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Der Zolliker, der an der Uhr dreht

Von Luca Finadri ‒ 15. Dezember 2023

Alexander Erb arbeitet als Uhrmacher bei «Zeit Zone Zürich». In seinem Alltag braucht er viel Geduld und noch mehr Fingerspitzengefühl. Wie aus der Leidenschaft eine Berufung wurde.

Alexander Erb muss in seinem Beruf viel Fingerspitzengefühl beweisen. (Bilder: lfi)
Alexander Erb muss in seinem Beruf viel Fingerspitzengefühl beweisen. (Bilder: lfi)

Freitagmittag am Kreuzplatz in Zürich. Den spür­baren Alltagsstress vieler Pendlerinnen und Pendler verstärken dröhnende Automotoren und quietschende Trams. Die Zeit drängt bei den meisten. Zeit ist auch der Lebensinhalt von Uhrmacher ­Alexander Erb. In der Filiale der Uhrmacherwerkstatt Zeitzone am Kreuzplatz wartet er bereits. Neben seiner Grösse von 190 Zentimetern und einem kräftigen Händedruck fällt die golden glänzende Uhr an seinem Handgelenk auf. «Das ist eine Oris Big Crown x Wings of Hope. Sie beinhaltet ein Manufakturwerk mit einer Fünf-Tage-Gangreserve. Mit jedem Kauf dieser Uhr geht eine Spende an die Stiftung «Wings of Hope», erklärt der 23-Jährige. Der ansonsten ruhige Zolliker blüht auf, wenn er über seine Leidenschaft spricht. Uhren hätten seit jeher seine Begeisterung geweckt. «Bereits als kleiner Junge trug ich gerne Uhren oder habe an ihnen herumgeschraubt und neue Dinge daraus gebaut. Auch die Technik und das Arbeiten mit den Händen haben mich stets begeistert.»

Ausbildung in Grenchen

Aus diesem Hobby wurde Alexander Erbs Beruf. Am Zeitzentrum in der Uhrenstadt Grenchen absolvierte er die vierjährige Berufslehre zum Uhrmacher mit Fachrichtung Instandstellung, im Fachjargon «Rhabillage» genannt. Für seine Ausbildung siedelte der Schweizer mit niederländischen Wurzeln nach Grenchen um. Unter der Woche wohnte er im ersten Lehrjahr zu zweit in einem Zimmer, danach allein in einem Anbau der internen Berufsschule, der einzigen Uhr­macher-Berufsschule der Deutschschweiz. Es sei eine lustige und lehrreiche Zeit gewesen, die im Sommer 2021 mit dem Lehrabschluss endete. Mittlerweile sei er froh, wieder zurück in Zollikon zu sein. Nach seiner Ausbildung suchte er eine Stelle und fragte bei den Uhrenhändlern an der Bahnhofstrasse nach, wo er sich am besten bewerben könnte. Ein Tipp aus dem Bekanntenkreis führte ihn zu seinem jetzigen Arbeitgeber am Kreuzplatz. «Der damalige ­Geschäftsführer bot mir ein Samstagspraktikum an, und so stand ich dann eine Zeit lang jeden Samstag im Laden und half bei der Arbeit mit.» Alexander Erb machte seine Sache so gut, dass er eine Festanstellung erhielt.

Scharfes Auge, ruhige Hand

Seine Begeisterung für Uhren und seinen Beruf ist ansteckend. Zum Beispiel, als Alexander Erb an
einem Uhrwerk zeigt, was alles ­nötig ist, um eine Uhr zu öffnen. Verschiedene Schraubendreher, Präzisionspinzetten, ein gutes Auge und vor allem eine ruhige und akribisch arbeitende Hand. «Weitere wichtige Fähigkeiten sind Geduld und technisches Verständnis.» Der Verkauf von Uhren mit der ­dazugehörigen Kundenberatung nehme immer mehr Platz ein – und seine wachsende Flexibilität mache die Arbeit zusätzlich spannend. Neben der Wartung und Reparatur von Uhren repariert er auch Feuerzeuge und graviert Gegenstände, zuletzt lag sogar ein Schwert unter der Graviermaschine.

Der Lieblingsort in Zollikon

Den Ausgleich zum Beruf findet ­Alexander Erb im Sport. In seiner Freizeit joggt er gerne durch den Wald bei der Allmend, seinem Lieblingsort in Zollikon. Zusätzlich schwimmt er und betreibt Krafttraining im Fohrbach oder fährt Ski im Winter. Das schokoladenbraune ­Labrador-Weibchen Miglia hält ihn darüber hinaus auf Trab. Sie gehört zur Familie, zusammen mit seinen Eltern, einem älteren Bruder und ­einer jüngeren Schwester. Obwohl er selbst noch jung ist, macht er sich bereits Gedanken um die nachfolgende Uhrmacher-Generation: «Ich finde es schade, dass in unserem Beruf Personalmangel herrscht und nur wenige Junge nachrücken. Es ist ein spannender Beruf – und Uhren sind eine wunderschöne Sache.»

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