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Die reformierte Kirche investiert in die Zukunft

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 15. Dezember 2023

Sparen für die Erneuerung des Gemeinschaftszentrums – und einstimmige Wahl für Martin Günthardt zum neuen Pfarrer.

Der neue Pfarrer Martin Günthardt stellte sich kurz vor, ehe er einstimmig gewählt wurde. (Bild: bms)
Der neue Pfarrer Martin Günthardt stellte sich kurz vor, ehe er einstimmig gewählt wurde. (Bild: bms)

Am Ende eines Jahres stehen die finanziellen Ausblicke auf das Folgejahr. Das ist zurzeit in Zumikon besonders spannend. Da steht die Finanzierung eines neuen Dorfplatzes an, doch auch das Gemeinschaftszentrum ist sichtbar in die Jahre gekommen. Eine Miteigentümerin, die reformierte Kirche, legte nun die Grundlage dafür, sich an den Kosten beteiligen zu können. Einstimmig wurde auf der Kirchgemeindeversammlung ein Antrag zur «Vor­finanzierung Erneuerung Gemeinschaftszentrum» angenommen. Bis ins Jahr 2027 sollen jährlich 250 000 Franken zweckgebunden gespart werden. «Die ­finanzielle Belastung auf Jahre zu verteilen, ist absolut sinnvoll», betonte der Finanzverantwortliche Peter Nater. Aktuell erarbeitet die Objektbaukommission einen Projektplan. Die Schätzungen gehen von Kosten in der Höhe von drei Millionen Franken aus. Auch die Rechnungsprüfungskommission (RPK) stützt dieses Vorgehen. «Es gibt einen grossen Investitionsbedarf, da ist weitsichtiges Handeln erforderlich», erklärte Tobias Bremi. Diese Weitsicht fordert die reformierte Kirche auch bei der konkreten Raumplanung. «Wir möchten, das die Räume konkret den Eigentümern zugewiesen werden und keine Gemeinschaftsräume mit anderen Miteigentümern», erklärte Liegenschaftenvorsteher Mark Wunderlich.

Integration teurer als erwartet

Es folgte die Genehmigung des Budgets 2024. Die Kirchenpflege beantragte, den Steuerfuss auf ­unverändert acht Prozent des einfachen Gemeindesteuerertrags – ­einem der tiefsten im Kanton – festzusetzen. Präsentiert wurde ein ausgeglichenes Ergebnis mit einem Ertragsüberschuss von 77 500 Franken. ­Allerdings stellte Kirchenpflegepräsidentin Hanni Rüegg fest, dass der Integrations- und Restrukturierungsprozess mehr Ressourcen beansprucht hat, als ursprünglich erwartet. Parallel mit der Fusion der beiden Kirchgemeinden wurde die gesamte IT-Infrastruktur auf eine neue Basis gestellt. Damit wurde auch die Datensicherheit erhöht. Zudem wurde Anfang diesen Jahres die Buchhaltungsstelle gewechselt. Das heisst, dass die Abläufe im Tagesgeschäft sich zuerst einspielen müssen. Gleichzeitig läuft ein Projekt zur Digitalisierung der gesamten Buchhaltungsprozesse zugunsten der Nutzerfreundlichkeit. Diese Umstellungen binden interne wie externe Ressourcen, die auch im nächsten Jahr die ­Kosten hoch halten würden. Weitere belasten Rekurse, die zwischenzeitlich teilweise durch das Bundesgericht bearbeitet wurden. Allerdings seien auch für das kommende Jahr Rechtsberatungskosten zu erwarten.
Trotzdem konnten im Budget wiederum 250 000 Franken für die ­Vorfinanzierung der Liegenschaften im Verwaltungsvermögen reserviert werden. Wie bereits berichtet stehen in den nächsten Jahren hohe Erneuerungsinvestitionen der kirchlichen Liegenschaften an. Um kommende Generationen nicht mit hohen Abschreibungskosten zu belasten, soll jetzt vorgesorgt werden. Denn auch das Pfarrhaus Zollikerberg ist renovierungsbedürftig. Für Biodiversität auf dem Areal des kirchlichen Zentrums Zollikerberg sind 50 000 Franken budgetiert. Aufgrund der laufenden energetischen Renovation mit Erdsonden kann der Boden erst 2024 für eine natürliche Blumen­wiese bearbeitet werden.

