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Heckenpflege als Schlüssel für mehr Artenvielfalt

Von Sabine Born ‒ 31. August 2023

Zollikon und Zumikon tun bereits viel, um die Biodiversität zu fördern. Wichtig ist dabei die Pflanzung einheimischer Hecken – sie bieten Vögeln, Insekten und Kleintieren Unterschlupf und Nahrung, und das nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch in privaten Gärten.

Grossartig für die Biodiversität, anfällig für die falsche Pflege. Beim scheinbar einfachen Heckenschneiden können leicht Fehler gemacht werden. Dabei erfüllen gesunde Hecken viele wichtige Funktionen. (Bild: cef)
Grossartig für die Biodiversität, anfällig für die falsche Pflege. Beim scheinbar einfachen Heckenschneiden können leicht Fehler gemacht werden. Dabei erfüllen gesunde Hecken viele wichtige Funktionen. (Bild: cef)

Hecken beschliessen im ländlichen Raum Waldränder, dienen der Landschaftsgestaltung und Grenzmarkierung. Sie mindern die Auswirkungen starker Winde auf Kulturen und Böden, wirken der Bodenerosion entgegen, verbessern die Wasseraufnahme des Bodens und helfen, Überschwemmungen einzudämmen. Doch durch die intensive Landwirtschaft mit ihren Monokulturen sind viele Hecken verschwunden und mit ihnen immer häufiger auch zum Beispiel der Feldhase, der darin Schutz vor Fressfeinden und Nahrung fand.

Auch im urbanen Raum erfüllen ­Hecken vielfältige Funktionen und sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere. Sie fördern die städtische ­Biodiversität und verbessern die Luftqualität, indem sie Staub und Schadstoffe filtern. Sie mindern den Lärmpegel, spenden Schatten und kühlen. Sie sind Teil der städtischen Ästhetik und ein Element, das ­Gärten und Parks gliedert oder Sichtschutz bietet.

Ahorn statt Kirschlorbeer

Ideal sind einheimische Wild­hecken, die Kleintiere, Insekten und Vögel anlocken, ihnen Nahrung und Lebensraum bieten. Einheimische Hecken sind oft auch besser an die lokalen Boden- und Klimaverhältnisse angepasst, was ihre Pflege erleichtert. «Das heisst, man kommt weg von den klassischen Hecken wie Thuja, Kirschlorbeer oder Berberitze, die man gerne in straffe Formen schneidet. Ihr ökologischer Wert ist gleich null. Der Kirschlorbeer gilt sogar als invasiv. Er breitet sich in Wäldern immer mehr aus und verdrängt einheimische Pflanzen», betont Roger Jeker, Geschäftsführer der Widmer Gartenbau AG in Zollikon.

Selbst einheimische Hecken haben zwar manchmal Probleme mit dem Klimawandel. «Aber es gibt genügend einheimische Pflanzen wie Buche, Linde, Ahorn, Eibe und grundsätzlich alle einheimischen Sträucher, die man als Hecke verwenden kann. Auch sie brauchen einen Formschnitt, höchstens zweimal im Jahr. Dabei betont man ihre natürliche Form, erhöht damit ihren ökologischen Wert und tut Kleintieren und Insekten gleich mehrfach einen Gefallen: Vögel finden auch im Winter Nahrung in Form von Beeren und Insekten im Frühling und Sommer nahrhafte Blüten», so Roger Jeker und betont abschliessend: «In der Bevölkerung findet derzeit ein Umdenken hin zu mehr Biodiversität statt. Es werden immer mehr Blumenwiesen statt klassische Rasenflächen angelegt. Ein nachhaltiger und wertvoller Trend.»

Die richtige Pflege

«Eine Wildhecke soll möglichst natürlich wachsen und ein Schnitt ihren natürlichen Habitus, ihre Form erhalten», sagt auch Astrid Amiet, Landschaftsarchitektin bei der Gschwend Gartenbau und Gartenpflege GmbH in Zumikon. Das fängt schon beim Werkzeug an: Für den Wildheckenschnitt empfiehlt die Expertin die Astschere und Säge statt der Heckenschere. «Damit werden vor allem ältere, ­abgestorbene Äste an der Basis entfernt, aber immer mit der nötigen Vorsicht, um Wildtiere nicht zu stören, insbesondere Vögel.»

Beim Schneiden gehe es auch darum, Licht in die Hecke zu lassen, damit sie nicht auskahlt. Eine kahle Hecke ist innen hohl, weil die dichten äusseren Zweige kein Licht durchlassen und die inneren Pflanzenteile am Wachstum hindern. Die Folgen sind gravierend: Neben optischen Einbussen bietet die ­Hecke mit der Zeit weniger Schutz für Tiere und verliert so an Wert als Lebensraum. «Auch Blütenansätze sollte man nicht entfernen und allfällige Läuse als Teil der Nahrungskette betrachten. Sie ­locken ihrerseits Nützlinge an und in der Regel erholen sich Hecken meist rasch von einem Befall», sagt Astrid Amiet. Damit eine Hecke ihren natürlichen Habitus behalten kann, muss bei der Auswahl auch der Platzbedarf berücksichtigt werden. «Kornel­kirsche oder Haselnuss brauchen in der Breite gut zwei bis drei Meter Platz und Baumhecken werden ­höher als Dornensträucher wie Rosen, die niedrig wachsen. Sinnvoll ist auch eine gute Mischung aus laubabwerfenden und immergrünen Hecken, vor allem wenn sie als Sichtschutz dienen», betont Astrid Amiet und erklärt, dass man das Schnittgut am besten an einem passenden Ort im Garten aufschichtet und liegenlässt. «Damit schafft man zusätzlichen Lebensraum für Igel und Wiesel und schliesst auch hier wertvolle Kreisläufe. Das frische Schnittgut kommt obendrauf, das bodennahe Schnittgut wird zu Kompost.»


Wissenswertes zum Heckenschneiden – Tipp zum Schnitt

In der Regel ist ein Schnitt pro Jahr ausreichend. Allerdings gilt: Je öfter eine Hecke geschnitten wird, desto dichter wird sie. Deshalb sollten vor allem frisch gepflanzte Hecken zweimal im Jahr geschnitten werden – im Mai, Juni und ab Mitte August, September, auf jeden Fall ausserhalb der Vogelbrutzeit. Bei einer gemischten Hecke ist auch ein alternierender Schnitt möglich: Statt die ganze Hecke auf einmal zu schneiden, wird jedes Jahr nur ein Teil zurück­geschnitten. So bleibt ein ­Heckenbereich immer ungestört und kann als Lebensraum für Tiere dienen.

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