Suche

Ein Platz an der Sonne

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 23. Februar 2024

Roger Ryser ist neuer Chef der Zumiker Polizei. Ein Interview über die Besonderheiten der Gemeinde, Prävention und Bürgerwehren.

Roger Ryser ist neuer Chef der Zumiker Polizei und freut sich, dass nun das Team wieder vollzählig ist. (Bild: bms)
Roger Ryser ist neuer Chef der Zumiker Polizei und freut sich, dass nun das Team wieder vollzählig ist. (Bild: bms)

Herr Ryser, Sie haben Ende des vergangenen Jahres Ihren Dienst in Zumikon aufgenommen. Wie haben Sie die Gemeinde wahrgenommen?

Aufgrund meiner polizeilichen ­Tätigkeit im Bezirk Meilen in den letzten 17 Jahren, wobei neun Jahre davon in Küsnacht und im Polizeiverbund Zollikon-Zumikon-Küsnacht, kannte ich die Gemeinde Zumikon bereits. Zudem wohne ich in Itschnach und somit nur einen Steinwurf von Zumikon entfernt. Zumikon ist zwar eher klein, hat aber einen eigenen Charme und weist mit Coop, Migros, Aldi und den lokalen Betrieben ein für die Grösse der Gemeinde relativ breites Gewerbe auf. Auffällig sind vor allem die Durchmischung der Bevölkerung – Kenntnis der englischen Sprache erleichtert die Arbeit – sowie der starke Verkehr, der allmorgendlich durch Zumikon verläuft. Noch ein Punkt fällt speziell auf: Zumikon verfügt zwar im Vergleich zu anderen Gemeinden im Bezirk Meilen über keinen Seeanstoss, ­jedoch strahlt hier aufgrund der höheren Lage oftmals die Sonne, wenn die Seegemeinden noch im Nebel liegen.

Wo waren ansonsten Ihre beruf­lichen Stationen?

Nach der Matura und der Ausbildung im Militär war ich bei der Schweizer Armee als Instruktor und kurze Zeit als Berufsoffizier tätig. Anschliessend arbeitete ich für rund ein Jahr in der Privatwirtschaft, bevor ich die Polizeischule besuchte. Zu meiner polizeilichen Laufbahn gehören zwei Jahre bei der Transportpolizei, acht Jahre bei der Polizei Meilen und die letzten neun Jahre bei der Polizei Küsnacht. Im Nebenamt war ich die letzten Jahre Instruktor in Polizeilicher Sicherheit und Taktik.

Die Angst vor Einbrüchen ist ein grosses Thema in Zumikon. Wie begegnen Sie ihr?

Einbrüche und die Angst davor sind kein Thema, das lediglich in Zumikon besteht. Der gesamte Kanton respektive die ganze Schweiz sind alljährlich vom Phänomen Einbruch betroffen. Wichtig ist, die Ängste der Bevölkerung wahrzunehmen und sowohl beratend wie auch präventiv zur Seite zu stehen. Jedes Jahr wird während der Haupt-Einbruchszeit die polizeiliche Präsenz durch die Kantonspolizei ­Zürich und die Kommunalpolizei als präventive Massnahme stark ­erhöht und mit gezielten Kontrollen gegen Einbrecher vorgegangen. Zudem gab es im Dezember eigens den Informationsabend Einbruchsprävention, an der die Bevölkerung über einfache, aber effektive Massnahmen gegen Einbrüche informiert wurde. So war im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren in Zumikon ein Rückgang von Einbrüchen festzustellen.

Jüngst haben sich nachbarschaftliche Bürgerwehren gegründet, die auch nachts durch die Strassen gehen und Filmaufnahmen machen. Wie beurteilen Sie solche Massnahmen?

Die Polizei rät von Bürgerwehren ab. Einerseits fehlt Privatpersonen die rechtliche Grundlage, im Ernstfall Zwangsmassnahmen anzuwenden, andererseits könnten sich Anwohner mit solchen Aktionen selbst in Gefahr bringen. Die Polizei befürwortet hingegen, ja rät sogar, dass man ein Nachbarschafts-Netz bildet, sodass man weiss, wann die Nachbarin nicht zu Hause ist. Ziel ist es, mit Blick auf verdächtige Situationen oder Personen aufmerksamer zu sein und solche Beobachtungen umgehend der ­Polizei zu melden. Dies ist eine der zielführendsten Massnahmen, damit Einbrechende verhaftetet werden können.

Immer mehr Menschen bringen ­Videokameras an, um Bewegungen aufzuzeichnen. Können solche Aufnahmen zu mehr als nur zur Abschreckung dienen?

Solche Videoüberwachungen tragen womöglich zum subjektiven Sicherheitsempfinden bei, eine effektive Abschreckung gegen Einbrüche stellen sie jedoch oftmals nicht dar. In vielen Fällen werden vor dem Einbruch Überwachungskameras weggedreht oder sogar abgerissen. Für weitere Ermittlungen können Videoaufnahmen aber von Nutzen sein.

Wie gut funktioniert die Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei, um Diebes-Banden aufzuspüren?

Der Kommunalpolizei-Verbund von Zollikon, Zumikon und Küsnacht pflegt eine enge Zusammenarbeit und einen regen Austausch mit der Kantonspolizei Zürich, Station Küsnacht. Einerseits informiert man sich gegenseitig über allfällige Meldungen zu verdächtigen Situationen oder Personen, andererseits werden die kommunalen Polizeien in Kontrollen und Aktionen der Kantonspolizei eingebunden.

Für die Jugend gibt es am Abend in Zumikon keine Anlaufstelle. Ergo treffen sie sich auf dem Coop- oder Migros-Dach oder in den Treppenhäusern. Werden diese Orte besonders kontrolliert?

Bei den bezeichneten Örtlichkeiten handelt es sich um Privatareale, für welche die Eigentümerschaft selbst zuständig ist. Von der Polizei werden aber diese Orte als präventive Massnahme öfters angefahren und verdächtige Personen kontrolliert. Bei Jugendlichen ist es wichtig, dass man den Draht zu ihnen findet und sie anständig behandelt, aber auch unmissverständlich klar macht, was nicht erlaubt ist. Ich spreche hier insbesondere die ­Themen Littering, Sachbeschädigungen und das Belästigen von Kundinnen oder Passanten an. Aber wie Sie in Ihrer Frage bereits selbst feststellten, haben Jugend­liche je länger je weniger Örtlichkeiten, wo sie verweilen können.

Mit Ihnen und einer neuen Kollegin ist das Team der Gemeindepolizei nun wieder vollständig. Was bedeutet das konkret in Stellenprozent und Dienstzeiten?

Die Polizei Zumikon verfügt wieder über drei Einsatzkräfte, wobei unser neustes Korpsmitglied zusätzlich die Funktion als Sachbearbeiterin Sicherheit ausübt. Der Schalter der Polizeidienststelle Zumikon ist nun für die Bevölkerung wieder an mehreren Tagen geöffnet: Am Montagnachmittag sowie am Dienstag, Mittwoch und Freitag am Morgen. Zudem ist die Polizei in der Gemeinde wieder sichtbarer präsent.

Werbung

Verwandte Artikel

Newsletter

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter und lesen sie die neusten Artikel einen Tag vor der Print-Veröffentlichung.

ANMELDEN

Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.