Ins Blaue: Seeblick, Pool oder Putzschwamm

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 1. März 2024

Grosser Andrang bei der Vernissage zu «Das kleine Format». Besucher brauchen Zeit und gute Augen.

Der Name verrät es: Beim kleinen Fomat lohnt es sich genau hinzusehen. (Bild: bms)
Der Name verrät es: Beim kleinen Fomat lohnt es sich genau hinzusehen. (Bild: bms)

Wenn sich schon vor der Eröffnung eine grosse Menschentraube vor der Villa Meier-­Severini bildet, ist klar: «Das kleine Format» wird eröffnet. So wie am vergangenen Samstag. «Das Ausstellungsformat gehört einfach zu Zollikon wie die Chilbi und die Badi», unterstrich Gemeinderat ­André Müller in seinem Grusswort. Gegenüber der Einbürgerungskommission würden sich nicht wenige Bewerber lobend über diesen Aspekt Zollikons äussern. Bei einem Rundgang vorab durch die Räume hatte André Müller sich schon einen Überblick verschaffen können. ­Dabei sei ihm aufgefallen: Viele Künstler hätten sich streng an das Motto «Ins Blaue» gehalten, andere hätten offenbar einfach ins Blaue gearbeitet.

Gearbeitet worden war auch an der Vorbereitung der Ausstellung. Bis in die Nächte hinein hatte das Team rund um Andrea Pfister gehängt, ­gehämmert, gefeilt. Ihr Dank ging nicht nur an die vielen Helfer, ­sondern auch an das Nordamerica ­Native Museum (NONAM), das Stellwände zur Verfügung gestellt hatte. Das liess schon erahnen: Es gibt viel zu sehen. Sehr, sehr viel. Wer die Ausstellung besucht, sollte Zeit mitbringen und auch gute Augen. Ein grosses Bild hat es leicht. Das kommt selbstbewusst und plakativ daher. Ein kleines Format hat es schon schwerer.

120 Ausstellende unter einem Dach

Und genau das macht die Ausstellung spannend. Die 120 ausstellenden Künstler haben so viele verschiedene Ansätze gefunden, um der Grösse und dem Thema gerecht zu werden. Da sind zaghafte und scheue Striche. Da sind grossflächige und kräftige Pinselschwünge. Die Bilder bestechen durch Humor, durch grazile Figuren, fast foto­getreue Abbildungen oder auch überraschende Anblicke – wie eine Ansammlung von blauem Obst. Besonders die Installationen ziehen Blicke auf sich.

Zum Beispiel die umfunktionierten Putzschwämme von Sarah Stifter. Unter einem heisst es dazu: «Im Blau des Pools fand ich ein Stück Himmel. Aber nur ein kleines.» Corinne Schroff und Marianne Maritz bestechen durch winzige filigrane Skulpturen, die fast an beiläufige Alltagssituationen erinnern. Die Villa Meier-Severini ist gross – aber nicht gross genug für all die Werke. Kurzerhand werden auch noch der Park und der Balkon mit Kunstwerken bespielt. Dabei zeigen sich die Werke zur Seeseite natürlich bevorzugt. Ihnen ist der Blick ins Blaue schon gewiss.

Ein Perspektivwechsel lohnt sich

Besondere Aufmerksamkeit erregte die Installation «Die Schwimmerin» von Marco Monachesi. Über acht Glasflaschen zieht sich das Bild ­einer Frau im Badeanzug. Je nach Perspektive scheint sie sich auch im Wasser zu bewegen. Neben Farben und Formen tauchte auch immer mal wieder Sprache als Element auf. So wie in einem Gedicht zur blauen Stunde: «l’heure bleue: die kein Urteil über den Tag zulässt, da alles anders ändern könnte.»

Der Tag der Vernissage gehört traditionell den ausstellenden Künstlern und Künstlerinnen, die natürlich wissen wollten: Wo hänge ich? Bin ich gut platziert und ausgeleuchtet? Bin ich in einer Ecke gelandet? Gemeinsam mit Freunden und Familie gingen sie auf die ­Suche. Die Vernissage gehört aber auch den «frühen Vögeln», die sich nichts entgehen lassen wollen. Und so prangten schon früh Verkauft-Punkte an einigen Exponaten. Doch es gibt noch genug zu sehen – und vielleicht auch zu kaufen.

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