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Haushalte unter Strom

Von Joël J. Meyer ‒ 19. Januar 2024

Dieses Jahr fallen die Energiepreise besonders hoch aus. Gründe für die Teuerung gibt es viele, aber auch die Hoffnung auf Preissenkungen im Folgejahr.

Hohe Masten, hohe Preise – im 2024 steigt der Strompreis in Zollikon um 32, in Zumikon um 49 Prozent. (Bild: Pixabay)
Hohe Masten, hohe Preise – im 2024 steigt der Strompreis in Zollikon um 32, in Zumikon um 49 Prozent. (Bild: Pixabay)

Ein neues Jahr hat begonnen. Vielleicht haben Sie schon gute Vorsätze für 2024 gefasst. Falls Sie noch welche suchen, ist folgender empfehlenswert: Strom sparen. Denn heuer fallen die Strompreise sowohl in Zollikon als auch in Zumikon beachtlich höher aus. In Zollikon steigen die Preise um rund 32 Prozent, in Zumikon sogar um rund 49 Prozent. Diese Zunahme ist anhand eines Musterhaushalts berechnet, einer Vier-Zimmer-Wohnung mit Elektroherd und -boiler mit einem jährlichen Verbrauch von 4500 Kilowattstunden; der genaue Preis kann je nach Kundenverhalten und den entsprechenden Tarifen variieren, doch er bewegt sich in diesem Bereich.

Für die Teuerung gibt es mehrere Gründe, allen voran die Beschaffungsstrategie der Stromlieferanten. Die Werke am Zürichsee, die Zollikon beliefern, produzieren keine ­eigene Energie. Die Elektrizitäts­werke des Kantons Zürich (EKZ), die Zumikon versorgen, produzieren zwar Energie, müssen aber trotzdem den Grossteil extern beschaffen. Gekauft wird Energie in sogenannten Tranchen: Teilmengen, die laufend in einem Zeitraum von zwei Jahren beschafft werden. Der Stromtarif ist abhängig von den Marktpreisen, und diese schossen unter anderem wegen des Ukrainekriegs in die Höhe. Diese hohen Preise, die ab Sommer 2022 in den Tranchen entstanden sind, schlagen sich also erst 2024 in den Rechnungen nieder.

Zuschläge aller Art

Ein weiterer Grund für die Teuerung ist eine Tarifanpassung der Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid, die das Schweizer Höchstspannungsnetz betreibt. Per 2024 erhöhte sie ihren Tarif für allgemeine Systemdienstleistungen auf 0,81 Rappen pro Kilowattstunde. Weitere Netzbetreiber wie zum Beispiel die Axpo, die zwischen Swissgrid und EKZ eine zusätzliche Netzebene bildet, verrechnen ebenso Kosten für Unterhalt, Erneuerung, Ausbau und Betrieb ihrer Netze. Dazu werden ab 2024 zum ersten Mal die Kosten der Winterreserveverordnung verrechnet, eine Massnahme des Bundes zur Erhöhung der Versorgungssicherheit. Dieser neue ­Tarif «Stromreserve» kostet zusätzliche 1,20 Rappen pro Kilowattstunde. Und die Mehrwertsteuer auf Strompreise wurde von 7,7 auf 8,1 Prozent angehoben.

Veränderte Tarifzeiten

Nicht unwesentlich sind Änderungen bei den Tarifzeiten. Die EKZ haben entschieden, die Differenz zwischen Hoch- und Niedertarif stark zu verringern – sie unterscheiden sich kaum noch. Begründet wird der Schritt mit dem heutigen Verbrauchsverhalten. Die moderne Netzbelastung sei während aller Tarifzeiten ähnlich hoch, mit der Massnahme werde eine faire und verursachergerechte Verteilung der Netzkosten sichergestellt. Damit fehlt auch der Anreiz, Geräte mit hohem Verbrauch zum Umschaltzeitpunkt von Hoch- auf ­Niedertarif in Betrieb zu nehmen, was zu ­Spitzenbelastungen führte. Andere Energieanbieter im Kanton verzichten bereits ganz auf Tarifunterschiede. Die Werke am ­Zürichsee hingegen lassen 2024 den Niedertarif sogar während des ganzen ­Wochenendes gelten.

Volatile Strommärkte

Gibt es bei den neuen Strompreisen einen Lichtblick? Vielleicht nächstes Jahr. Laut Patrick Dümmler, Präsident der Netzanstalt Zollikon und Verwaltungsrat der Werke am Zürichsee, fallen die aktuellen Beschaffungskosten gegenüber 2024 rund zehn Prozent tiefer aus. Bislang seien bereits drei Viertel des Stromes beschafft worden. Beim Einkauf des letzten Viertels sei ein Preisanstieg noch möglich, was den Gesamtpreis für 2025 negativ beeinflussen würde. Möglich sei aber auch, dass die Preise für nächstes Jahr noch mehr ­sinken. «Das Problem ist, dass die Strommärkte volatiler sind als noch vor einigen Jahren, so dass eine Prognose schwierig ist.»

Was 2025 erheblich teurer ausfallen dürfte, sind die Herkunftsnachweise für erneuerbaren Strom, die sich preistreibend auf die Gesamtkosten auswirken. Trotz allem bleibt Patrick Dümmler optimistisch. Die Netzanstalt Zollikon und die Werke am ­Zürichsee seien zuversichtlich, dass die Preise nicht weiter steigen, und hoffen, dass sie gar etwas sinken: «Zusammengefasst würde ich von einer vorsichtigen Entspannung sprechen.» Auch die EKZ rechnen für 2025 mir günstigeren Tarifen. Zum Jahresanfang bleibt also zu hoffen, dass die Weltlage und der Energiemarkt sich beruhigen – was in jeder Hinsicht wünschenswert ist.

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