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Zwischen Theater und TV

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 19. Januar 2024

Heidi Maria Glössner und Stefan Gubser erzählten kurzweilig aus ihren langen Schauspielerleben.

Heidi Maria Glössner und Stefan Gubser gaben sich Stichworte, fanden Gemeinsamkeiten und teilten Erinnerungen. Marco Caduff (m.) hatte für einmal wenig zu tun. (Bild: bms)
Heidi Maria Glössner und Stefan Gubser gaben sich Stichworte, fanden Gemeinsamkeiten und teilten Erinnerungen. Marco Caduff (m.) hatte für einmal wenig zu tun. (Bild: bms)

Normalerweise haben Heidi Maria Glössner und Stefan Gubser ihren fertigen Text. Beim Gespräch des Kulturkreises Zumikon vergangene Woche dagegen konnten sie ohne Vorgabe reden – das taten sie kurzweilig und offen. ­Moderator Marco Caduff – eloquent wie immer – war fast gar nicht nötig. Ein Stichwort von ihm reichte aus, und schon sprudelte es. Heidi Maria Glössner, «Grande Dame» der Schweizer Bühnen, steht seit 55 Jahren vor der Kamera und auf der ­Bühne. Unter anderem spielte sie im Film «Die Herbstzeitlosen» mit. «Ich besitze aber auch den Olma-Bratwurst-Orden», fügte sie lachend ­hinzu. Stefan Gubser wirkte auch in mehr als 200 Produktionen mit. Den meisten wird er als Luzerner Tatort-Kommissar bekannt sein. Obwohl er mehr vom Film, sie von der Bühne kommt, gab es auch Gemeinsamkeiten. So spielten beide 2018 in ­einem Tatort mit – eine besondere Produktion, wie ein Theaterstück am Stück gespielt und gefilmt. «Am besten war, dass uns keiner dreingeredet hat», erinnerte sich Gubser vor den über 70 Besuchern und Besucherinnen im Kirchgemeindesaal.

Nicht nur lernen, auch fühlen

Parallelen gibt es auch beim Lernen der Texte. Beide zeigten sich da sehr gewissenhaft und fleissig. Es gelte nicht nur, die Worte auswendig zu lernen. Vielmehr müsse man sich einfühlen in die Person, so wie sie denken und formulieren. «Das Wichtigste am gemeinsamen Spiel ist das Zuhören», betonte die Schauspielerin. Wenig Verständnis zeigten sie für die eher junge Generation, die lieber just-in-time lerne und stets nur die Sätze für die nächste Aufnahme parat hätte. Sie beteuerten, dass das Auswendiglernen jung halte. Gleichzeitig sollte man immer neugierig sein. Im wahrsten Sinne gierig auf Neues.

Sowohl Heidi Maria Glössner als auch Stefan Gubser gaben unumwunden zu, dass es durchaus reizvoll sei, einen Charakter mit Abgründen zu spielen. «Es kostet erst Überwindung, sich in einen richtig bösen Menschen zu verwandeln. Aber ein bisschen Spass macht es auch», meinte sie und gab zu, dass sie dann aufpassen müsse, nicht schlechte Angewohnheiten in ihr Privatleben mitzunehmen. «Eigentlich ist das ein therapeutischer Teil, diese Facetten ausleben zu dürfen – und das von Amts wegen», ergänzte ihr Kollege.

Noch immer Lampenfieber

Obwohl beide in der Schauspielerei beheimatet sind, zeigten sich doch grosse Unterschiede. Heidi Maria Glössner probt wochenlang, um dann alles abrufen zu können. Hat sich der Vorhang gehoben, gibt es kein Zurück, keinen zweiten Versuch. Steht Stefan Gubser dagegen vor der Kamera, kann eine einzelne Szene solange neu aufgenommen werden, bis alle zufrieden sind. Trotz dieses Luxus räumte er ein, noch immer unter fürchterlichem Lampenfieber zu leiden. «Bei einer Produktion haben die Hände so gezittert, das Herz hat so gerast, dass ich es thematisieren musste. Überraschenderweise haben viele Kolleginnen und Kollegen betont, dass es ihnen genauso gehen würde.» Zumindest in dieser einen Situation habe es ihm geholfen, zu dieser Schwäche zu stehen. Ansonsten versuche er, sich so gut wie es eben gehe vorzubereiten. Alles andere sei den vielen Mitarbeitenden am Set gegenüber – Kameraleuten, Beleuchtern, Statisten – extrem egoistisch.

Nicht ganz einfach war für beide Gäste der Einstieg in das Schauspielerleben. Heidi Maria Gössner trennte sich früh von ihrem Mann und war mit einem siebenjährigen Sohn alleinerziehend. «Ich war zu Hause, wenn er in der Schule war, und ich habe gearbeitet, wenn er daheim war.» Stefan Gubser wurde schon mit 23 Jahren Vater und musste plötzlich eine Familie ernähren. Und heute? Beide stehen noch voller Lust auf der Bühne und vor der Kamera. Er lädt seinen Akku bei Wanderungen auf. «Da bekomme ich meinen Kopf frei, und meine Frau und ich haben Zeit für lange Gespräche und für gemeinsames Schweigen.» Sie gab fast etwas verschämt zu, dass sie in ihrer Freizeit eigentlich nichts mache. «Ich bin sehr aktiv passiv», lachte sie. Immerhin ist die Schauspielerin schon 80 Jahre alt. «Das kann man auch sehen. Ich habe festgestellt, dass ich Falten bekommen habe. Aber vielleicht sehe ich die erst jetzt, weil meine Augen operiert worden sind.» Viel zu schnell ging der kurzweilige Abend zu Ende – mit einem Umtrunk und der Gelegenheit, den Gästen noch persönliche Fragen zu stellen

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