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Der Platz im Dorf

Von Franca Siegfried ‒ 26. Oktober 2023

Am 19. November wird in Zumikon an der Urne über zwei Kredite abgestimmt. Der Dorfplatz und die Sanierung Parkgarage sollen realisiert werden. Die Projekte sind vom Souverän angenommen. Trotzdem stehen nicht alle dahinter. Gemeinderat Thomas Epprecht im Interview.

Zumikon in Zukunft: Visualisierung der Sicht von der Restaurant-Terrasse in Richtung Dorfplatz. (Bild: zvg)
Zumikon in Zukunft: Visualisierung der Sicht von der Restaurant-Terrasse in Richtung Dorfplatz. (Bild: zvg)

Herr Epprecht, ein beliebter Dorfplatz lässt sich nicht erzwingen und ein architektonisches Meisterwerk allein genügt nicht. Die Gestaltung eines öffentlichen Ortes erfordert einen demokratischen Prozess, so eine Studie der Ostschweizer Fachhochschule. Wie begann der Prozess in Zumikon?

Die Zustandsanalyse öffentlicher Gebäude erfolgte vor sieben Jahren. Dazu gehörte die Parkgarage als Teil der Zentrumsbauten. Es war schnell klar, dass sie zusammen mit dem Dorfplatz saniert werden muss, und dass diese Sanierung teuer werden würde.

Der Souverän hat alle Projektierungskredite für Dorfplatz und Parkgarage, wie auch den privaten Gestaltungsplan für den Ersatzneubau der Metzgerei mit Restaurant genehmigt. Warum wird noch immer kontrovers diskutiert?

Wir haben Wünsche und Ideen der Bevölkerung in einem umfang­reichen Partizipationsprozess abgeholt. Denn nur, wenn der neue Dorfplatz die Erwartungen erfüllt, wird man dort gerne verweilen. ­Natürlich konnte nicht jeder Einzelwunsch berücksichtigt werden, aber das, was vielen wichtig ist, haben wir integriert.

Trotzdem stehen nicht alle hinter dem Projekt.

Es gibt zwei Gruppen. Die eine möchte keine Veränderung bei der Dorfplatzgastronomie; das Dorfplatzcafé soll die Erneuerung des Platzes unverändert überdauern. Um es zu erhalten, müsste es für etwa zwei Jahre geschlossen und für rund 3 Millionen Franken renoviert werden. Der Umzug nur eine Hausnummer weiter in den Ersatzneubau der Metzgerei ist ein Gewinn, der sich nicht nur finanziell auszahlt, sondern auch Lebensqualität bringt.

Die wäre…

Der Abbruch des alten Cafés bringt mehr als nur ein neues Restaurant. Es wird auch Raum frei für einen Park mit Durchblick, Schatten spendenden Bäumen, einem Brunnen und Spielmöglichkeiten.

Und wo gibt es Kaffee und Kuchen in der Übergangszeit?

Im Café Fischvogel im Zumiker Treff. Das Lokal bietet eine gemütliche, familiäre Atmosphäre und öffnet um 8 Uhr 30. Ausserdem ist eine private Initiative am Entstehen, über die ich noch nichts verraten kann.

Was ist mit der zweiten Gruppe an Kritikern?

Diese Gruppe äussert sich verlässlich zu allem kritisch, was vom Gemeinderat kommt.

Es gibt auch Stimmen, die sagen, der Gemeinderat hätte keine Diskussion zugelassen.

Ich bin ein überzeugter Vertreter der schweizerischen Tugend der lösungsorientierten Meinungsbildung. Wer wollte, konnte mitmachen. Es wurde viel, auch kontrovers, aber stets in konstruktivem Geist diskutiert. Wir haben aus der Partizipation viel gelernt und lernen weiter. Wer ­behauptet, er habe keine Gelegenheit gehabt, sich zu äussern, liegt schlichtweg falsch.

Zumikon hat sich vor 40 Jahren für einen Dorfplatz entschieden, der damals in Fachgremien diskutiert wurde. Dazu gehört auch die Siedlung Seldwyla. Wäre es nicht an der Zeit, wieder einen Akzent zu setzen?

Unbedingt. Das Einkaufs- und Freizeitverhalten hat sich stark verändert. Der Gemeinderat kämpft für attraktive Angebote rund um den Dorfplatz. Die meisten Geschäftslokale und Gebäude sind jedoch in privater Hand. Darum konzentrieren wir uns auf den Platz. Die Ergänzung des Platzes um einen beschaulichen Bereich setzt einen grosszügigen, vielfältigen Akzent und wertet den bisherigen geschäftigen Bereich auf.

Wie muss man sich das vorstellen?

Zum Beispiel kann der neue Pavillon als offene Markthalle, für Konzerte oder von Vereinen benutzt werden. Die Hürden sollen niedrig sein, um den Platz zu beleben. ­Dafür reichen Massnahmen wie bessere Begehbarkeit, Sitzgelegenheiten, Strom- und Wasseranschlüsse an verschiedenen Stellen, fest installierte Ösen für Festzelte oder Hülsen für Sonnenschirme.

Am 19. November wird an der Urne über einen Kredit von 6,76 Mio. Franken für den Dorfplatz und über 7,44 Mio. Franken für die Parkgarage abgestimmt. Zumikon bezahlt alles vom Eigenkapital. War das ein Kalkül des Gemeinderates, oder hat es sich aus der Planung so ergeben?

Weil Zumikon finanziell gut dasteht, plant der Gemeinderat für nächstes Jahr sogar eine Steuersenkung. Man kann trotzdem nicht von einem «Kalkül» reden. Kostenbewusst und vorausschauend zu planen ist selbstverständlich. Trotzdem konnten wir die statischen Probleme der Tief­garage nicht vorhersehen.

War das Zeitbudget von sieben Jahren für die Planung zu lang?

Hätten wir nicht zusammen mit der Bevölkerung und Fachleuten schrittweise eine mehrheitsfähige Lösung entwickelt, hätten wir heute keine Grundlagen für die Koordination der dringenden Sanierung der Parkgarage mit einem ausführungsreifen Projekt für den Dorfplatz.

Der Gemeinderat benötigt einen langen Atem.

Neben einem langen Atem und Umsicht brauchten wir auch Glück, das sich zum Beispiel darin zeigte, dass wir den Dorfplatz nach 40 Jahren im Nordwesten mit einer Bebauung auf gleichem Niveau abschliessen können, weil dort eine private Bauherrschaft das Gleiche anstrebt wie wir.

Was geschieht, wenn die Stimmbevölkerung die Finanzierung der beiden Vorlagen ablehnt?

Wenn nur die Vorlage zur Parkgarage angenommen würde, käme man nicht darum herum, den Dorfplatz so rasch als möglich aufzureissen, die Decke der Parkgarage zu sanieren und den Platz nachher wieder gleich aufzubauen wie bisher. Sonst müsste man das Parkhaus früher oder später aus Sicherheitsgründen schliessen.

Wären damit alle Aufwendungen für den neuen Dorfplatz verschwendet?

Ja, wir können nicht noch einmal jahrelang mit ungewissem Ausgang planen. Würde hingegen nur das Dorfplatzprojekt bewilligt, würde man mit der Ausführung zuwarten, bis die Parkgarage saniert werden kann.

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