Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 16. November 2023
Wer die aktuelle Ausstellung in der Galerie Milchhütte besucht, wird vergeblich nach Farbe suchen. Yvonne Huggenbergers neue Werke sind schwarze und weisse Installationen. Weil ihr die Leinwand zu starr wurde, suchte sie vor rund zwei Jahren ein neues Material. Papier? Zu sensibel. Durch Zufall fiel ihr ein faseriges Putztuch in die Hände. Sie war fasziniert. Bis zu einem gewissen Grad kann sie die Formgebung beeinflussen, doch das Material hat auch seinen eigenen Willen. «Jede Installation ist ein gemeinsamer Weg», erklärt sie und fügt an, dass mancher Weg mit Wegwerfen ende. «Das Gefühl sagt mir eindeutig, wenn etwas nicht stimmig ist. Manchmal versucht der Kopf dann noch einen Rettungsversuch, aber der scheitert immer.»
Die gebürtige Zürcherin kann verstehen, wenn Besucher ratlos vor ihren Arbeiten stehen. «Fehlt der Zugang, dann ist das so. Das geht mir ja bei anderen Künstlern auch manchmal so.» Doch im Gespräch mit der Künstlerin öffnen sich Welten. Mit der Nähmaschine hat sie Tuch für Tuch zu Flächen verarbeitet, die mal sehr gross, mal sehr klein an den Wänden hängen oder auf dem Boden liegen. Die Betrachterin möchte sofort Vergleiche schaffen. Das sieht aus wie ein Bett oder wie ein fliegender Teppich. Eine andere Arbeit erinnert an ein leeres Notenblatt. Dabei sind es ganz eigene Gestalten, die sich selber geformt haben und keinen Vergleich brauchen.
Yvonne Huggenberger lässt sich bei der Arbeit vom Material leiten; sie will selbst überrascht werden. «Wenn mich dann etwas nicht wirklich berührt, werfe ich es weg. Mich treibt an, dass ich eben nicht weiss, was genau entsteht.» Yvonne Huggenbergers Installationen sind zart und leicht, mal filigran, mal minimalistisch, dann wieder mahnend. Im besten Fall regen sie zum Nachdenken an. Deshalb ist die Künstlerin während der Öffnungszeiten anwesend und offen für Gespräche.
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