Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 16. November 2023
Die Freude war gross, als im Februar 2020 die Pläne für die sogenannten Tiny Homes an der Stadtgrenze bei Waldburg im Zollikerberg präsentiert wurden. Auf dem knapp 4000 Quadratmeter grossen Gelände sollten erschwingliche Miethäuser entstehen. Zwar klein, aber mit eigenem Eingang und Terrasse, als Haus getarnt. Die vier Neubauten wurden ressourcenschonend auf eine bestehende unterirdische Einstellhalle aus Gewerbezwecken gebaut, sodass auch noch Hobbyräume und Garagen angeboten werden können. «Diese Wiederverwendung wirkt sich nicht nur in finanzieller Hinsicht günstig auf das Projekt aus», kommentierte Projektleiter Yves Rogger von der Immobilienfirma Utorem, «wir sparen damit auch viel Energie.»
Mittlerweile zeigt sich, dass «erschwinglich» ein dehnbarer Begriff ist. Eine Wohnung mit 2,5 Zimmern gibt es ja nach Grösse (ab 47 Quadratmetern) zwischen rund 2000 und 4000 Franken Monatsmiete. Insgesamt werden 39 Wohneinheiten vermietet. Der Grossteil bewegt sich zwischen 2,5 Zimmern, aber auch 1,5-Zimmer-Studios und Einheiten mit 3,5 Zimmern gehören zur Angebotspalette. Drei Studios im Erdgeschoss mit einer Fläche zwischen 39 und 48 Quadratmetern kosten zwischen 1870 und 2190 Franken.
Als Sieger des damaligen Wettbewerbs gingen die Zürcher Architekten «Steib Gmür Geschwentner Kyburz» hervor. Sie brachten in vier separaten Bauten vergleichsweise kleine Wohnungen unter. Das entsprach den Plänen von Utorem, die vor allem Einzelpersonen und Paare als Zielgruppe definiert hatte – jüngere Leute, die eine neue Stelle antreten oder ältere Mitbürger, die sich verkleinern wollen. Dabei hatte der ursprüngliche Begriff «Tiny House» zunächst andere Interessenten angezogen. Der Begriff stammt aus den USA und meint eigentlich klitzekleine Häuser auf Rollen, mit denen Job-Nomaden der Arbeit hinterher fahren. So mobil müssen die neuen Bewohner im Zollikerberg nicht sein – wobei die Mobilität in der Präsentation der Wohneinheiten eine grosse Rolle spielt. Nur 15 Minuten daure es von der Station Waldburg mit der Forchbahn in die Zürcher Innenstadt. Nicht erwähnt wird, dass genau diese Station vor grossen Umbauarbeiten steht, da sie nicht den gesetzlichen Vorschriften für Behindertengerechtigkeit und Sicherheit entspricht.
Das Mittelperron wird erhöht, auf 80 Meter verlängert und über die gesamte Fläche überdacht. Durch die Verbreiterung der Haltestelle muss die Forchstrasse verschoben werden. Die Bushaltestelle in der Forchstrasse wird im Zuge der Arbeiten ebenfalls neu behindertengerecht erstellt. Für die neuen Mieter, die ab Frühjahr des kommenden Jahres einziehen sollen, stellt sich damit die Frage, inwieweit diese Massnahmen sich mietmindernd auswirken können. Die Vermarktung der Wohnungen hat das Immobilienunternehmen Walde übernommen.
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.