vielen Unwägbarkeiten. «Die Abschlusszeremonie fand im Seoul World Cup Stadion statt, wo sich wieder alle 40 000 Teilnehmenden versammelten. Gegen 20 K-Pop Gruppen wurden mit lautem Jubeln empfangen.»
Fynn Brassel aus Zollikon fand die Zeit im Jamboree ebenfalls «extrem lässig». Der 15-Jährige ist mit Zwillingsbruder Marc nach Seoul geflogen und genoss vor allem den Austausch mit Jugendlichen aus der ganzen Welt. «Wir haben zum Beispiel mit Japanern und Schweden gegessen, das war einfach nur mega cool.» Nach ein paar Tagen war es, als würde man sich schon ewig kennen. «Ein Riesenerlebnis mit tollen Erinnerungen und Begegnungen», ergänzt Marc. Beide überraschte die Abreise der Delegationen aus England und den USA. Natürlich sei es heiss gewesen und Fynn hat auch von Jugendlichen gehört, denen es physisch nicht so gut ging. «Aber in unserem Umfeld gab es keine Fälle, und trank man ausreichend Wasser, war es erträglich», urteilt der Gymnasiast, der auch im Bundeslager war. «Die Entscheidung wurde definitiv vorschnell getroffen», meint Marc, der im Anschluss ans Jamboree eine Ausbildung zum Automatiker begonnen hat. Viel Zeit zur Entspannung gab es für die Brüder am vergangenen Wochenende nicht. An der Chilbi sind die Pfadis traditionell mit ihrem Harassen-Turm vertreten.
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