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Der Stuhl – Thron des Alltags

Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 31. August 2023

Hans Ulrich Maurer gründete 1987 sein Grafikdesign-Atelier. Leidenschaftlich sammelt er rare zeitgenössische Möbel und Designobjekte aus der Zeit um die Jahrtausendwende bis zur Gegenwart. Handwerkliches Können ist ihm wichtig, junge Talente zu entdecken, bereitet ihm Freude. Im folgenden Artikel geht es um besondere Stühle.

Der «Well Proven Chair» aus 
der Sammlung von Hans 
Ulrich Maurer symbolisiert die 
Verbindung von Nachhaltigkeit, 
Innovation und Einzigartigkeit. (Bild: Hans Ulrich Maurer)
Der «Well Proven Chair» aus der Sammlung von Hans Ulrich Maurer symbolisiert die Verbindung von Nachhaltigkeit, Innovation und Einzigartigkeit. (Bild: Hans Ulrich Maurer)

In einer Zeit, in der Kunst und Design nebeneinander stehen, geht der Stuhl weit über einen simplen Sitzplatz hinaus. Das alltägliche Möbelstück in vielen Formen und Stilen wird in der Sammlung von Hans Ulrich Maurer zur Kunst erhoben. Das Entfernen eines Stuhles gilt bei der Gestaltung von Möbeln als Königsdisziplin; sie erfordert nicht nur technisches Können und eine ästhetische Vision, sondern auch ein Verständnis für den Körper, den Raum und die Kultur, in der er existiert. Ein zeitloses Stuhldesign zu schaffen, das in die Geschichte eingeht, ist der Traum jedes Designers, jeder Designerin.

Ob schlichte Formen, opulente Gestaltungen oder futuristische Entwürfe: Die vielseitige Welt des Stuhles zeigt die breite Palette der Gestaltenden, die mit verschiedenen Materialien wie Holz, Metall und Kunststoff experimentieren. Mut zu neuen Ideen, der Einsatz innovativer Materialien und die ­Bereitschaft, auch Misserfolge zu akzeptieren, prägen deren Schaffen. Nur so entstehen innovative Stuhl-Objekte, auf denen man nebenbei auch sitzen kann.

Visionärer Stuhl

Design strebt aber nicht nur Schönheit an, sondern ist auch harte Praktik. In der Verbindung mit Nachhaltigkeit zeigt sich dies besonders deutlich. Dabei liegt der Fokus auf der Verwendung von nachhaltigen Materialien, effizienten Prozessen und einer umweltfreundlichen Entsorgung. Ein Beispiel für nachhaltiges Design in der Maurer Design Collection in Zollikon ist der «Well Proven Chair». «Der bewährte Stuhl» von Marjan van Aubel und James Shaw zeichnet sich aus durch die experimentelle Verwendung von Materialien, die Kombination von Sägemehl, Bioharz, Wasser und Farbpigmenten. Die Holzspäne, die als Abfallmaterial beim Drechseln der Stuhlbeine angefallen sind, wurden mit einer von den Designern erfundenen Technik weiterverwendet. Das Ergebnis war eine aufschäumende, gut formbare Masse, die nach dem Trocknen fest wird.

Hans Ulrich Maurer fand Gefallen an dem Stuhl, allerdings erst auf den zweiten Blick. Mit etwas Glück konnte er eines der letzten Exem­plare aus der limitierten Edition für seine Sammlung erwerben. Die Unregelmässigkeiten des Stuhls sind für ihn ein Zeichen von Solidität und Individualität und grenzen sich ab von der Uniformität industrieller Produktion. Die Sitzschale zeichnet sich durch ihre freie Form aus – ein Kontrast zur kontrollierten Einfachheit der Beine. Wie das schäumende Material von Hand auf die Form aufgetragen wird, führt zu überraschend faszinierenden Formen.

In Hans Ulrich Maurers Sammlung wird der Stuhl zur Skulptur, zur nachhaltigen Vision. Am Ende bleibt die Frage, ob wir uns auf dem Stuhl einfach niederlassen oder ob wir darin etwas Tieferes erkennen. Der Stuhl – Thron des Alltags – fordert uns auf, nicht nur zu sitzen, sondern im täglichen Leben einen Moment innezuhalten und nach­zudenken über die Schönheit, die Kunst und die Verantwortung, die er symbolisiert. (Text: Robin Schmitz-Abraham)


Das Büro neu interpretiert

Unter dem Motto Transition laden die «Zürich Design Weeks 2023» bis zum 20. September zur Erkundung neuer kreativer Horizonte ein. Das Projekt «The Office», das in einem leerstehenden Grossraumbüro im Swisscom Tower in Zürich West zu sehen ist, möchte auf die sich verändernde Rolle des Büros hinweisen – von einem Raum mit standardisierten Ausstattungen hin zu einem hybriden und sozialen Raum für Zusammenarbeit. Die Ausstellung hebt die Suche nach Alternativen und Gegenstrategien hervor, um auf die heutigen Herausforderungen zu reagieren.

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