«Ich hatte nie die Absicht, Gemeindeschreiber zu werden»

Von Joël J. Meyer ‒ 26. Januar 2024

Markus Gossweiler hat das Amt seinem Nachfolger Markus Metzenthin übergeben und tritt per Februar in den Ruhestand. Der ehemalige Gemeindeschreiber blickt im Interview zufrieden auf seine Karriere zurück.

Das Gemeindehaus als Habitat. Markus Gossweiler amtete über 30 Jahre als Gemeindeschreiber, zuletzt in Zollikon. (Bild: jjm)
Das Gemeindehaus als Habitat. Markus Gossweiler amtete über 30 Jahre als Gemeindeschreiber, zuletzt in Zollikon. (Bild: jjm)

Herr Gossweiler, Sie arbeiteten über dreissig Jahre als Gemeindeschreiber. Wie kam es dazu?

Nach meinem Jusstudium habe ich in der alten Strafanstalt Regensdorf gearbeitet. Mein damaliger Vorgesetzter war der Ansicht, dass ich ein guter Gemeindeschreiber wäre – er wäre es selbst gern geworden. Nach dem Gerichtspraktikum hat es mich in die Gemeindeverwaltung Dällikon verschlagen, im Anschluss habe ich den Gemeindeschreiberlehrgang absolviert und erhielt ­darauf die Stelle als Gemeindeschreiber in Maur.

War dieses Amt bereits Ihr Kindheitswunsch, oder gab es früher noch andere Träume?

Nicht wirklich, aber als Kind haben mich immer die Kondukteure mit ihren imposanten roten Taschen beeindruckt. Das hätte ich mir vorstellen können. Ich hatte nie die Absicht, Gemeindeschreiber zu werden, da bin ich quasi reingerutscht. Ich habe nie gedacht, es so lang zu machen. Bereut habe ich es jedoch nie. Die Arbeit ist sehr vielfältig und entwickelt sich immer weiter.

Angefangen als Gemeindeschreiber haben Sie 1990 in Maur, in Zollikon waren sie seit 2019 tätig. Was hat Sie nach all den Jahren zum Wechsel bewegt?

Die Zeit in Maur hat mir sehr gefallen, mit meinem Wechsel nach Zollikon gegen Ende meiner Karriere habe ich sogar mich selbst überrascht. Ich kannte Zollikon als Nachbargemeinde und den Gemeindepräsidenten gut. Als dann die Stelle als Gemeindeschreiber frei wurde, habe ich mich auf den Wechsel eingelassen, ein letztes Abenteuer in meiner Karriere.

Was hat Ihnen an der Arbeit in der Gemeinde Zollikon gut gefallen?

Zwar ein unschönes Thema, aber die Arbeit während der Coronazeit war hochinteressant und lehrreich. Auch die Digitalisierung hat sich in meiner Zeit hier stark weiter­entwickelt und ganz neue Dimensionen angenommen. Vieles ist komplexer, aber auch spannender geworden.

Und was waren die schwierigen Facetten ihrer Arbeit?

Die persönlichen Angriffe auf Behördenmitglieder und teilweise das Unverständnis, dass Gemeindebehörden nicht für alles zuständig sind und manchmal an Grenzen gelangen. Auch die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und der damit verbundene Abbau von Kundendienstleistungen machten mir zu schaffen.

Was zeichnet einen guten Gemeindeschreiber aus?

Für eine kleine bis mittelgrosse Gemeinde wie Zollikon ist es gut, ein Generalist zu sein, jemand, der sich in allen Bereichen der Verwaltung gut genug auskennt, um die relevanten Prozesse zu verstehen und so die Behörden auch beraten kann. Daneben sind natürlich auch Führungseigenschaften gefragt.

Was werden Sie an der Arbeit vermissen?

Die Arbeit an sich, aber vor allem das Zwischenmenschliche, der Umgang mit so vielen unterschiedlichen Menschen. Das habe ich immer sehr geschätzt.

Worauf freuen Sie sich im Ruhestand?

Ich werde zuerst einmal mit meiner Frau eine Auszeit in Afrika geniessen. Danach möchte ich mich gesellschaftlich engagieren, beim Rotkreuz-Fahrdienst zum Beispiel. Und was man sich halt sonst so vornimmt, mehr Velofahren und auf die Gesundheit achten.

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