Mehr als das Pflichtangebot leisten

Eindrücklich warb Hanni Rüegg für eine Reserve im Stellenplan. «Wir möchten nicht nur das Pflichtangebot bieten, sondern eine lebendige Kirche sein.» Besonders lebendig sei es im «Café am Puls». Doch die grosse Resonanz erfordere auch mehr Mitarbeit. «Dabei geht es eben nicht nur um Stellen, sondern um die Menschen.» Zudem würden durch das Café Bevölkerungsschichten erreicht, die sonst wenig Kontakt zur Kirche haben. «Wir hörten, dass auch Zollikon Dorf und Zumikon gerne ein solches ­Angebot hätten und sind auf der Suche», informierte die Kirchenpflegepräsidentin. Der Stellenetat wurde einstimmig genehmigt.

Im Anschluss wählte die Versammlung Martin Günthardt zum neuen Pfarrer für die Gemeinde. Nach dem raschen Weggang von Anne-Carolin Hopmann ist die Pfarrwahlkommission schnell fündig geworden. «Wir sind proaktiv auf interessante Pfarrpersonen zugegangen», erklärte ­Sybille Binder. Schliesslich herrsche auch in dieser Branche Fachkräftemangel. Die Wahl fiel einstimmig auf Martin Günthardt. 2002 zum Pfarrer ordiniert, war er danach zehn Jahre für den Schweizerischen Kirchenbund in Argentinien tätig. Im Anschluss wirkte er bis heute in Zürich-Höngg. Sein Schwerpunkt wird die Jugend sein, er bringt in diesem Bereich jahrelange Erfahrungen mit. Er will in Höngg den Jahrgang noch bis zur Konfirmation im kommenden Sommer zu begleiten und seine neue Stelle im Juli 2024 antreten. In einer kurzen Vorstellung betonte er, wie entscheidend die Jugendarbeit für eine Gemeinde sei. «Das ist ein guter Moment, um Beziehungen aufzubauen. Ich selber bin durch gute Jugendarbeit bei der Kirche hängen geblieben.» Sichtlich erfreut über die Wahl lernte er beim Apéro erste Kirchenmitglieder kennen.

Kommentar: Der Puls muss im Zollikerberg schlagen

Man habe gehört, auch Zollikon Dorf und Zumikon wünschten sich ein «Café am Puls» – und sei auf der Suche, sagte Hanni Rüegg an der Kirchgemeindeversammlung. Ich denke, das ist falsch. Der Erfolg des Cafés lässt sich nicht kopieren. Zudem würden sich drei Cafés gegenseitig die Besucher und Besucherinnen stehlen. Im schlimmsten Fall auch die ehrenamtlichen Helfer, ohne die das Angebot nicht funktioniert. Die Kirchgemeinden Zollikon und ­Zumikon haben sich auf den Weg der Fusion gemacht. Diese ­Integration sollte sich auch in einem gemeinsamen Café widerspiegeln – zumal dieses genau auf der Grenze zwischen Zumikon und Zollikon steht. Es gilt nicht, das Angebot zu den Besuchern zu bringen, sondern die Besucher zum Café – vielleicht mit Fahrgemeinschaften oder -diensten. Mehrere Cafés würden den Pulsschlag dieses Herzensprojekts nur sinken lassen. Möchte sich die Kirche an einem Treffpunkt in Zumikon beteiligen: Es wird aktuell für eine Dorfbeiz gesammelt.

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