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Mehr als ein grüner Daumen

Von Joël J. Meyer ‒ 15. März 2024

Die Zolliker Wälder haben einen neuen Förster. Marc Bodmer liebt das Handwerk in der Natur und macht sich für ein gesundes und zukunftsfähiges Ökosystem stark.

Marc Bodmer vor dem neuen Werkhof im Zolliker Wald. Für die Fassaden wurde Holz aus dem eigenen Revier verwendet. (Bild: jjm)
Marc Bodmer vor dem neuen Werkhof im Zolliker Wald. Für die Fassaden wurde Holz aus dem eigenen Revier verwendet. (Bild: jjm)

Seit Anfang Jahr ist Marc Bodmer der neue Betriebsleiter der Holzkorporation und damit als Revierförster unter anderem für den Erhalt und die Bewirtschaftung der Zolliker Wälder zuständig. Diesen Posten hat er von seinem Vater Arthur Bodmer übernommen, der fast 40 Jahre als Förster in Zol­likon gearbeitet hat. Dabei hatte Marc Bodmer nie die Absicht, überhaupt für die Holzkorporation zu arbeiten. Auf der Suche nach seiner wahren Berufung kam er mit so einigen Branchen in Berührung, bis es ihn schliesslich in den Zolliker Wald zog, dem er bis heute treu geblieben ist.

Marc Bodmer arbeitet seit 2007 bei der Holzkorporation, seine Forstwartlehre hat er bei «Grün Stadt Zürich» am Uetliberg absolviert. Zuerst im Stundenlohn tätig, sah er seinen Einsatz eher als temporäre Beschäftigung. Nach zwei Jahren sagte er dann trotzdem einer Festanstellung zu. Knapp zwei Jahrzehnte später übernahm er als Förster die gesamte Verantwortung für den Betrieb. Sein Vater hatte die Arbeit geliebt, freut sich aber auch über seine Pensionierung. Mit der Übergabe beginnt für Marc Bodmer ein neues Kapitel seiner Forstkarriere. Der Sprung vom Forstwart zum Förster beinhaltet viele Veränderungen – er hat die Kettensäge abgelegt und die Arbeit am Pult aufgenommen.

Stolz auf das Handwerk

Marc Bodmer muss sich noch an seinen neuen Arbeitsplatz im Büro gewöhnen. Nach all den Jahren als Forstwart fehlt ihm das Handwerk draussen: «Jeder Handgriff eines Forstwarts hat Konsequenzen für das Leben im Wald.» Die nachhal­tige Gestaltung des Waldes mit den eigenen Händen fasziniert ihn, die Arbeit in Einklang mit der Natur. Als Förster führt Marc Bodmer nun die fünf Mitarbeiter der Holzkorporation, zwei festangestellte Forstwarte, ein Temporärer und zwei in Ausbildung. In seiner neuen Funktion kümmert er sich hauptsächlich um Planung und Administration. Mit seinen Angestellten betreut er das Forstrevier Zollikon-Zumikon mit rund 440 Hektaren Waldfläche. Sein langjähriges Fachwissen hilft ihm dabei, nachhaltig und sinnvoll auf grosser Fläche planen zu können.

Dies ist für ihn überhaupt das Schönste an seiner Arbeit, das langfristige Denken, der Zukunftsblick, ob als Forstwart oder Förster: «Im Wald braucht alles viel Zeit. Wir arbeiten für die nächsten und übernächsten Generationen.» Die Forstwirtschaft verlangt Geduld und Weitsicht, gleichzeitig ist der Wald pflegeintensiv. Und am Ende muss die Holzkorporation doch über ihre Runden kommen. Früher war der Holzverkauf die Haupteinnahmequelle, heute stammt ein grosser Teil der Einnahmen aus Arbeiten für Dritte wie Garten- und Parkunterhalt, Spezialfällungen, Waldpflege für Private und weiteren Dienstleistungen.

Resilient in die Zukunft

Nachhaltigkeit war schon früher, als Marc Bodmers Vater Förster war, ein wichtiges Thema, heute jedoch umso mehr. «Verheerende Stürme gab es damals vielleicht alle zehn bis zwanzig Jahre, jetzt immer häufiger. Und wird das Klima wärmer, beeinflusst das die Überlebens­fähigkeit vieler Bäume und Bestände.» Marc Bodmers grösste Herausforderung liegt darin, mit aktuellen Erkenntnissen und Prognosen ein ­zukunftsfähiges Ökosystem zu schaffen, «ein gesunder Dauerwald ist das Ziel». Dieser setzt sich aus Baum- und Pflanzenarten zusammen, die auch unter künftigen ­Umweltbedingungen gedeihen und artenreiche Wälder ermöglichen. Vorteilhaft ist, dass sein Vater bereits vor vielen Jahren begann, Nussbäume zu kultivieren – auch wenn der Anreiz anders war. «Ursprünglich wurden sie wegen ihres hohen Holzpreises gepflanzt. Inzwischen haben sie sich als besonders klimaverträglich erwiesen.»

Und trotz bester Planung gibt es bei der Waldpflege keine Garantien, werden Bäume von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht. Einmal vom Borkenkäfer befallen, gibt es meist keine andere Lösung, als einen Baum zu fällen. Für Marc Bodmer ist das die Schattenseite seiner Arbeit. «Man sieht die Bäume jahrelang unter seiner Obhut wachsen und gedeihen, alles für nichts.» Die Investition zahlt sich nicht aus, die Holzerlöse sinken und das Ökosystem leidet. Obendrauf stösst Marc Bodmer auch oft auf Unverständnis: «Viele Leute, die den Wald in ihrer Freizeit nutzen, sehen dann nur, dass vermeintliche gesunde Bäume gefällt werden und kritisieren unsere ­Arbeit.» Dabei lässt sich die Sachlage meist in einem kurzen Gespräch klären. Die Sinnvermittlung der Forstarbeit ist ihm ein grosses Anliegen, denn er möchte allen Interessengruppen gerecht werden. «Ich begrüsse es, dass der Wald genutzt wird.» Der Anspruch an die Erholungsfunktion des Waldes, die Nutzung der Natur für Freizeitaktivitäten ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden.

Auf das Leben

Nachdem er in kalten Tagen als Förster angefangen hat, freut sich Marc Bodmer auf seine Lieblingsjahreszeit: «Ich bin immer gern draussen, aber der Frühling, wenn das Leben zurück in den Wald kommt, gefällt mir besonders.» Was auch immer das Leben bringen wird, er geht es mit Zuversicht an. Ob Marc Bodmer wie sein Vater bis zur Pensionierung Förster bleiben möchte, weiss er noch nicht. Wichtig für ihn ist das Hier und Jetzt, dass er sich bestmöglich in seine neue Funktion als Förster einarbeitet. «Da gibt es noch einiges zu lernen, das grosse Fachwissen meines Vaters erhält man nicht über Nacht.» Zudem braucht die Familie viel Aufmerksamkeit, sein zweites Kind kommt bald zur Welt. Wie auch die Bäume brauchen Kinder Fürsorge und Geduld. Gut Ding will Weile haben – wenn jemand das versteht, dann Marc Bodmer.

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