Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 26. Januar 2024
1836 verkehrte als erstes Verkehrsmittel eine Pferdepost von Zürich über die Forch Richtung Oberland. 1905 wurde sie von zwei Bussen abgelöst. Drei Mal täglich ging es hin und zurück. Die offizielle Fahrzeit betrug rund 85 Minuten. Im Juni 1910 dann wurde die Forchbahn AG gegründet und nahm die 17 Kilometer lange Fahrt von Stadelhofen nach Esslingen auf. Mittlerweile transportiert die «Frieda» mehrere Millionen Menschen. Im Jahr 2019 6,2 Millionen. An dieser Zahl will sich Marc Rizzi messen lassen. Er ist seit Januar neuer Geschäftsführer der Forchbahn AG. Sein Vorgänger – Hanspeter Friedli – eben 65 Jahre alt geworden, wird aber weiterhin als Lokführer für besondere Fahrten zur Verfügung stehen. Bei der Staffelstabübergabe schaute er mit Freude auf die 13 Jahre als Chef der Forchbahn zurück. Seine Devise sei stets gewesen, dass seine Züge sicher, sauber und pünktlich sein sollten. «Selbst in der Corona-Zeit ist niemals ein Zug ausgefallen.» Er glaube fest an die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs. Den steigenden administrativen Aufwand hingegen bemängelte er – und fragte auch: «Wo ist eigentlich der Pioniergeist geblieben?»
Vielleicht nicht den Pioniergeist, aber Offenheit und die notwendige Härte bringe der neue Geschäftsführer mit, erklärte Christoph Rütimann, Direktor der Forchbahn AG. Marc Rizzi sei aus einer Vielzahl hochkarätiger Bewerber ausgewählt worden. Der 46-jährige Familienvater mit beruflichen Wurzeln im ÖV hat auch ein paar Ausflüge in die Reisebranche und Schifffahrt gemacht. Zu seinen Aufgaben zählt nun die Transformation des Betriebs von einer Erhaltungs- in eine Projektorganisation. So werde der Neubau des Kinderspitals an Zollikons Grenzen neue Herausforderungen mit steigenden Passagierzahlen generieren. «Da müssen wir parat sein.» Zu den anstehenden Projekten zählen auch die Fertigstellung des Tunnels in Zumikon und die Bahnübergänge im Zollikerberg, die im April mit Halbschranken versehen sein sollen. Diese brächten keine Staus auf der Forchstrasse, betonte Hanspeter Friedli. Die optimierten Schliesszeiten werden nicht länger als eine Rotlichtphase der Ampeln dauern. Dafür werde der Verkehr sicherer. «Kommt es zu Unfällen zwischen Auto und Bahn, ist fast immer ein falsch gedeutetes Lichtsignal der Auslöser», erläuterte Christoph Rütimann. Bei einer Schranke sei das nicht möglich. Hanspeter Friedli wehrte sich auch gegen das Bild des Schwerverletzten, der in einem Rettungsfahrzeug des Spitals Zollikerberg vor geschlossener Schranke um sein Leben kämpfe. «Patienten werden stets vor Ort stabilisiert, ehe sie in ein Spital transportiert werden.»
Nach den Bahnübergängen Trichtenhauserstrasse und Binzstrasse wird im kommenden Januar auch die Schranke an der Rällikerstrasse in Egg installiert. Dann gehe es mit voller Kraft in Richtung «Frieda 2030». Die Forchbahn sei mehr als nur ein Transportunternehmen, betonte Verwaltungsratspräsident Martin Wyss – und rechnete vor: Würden alle Passagiere statt der Bahn das Auto nehmen, entstünde täglich ein Stau von 40 Kilometern.
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.