Von Franca Siegfried ‒ 23. November 2023
Im Zeitalter von E-Government ist seit 2018 das Zürcher Gemeindegesetz mit dem «Digitalen Amtsblatt der Schweiz» (DAS) in Kraft. Elektronischer Service-Public soll amtliche Publikationen vereinfachen und Lokalmedien künftig verzichtbar machen. Als Übergangslösung haben sich viele Gemeinden entschieden, gleichzeitig in Lokalmedien und elektronisch zu publizieren, so auch Zumikon. Der Gemeinderat hat nun an der Sitzung vom 6. November beschlossen, diese Übergangszeit mit dem Zolliker Zumiker Boten bis ins Jahr 2026 zu verlängern, weil DAS von der Bevölkerung nicht genügend beachtet werde.
Bei der Lancierung von DAS wurde nicht beachtet, dass amtliche Publikationen kaum einen spannenden Unterhaltungswert besitzen. Gedruckt in einer Lokalzeitung sind sie jedoch in Meldungen, Vereinsaktivitäten und berührenden Geschichten aus der Gemeinde eingebettet.
Tatsächlich sind Meinungs- und Willensbildung wichtige Aufgaben von Lokalzeitungen. Dazu gehören Leserbriefe, Berichte über Gemeindeversammlungen, politische Geschichten der Gemeinde, Porträts von Politikerinnen und Politikern, aber auch Partei- und Vereinsaktivitäten usw.
Wir haben vor einigen Jahren eine Studie in 400 Gemeinden grösserer Agglomerationen durchgeführt. Uns interessierte der Zusammenhang zwischen Wahl- und Abstimmungsbeteiligung und der Intensität lokaler Berichterstattung.
Kurz gesagt: Gemeinden mit einer guten Abdeckung durch Lokalzeitungen wiesen eine durchwegs höhere Wahlbeteiligung auf.
Wir haben beispielsweise auch den Einfluss des Alters der Bevölkerung in der Gemeinde geprüft, ihres Bildungsgrades, sowie die Gemeindegrösse. Und selbst bei Berücksichtigung dieser Kriterien blieb der Effekt der Lokalberichterstattung auf die Wahlbeteiligung signifikant.
Diese Einschätzung zeigt, dass die Wirksamkeit der journalistischen Arbeit der Lokal-Redaktion unterschätzt wird. Nur schon beim Durchblättern der Zeitung werden amtliche Publikationen am Rande wahrgenommen, besonders weil die Zeitung alle Haushalte erreicht.
Genau. Zeitungsvielfalt und politischer Journalismus sind die Basis einer lebendigen Demokratie. Hinzu kommt die Garantie für gut recherchierte Geschichten und Meldungen. Im Netz können sich heute alle als Journalisten betätigen, auch ohne Redaktion mit einer gewissen Qualitätskontrolle.
Gemeinden könnten sich finanziell beteiligen, etwa über Stiftungen, welche die redaktionelle Unabhängigkeit garantieren. Vor zwei Jahren hat zum Beispiel die Stiftung Aventinus dem Ringier Verlag die Westschweizer Zeitung Le Temps abgekauft. Dieses Stiftungsmodell zum Fortbestand von Journalismus ist für die Schweiz neu, in Frankreich und Grossbritannien jedoch erprobt.
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