Zumikon baut Vermögen ab

Von Franca Siegfried ‒ 1. Dezember 2023

Die Geschäfte nicht allzu ­umstritten, wenig Stimmberechtigte im Saal – mit einer überraschenden Steuersenkung von vier Prozentpunkten. Eine Gemeindeversammlung in 60 Minuten.

Im Zumiker Gemeindesaal sassen am Samstagmorgen gerade mal 126 Stimmberechtigte. (Bild: fms)
Im Zumiker Gemeindesaal sassen am Samstagmorgen gerade mal 126 Stimmberechtigte. (Bild: fms)

Lichte Stuhlreihen – 126 Stimmberechtigte sassen am Samstagmorgen im Gemeindesaal. Dominik Ziegler, Präsident der Rechnungsprüfungskommission (RPK) fragte, ob sie Steuern auf ­Vorrat zahlen wollen. Der Gemeinderat hatte eine Steuersenkung von zwei Prozentpunkten vor­geschlagen. Gefordert sei jedoch
ein grösserer Vermögensabbau: Das aktuelle ­Nettovermögen von 31,71 Millionen ist weit entfernt vom ­finanzpolitischen Ziel von 11,25 Millionen Franken basierend auf der aktuellen Einwohnerzahl von 5623. Die Berechnungsbasis von 2000 Franken Nettovermögen pro Einwohner stammt noch aus dem Jahr 2016. Dominik Ziegler machte in einem Änderungsantrag den Vorschlag, die zwei Prozentpunkte für die Steuersenkung auf vier zu verdoppeln – mit einem neuen Steuerfuss von 77 Prozent. Mit 64 Ja- gegen 49 Nein-Stimmen wurde die Steuersenkung angenommen.

Budget für das Jahr 2024

Aufmerksam und rücksichtsvoll leitete Gemeindepräsident Stefan Bührer (FDP) durch die Versammlung und brachte die drei Traktanden zur Abstimmung: Budget 2024, Bestimmen der Beiträge von Inland- und Nothilfe und Jugendförderung im Sport. Finanzvorsteher André Hartmann führte durch das Budget mit Gesamtaufwand für das Jahr 2024 von 80,09 Millionen Franken und Ertrag von 77,45 Millionen – der Aufwandüberschuss 2,64 Millionen Franken. Das Budget verlangte nach Erklärungen, etwa zu steigenden Ausgaben: Personalkosten, die um 8,4 Prozent inklusiv Teuerungsausgleich steigen werden. Der Kanton hatte beschlossen, dass Kinder­gartenlehrpersonen gleich viel Lohn verdienen wie Lehrpersonen an ­einer Primarschule. Höhere Energiepreise und steigende Zahlungen für die Pflegefinanzierung der Gemeinde. Und die Nettoinvestitionen für 2024 betragen 14,44 Millionen Franken unter anderem für Asylunterkunft, neuen Dorfplatz und Sanierung der Tiefgarage. Dominik Ziegler von der (RPK) empfahl vorliegendes Budget zur Annahme – was der Souverän auch tat.

Steigende Schulkosten

Die RPK hatte jedoch eine kritische Bemerkung zur Kostenentwicklung in der Sekundarschule: 27 000 Franken pro Schülerin und Schüler sei zu hoch. Dominik Ziegler verglich mit den Kosten von Privatschulen von 19 000 bis 25 000 Franken. «Die Gemeinde ist mit Zollikon keinen Zweckverband eingegangen. Wir haben einen Anschlussvertrag unterschrieben und sind entsprechend nicht operativ an der Kostenberechnung beteiligt», sagte die Gemeinderätin und Schulpräsidentin Laetitia Dahl-Bünger zur Kritik. «Wir sind quasi Untermieter, das kommt uns immer noch günstiger.» Mit den kleinen Schülerzahlen könnte Zumikon keine Sekundarschule mit Niveau A und B anbieten. Zumal die Quote für das Gymnasium ­höher ist als für die Sekundarschule. Alle, die das Gymnasium besuchen, seien für die Gemeinde auch noch günstiger. Unbestritten war das Traktandum über Jugendförderung im Sport. 200 Franken pro Kind und Jugendliche gilt seit 2013, damals waren es noch 365 insgesamt mit einem Kredit von 100 000 Franken, aktuell betrifft es 585. Der Rahmenkredit wird auf 120 000 Franken erhöht und die Gültigkeit von zehn auf fünf Jahre gekürzt. Der Antrag wurde eindeutig angenommen.

Wohltätig seit 1983

Die Gemeinde unterstützt gemeinnützige Institutionen, Hilfsorganisationen im In- und Ausland. Die Inlandhilfe beträgt 50 000 Franken, die Nothilfe im In- und Ausland 25 000 Franken. Der Gemeinderat ist ermächtigt, die Hilfsmassnahmen zu bestimmen. Wohltätige Unterstützung existiert seit 1983 bzw. ist Tradition, die Beträge je nach Finanzplanung variieren. Bis jetzt war die Frist der Kredite auf drei Jahre bestimmt, jetzt soll sie auf fünf verlängert werden. Alessandro Monti von der Grünen Ortspartei stellte den Antrag, dass die Frist bei drei Jahren bleibe. In dieser Zeit sollte ein neues Konzept der karitativen Unterstützung ausgearbeitet werden. Dabei zitierte der Grüne Politiker einen Artikel der NZZ von Christina Neuhaus (11.11.2023): «Die Welt nimmt unser Land nicht mehr als putzigen Kleinstaat wahr, sondern zunehmend als Wirtschaftsmacht mit einem Hang zum Eigennutz.» Die Stimmberechtigten folgten jedoch dem Vorschlag des Gemeinderates und lehnten den Antrag von Alessandro Monti ab.

Ein Zumiker «Bhaltis»

Gemeinderat Mirco Sennhauser (SVP) informierte zum Schluss über das Projekt «Neues Wohnen im Farli­fang». 45 Wohnungen, zwei Pflegewohngruppen werden von Oase ­Service AG – Wohnen im Alter – realisiert. Der Bauplatz hinter dem Gemeindehaus soll dafür von der Gemeinde im Baurecht abgegeben werden. Die erste öffentliche Informationsveranstaltung sei für Herbst 2024 geplant. Und im Frühjahr 2025 könnte der Souverän über den Baurechtsvertrag abstimmen. Aktuell kann sich jedoch die Bevölkerung an Handfestem erfreuen: Regenschirm, Thermo-Flasche, Taschenmesser oder Badetuch. «Nachbargemeinden haben ihren Wein und wir haben jetzt Souvenirs im schönen Zumiker-Blau», sagte Stefan Bührer. «Wir verkaufen alles zum Selbstkostenpreis.» Damit war die Gemeindeversammlung geschlossen.

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