Kunst von Frauenhand

Von Franca Siegfried ‒ 2. November 2023

23 Schweizer Künstlerinnen zeigen in der Villa Meier-Severini ihre aktuellen Werke – ver­bun­den mit der Vernissage einer Publikation der Kunsthistorikerin Maria Becker über die Sektion Zürich. Sie hat die Geschichte der Frauen und deren Ringen um ihren Platz in der helvetischen Kunstszene aufgearbeitet.

In der Villa Meier-Severini sind ab dem 9. November in der Ausstellung «Wandel ist Stärke» Werke von 23 Künstlerinnen sehen. (Bild: cef)
In der Villa Meier-Severini sind ab dem 9. November in der Ausstellung «Wandel ist Stärke» Werke von 23 Künstlerinnen sehen. (Bild: cef)

23 Schweizer Künstlerinnen präsentieren zehn Tage lang ihre Arbeiten. Alles Frauen, die ihr Talent, ihre Leidenschaft nicht als Hobby betreiben, sondern als Beruf ausüben. Wie für die meisten Berufe existiert für diese Künstlerinnen eine Berufsorganisation, der heute mehr als 200 Mitglieder angehören. Sie wurde 1902 in Lausanne gegründet – die Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen SGBK. Die Gründung war eine Art Notwehr, ein Aufbegehren, denn Kunst war vor 120 Jahren in unserem Land eine Männerdomäne, der bestehende Berufsverband für Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten eine geschlossene Gesellschaft. Nur mit einem Netzwerk, das regelmässig Ausstellungen organisiert, ist es für viele Frauen überhaupt möglich, ihre Arbeiten auf den Markt zu bringen. Mit der Häufigkeit von Ausstellungen erhöht sich die Reputation. Diese Tatsache hat sich seit 1902 nicht verändert.

Eine Chance für alle

Die SGBK fördert weibliche Kulturschaffende, auch solche, welche sich am Rand der Kunstszene bewegen. Das heisst, sie nimmt auch Bewerberinnen auf ohne Abschluss einer Kunsthochschule. Talentierte Autodidaktinnen bekommen gleiche Chancen wie akademisch Gebildete. «Die SGBK ist ein Berufsverband, der ein Aufnahmeverfahren durch eine Jury für eine Mitgliedschaft voraussetzt», sagt Mirela ­Vernier, seit 2018 Präsidentin der Sektion Zürich. «Der Austausch ­unter Frauen ist wertvoll. Neues über mögliche Techniken zu erfahren, Inspiration durch Kolleginnen, Austausch und Diskussionen bereichern und bestärken sie in ihrem Schaffen.» Die Gesellschaft bietet den Mitgliedern nicht nur ein Netzwerk und Ausstellungsmöglich­keiten, sondern ermöglicht auch den Beitritt in eine Pensionskasse. Und wie jede traditionelle Berufsorganisation verfügt die SGBK über einen Fonds für finanzielle Notlagen und eine Taggeldkasse bei Krankheit.

Stärke zeigen

Die einzelnen Geschichten, die Schicksale der Künstlerinnen, ihre Beweggründe für ihr Schaffen wie auch der historische Rückblick der Berufsorganisation hat die Kunsthistorikerin Maria Becker im Auftrag der Sektion Zürich in einer ­Publikation aufgearbeitet. Die Buchtaufe findet zusammen mit der Vernissage der Ausstellung statt. «Maria Becker hat auch im Gosteli-Archiv zur Geschichte der Schweizer Frauenbewegung recherchiert und eine umfassende Dokumentation für unsere Sektion verfasst. Mit dieser Publikation und der verstärkten Präsenz in der Öffentlichkeit, wie beispielsweise in der Villa Meier-Severini, erfahren unsere Mitglieder Wertschätzung.»

Die Ausstellung «Wandel ist Stärke – Schweizer Künstlerinnen heute» regt zum Nachdenken an. Ihre Kunst manifestiert sich als Stärke. Mit Veränderung umgehen heisst kämpfen – ein grosses, unabgeschlossenes Kapitel in der Geschichte der Schweizerinnen. Zum Jubiläum «50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz», unterstützte die SGBK die Anliegen des grössten Schweizerischen Frauendachverbands «alliance F» mit dem Kunstprojekt «Frauen im Bundeshaus». 70 Silhouetten von Künstlerinnen aus der ganzen Schweiz besiedelten als lebensgrosse Figuren für zwei Monate das Bundeshaus – im Herzen der Demokratie.

Mehr Informationen zur Ausstellung

Ausstellung der SGBK, Sektion Zürich, in der Villa Meier-Severini, Zollikerstrasse 86, Zollikon: bis 19. November. Vernissage und Buchtaufe: Donnerstag, 9. November, 18 bis 21 Uhr.

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