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Jungunternehmer mit Künstlicher Intelligenz

Von Franca Siegfried ‒ 14. September 2023

Alexander Eichhorn ist erfolgreich mit Start-ups unterwegs. Der Zolliker ETH-Student über sein Leben zwischen Studium, neuen Ideen für Geschäfts­modelle und KI.

Alexander Eichhorn studiert Informatik an der ETH. An Ideen und Entwicklung für seine erfolgreichen 
Start-ups tüftelt er im Student Project House. (Bild: fms)
Alexander Eichhorn studiert Informatik an der ETH. An Ideen und Entwicklung für seine erfolgreichen Start-ups tüftelt er im Student Project House. (Bild: fms)

Mit Data ­Science, dem interdisziplinären Wissenschaftsfeld, lassen sich Erkenntnisse aus einer immensen ­Datenfülle generieren. Dieses Fachgebiet im Studienangebot der ETH ist wie zugeschnitten auf Alexander Eichhorn. Der Informatik-­Student ist neugierig, will lernen, noch mehr wissen, erfahren und gestalten. Im Student Project House, der stillgelegten Wärmezentrale an der Clausiusstrasse, entwickelt der 24-Jährige zusammen mit drei Kommilitonen Projekte. Nicht etwa, dass er für diese Projekte Credits für seinen ETH-Abschluss bekommen würde. Nein! Er macht das freiwillig, quasi in seiner Freizeit. Mit diesen Projekten zeigt er exemplarisch auf, was uns alles in Zukunft noch erwarten wird.

Es sind Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) im privaten Leben, wie auch in der Arbeitswelt: «Im Frühling haben wir das erste Start-up namens Real Fake Fotos auf den Markt gebracht», sagt Alexander Eichhorn. «Der Ursprung war eine App für Dating-Fotos.» Selfies konnten mit Hilfe von KI als Profilbild aufgepeppt werden. Die Freischaltung kostete 10 Euro, was jedoch von Nutzerinnen und Nutzern kaum bezahlt wurde. «Wir haben realisiert, dass solche Profilbilder besonders anspruchsvoll sind, weil die Persönlichkeit im richtigen Licht gezeigt werden soll für das Dating.»

Eine GmbH gegründet

Mit ihren Erkenntnissen haben die Studenten das Geschäftsmodell verändert. Sie erschliessen einen neuen Markt, Dating wird durch Business ersetzt: Porträtfotos für Bewerbungen. Das schlägt wie eine Bombe ein. Im letzten halben Jahr konnten sie 8000 Nutzerinnen und Nutzer gewinnen. «Damit wurde es für unsere Abrechnungen richtig kompliziert. Besonders in den USA, aber auch in Deutschland ist unsere App beliebt», sagt er. «Nur schon die Mehrwertsteuern abzurechnen, ist eine Herausforderung.» Die Konsequenz? Die Jungunternehmer ­haben jetzt einen Buchhalter an­gestellt. Zudem haben sie eine ­Gesellschaft mit beschränkter ­Haftung (GmbH) mit Sitz in Zürich gegründet.

Was ist mit Investoren als Business-Angel? «Ich schätze die Rolle von Investoren und verstehe, dass sie einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung eines Unternehmens leisten können. Meine Haltung ist
eher, dass wir nur Geld annehmen sollten, wenn es wirklich nötig ist, was bei uns momentan nicht der Fall ist», sagt Alexander Eichhorn. «Wenn man Investoren benötigt, sollte man darauf achten, dass ihre Vision mit der eigenen übereinstimmt, anstatt nur den Höchstbietenden zu wählen. Andernfalls kann es passieren, dass es nach einem kurzen Erfolg plötzlich bergab geht.»

Zielsicher unterwegs

Alexander Eichhorn ist im Zollikerberg aufgewachsen und wohnt zusammen mit seinem Bruder noch bei den Eltern. Informatik ist der Familie vertraut. Sein Vater eröffnete zusammen mit seiner Mutter in den Anfängen des Internets eine Computerschule. Dem Sohn überliessen sie einen ausgemusterten Laptop mit Windows. «Früh habe ich meine erste simple Website erstellt», sagt er. Alexander hat nach zwei Jahren Kantonsschule Hohe Promenade an das Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gymnasium Rämibühl gewechselt.

Nach der Maturität pausierte er ein Jahr für Rekrutenschule und Praktikum in Herrliberg. Dort arbeitete er in einem Betrieb für Software-Entwicklungen von Handy-Apps. Danach absolvierte er zügig seinen Bachelor in Informatik an der ETH. Nun, im Masterstudium, sind nach jedem Semester Prüfungen angesagt als Standortbestimmung. In einem Jahr, im Alter von 25 Jahren, wird der Zolliker Jungunternehmer den Master in der Tasche haben.

Mit festem Griff

Einmal pro Woche fährt Alexander Eichhorn von der ETH mit dem Tram zur Station Seilbahn Rigiblick. In der Halle vom Schwingklub Zürich zieht er sich die kurze Hose aus Zwilch über. Der Zweikampf ist nicht nur für Schweizer Männer und Frauen reserviert: «Im Sägemehl begegne ich auch ausländischen Studenten, etwa ­einem bekannten Ringer aus Russland », erzählt er. «Ich gehe an ­kleinere Wettkämpfe, aber einen Kranz habe ich noch nie gewonnen.» Seit zwölf Jahren trainiert er den Schweizer Nationalsport. Seine Ambition besteht jedoch nicht darin, dass er ein gefeierter Kranzschwinger wird. Ihm gefällt die körperliche Herausforderung mit rund 300 Varianten von Griffen und Schwüngen.

Mit neuen Ideen

Auf seinem Handy hat er sich seine persönliche News-App optimiert – mit Hilfe von KI, versteht sich. Die Daten stammen von der frei zugänglichen Website von SRF. «So bekomme ich News, die mich interessieren», erklärt er. Über Journalismus und die Rolle der KI, wie sie die Medien-Berufe verändern wird, sagt der ETH-Student: «Lokaljournalismus ist nah bei den Menschen, das sind persönliche Geschichten, neue Meldungen von lokalen Ereignissen und politische Entwicklungen, die noch kein ChatGPT bei der Recherche im Netz finden kann.» Für den Journalismus hingegen für Online-Zeitungen mit kurzen News erwartet er Umstrukturierungen. Diese Redaktionen seien durch KI-Tools ersetzbar.

Alexander Eichhorns neuestes Projekt ist für Firmen gedacht, die auf ihrer Website eigene Blogs schnell und günstig publizieren möchten: «Mit dieser App werden sie Themen für den Blog bestimmen können», sagt er. «Innert weniger Minuten werden sie einen Text aufschalten können.» In den nächsten Wochen wird er davon eine erste Gratis­version aufschalten, sich auf Rückmeldungen konzentrieren und ­weiterentwickeln, bis er eine zahlungspflichtige Version ins Netz stellen kann. Das Gründen von Start-ups hat für Alexander Eichhorn auch eine spielerische Seite. «Nur ein Prozent aller Ideen ist erfolgreich», sagt er. «Das Entwickeln allein genügt nicht, hinzu kommt beispielsweise auch das Erkennen des Marktes, welche Anwendungen bessere Chancen haben – Marketing halt.»

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