Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 12. Januar 2024
Ein Neuanfang steckt oft voller Vorfreude. Das Jahr 2024 macht es uns mit seinen Kriegen, Krisen und dem Klima schwer. Diese Sorgen nicht zu leugnen und gleichzeitig schöne Momente zu teilen, gelang am diesjährigen Neujahrsapéro auf Einladung des Gemeindevereins. Schon früh am vergangenen Sonntag strömten die Gäste ins Gemeinschaftszentrum. Da waren die Vertreter der Gemeinde, der Kirchen, der Schulen. Die Vereinspräsidenten – aber vor allem die Bürger und Bürgerinnen. Alteingesessene und Neuzuzügler, Nachbarn, Freunde, flüchtige Bekannte, neue Begegnungen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kamen nicht nur wesentlich mehr, sondern auch jüngere Gäste.
Wie schwierig und gleichzeitig wichtig es ist, in diesen Zeiten auch hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen, unterstrich Gemeindepräsident Stefan Bührer in seiner kurzen Ansprache. Es werde ihm schon mulmig, wenn er an die aktuelle Lage weltweit denke – und er betonte, dass es eben nicht selbstverständlich sei, in Sicherheit leben zu dürfen. Wir alle haben Glück gehabt, hier geboren zu sein, hier leben zu dürfen. «Dessen sollten wir uns stets bewusst sein.»
Er erinnerte an die Pandemie, den Ukraine-Krieg, den barbarischen Überfall auf Israel, stellte aber auch die Frage, inwieweit Vergeltung verhältnismässig sei. Viel optimistischer ist sein Blick auf die Zukunft Zumikons. «Sie haben zu vielen Projekten erfreulicherweise Ja gesagt. Auf den Entscheid zur Asylunterkunft bin ich besonders stolz, weil wir damit unterstreichen, dass wir die Flüchtlinge in unserer Mitte aufnehmen wollen.» Bei allem Optimismus musste er einräumen, dass zu allen Entscheiden bereits Rekurse eingegangen seien. «Das gehört zu unserem Rechtssystem, auch wenn wir vielleicht nicht dieses Jahr mit der Realisierung beginnen können. Irgendwann werden wir anfangen können, und darauf freue ich mich.» Stefan Bührer demonstrierte auch, wie Positivismus funktioniert. Angesichts der Rad-WM, die dieses Jahr auch durch Zumikon führt, könne man natürlich die Faust im Sack machen und sich über die damit verbundenen Einschränkungen ärgern. Man könne aber auch einen «once in a lifetime moment» geniessen und sich einfach darüber freuen, dass die weltbesten Radfahrer bei uns zu Gast sein werden. Er riet zu entspannter Gelassenheit und gab unumwunden zu, bereits am 7. Januar die eigenen Neujahrsvorsätze über Bord geworfen zu haben. 2025 gebe es ja schon die nächste Chance. Das Wichtigste sei ohnehin erstens die Gesundheit und zweitens die Kontaktpflege, die einen jung halte. Für die perfekte Gelegenheit der Kontaktpflege bedankte er sich beim Gemeindeverein, der dafür jedes Jahr den Boden bereitet.
Für diesen Boden sorgten Susanne Ramel, Doris Staubli, Susan Neidhart, Doris Zanoni und Quotenmann Karl Sittler. Sie machten manchen Kilometer, um die Platten mit Fingerfood und Suppen zu servieren. Sie räumten ab und füllten unermüdlich die Gläser – immer mit einem freundlichen Lächeln. Ideale Rahmenbedingungen, um ins Gespräch zu kommen, über das vergangene Weihnachtsfest oder anstehende Ferien zu reden, über den Beruf, das Hobby oder die Kinder. Man schwelgte in der Vergangenheit und mutmasste über die Zukunft. Der kleinste gemeinsame Nenner ist der Wohnort Zumikon, doch er war gross genug, um einen heiteren und bereichernden Vormittag zu schaffen.
Die Gäste konnten nicht nur neue Erinnerungen mitnehmen, sondern auch das Neujahrsblatt, dieses Mal von Dennis Flachsmann gestaltet. Der Zumiker Künstler ist nicht zuletzt durch seine Ausstellung in der Galerie Milchhütte (2018) bekannt. Als Motiv hat er sich für ein Stück Zumikon entschieden, das ihn in allen Jahreszeiten fasziniere: eine Allee mit wunderschönen Bäumen in der Nähe des Golfplatzes. «Es ist einer meiner Lieblingsplätze, den ich mit Farben einfangen wollte.» So konnten die Besucher trotz des trostlosen Wetters doch ein Stück Sonne mit nach Hause nehmen.
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