Früher starten oder früher gehen?

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 22. März 2024

Die Bilanz nach dem Pilot­versuch in Uetikon war positiv. Wäre ein verspäteter Schulstart auch an der Sekundarschule Zollikon-Zumikon möglich? Schulleiterin Simone Hürlimann äussert sich dazu im Interview.

Dass der Schulbesuch sinnvoll ist, ist unbestritten. Wann aber sollte der Unterricht anfangen? Da gehen die Meinungen auseinander. (Bild: asl)
Dass der Schulbesuch sinnvoll ist, ist unbestritten. Wann aber sollte der Unterricht anfangen? Da gehen die Meinungen auseinander. (Bild: asl)

Frau Hürlimann, in Zollikon gehen viele Sekundarschülerinnen und -schüler aus ­Zumikon zur Schule. Sie kommen mit dem Bus und ­müssen sehr früh aus dem Haus. Würde sich nicht gerade deswegen ein späterer Schulbeginn anbieten?

Dass nicht alle Kinder erst um 8.20 Uhr starten, hat gerade auch für die Busfahrten einen Vorteil, sonst wären die Busse täglich überfüllt, denn nicht nur die Zumiker Kinder kommen mit dem Bus, sondern auch jene vom Zollikerberg. So sind die Startzeiten verteilt.

Beim Testprojekt in Uetikon ging der Unterricht am Nachmittag nicht länger, sondern die Mittagspause war verkürzt. Viel mehr ­Jugendliche blieben in der Schule. Davon profitierte das soziale ­Miteinander. Wäre das nicht auch ein Ansatz zur Integration und Stärkung des Wir-Gefühls?

Wir bieten über Mittag viele Mittagskurse an, die sehr beliebt und äusserst gut besucht sind. Ab der
2. und 3. Sek haben die Klassen oft ab 12.45 Uhr schon wieder Unterricht. Da versuchen wir einen Mittelweg zu finden. Auch die Lehrpersonen könnten so der Schul-Rush-Hour entkommen und kämen entspannter in den Unterricht. Wie bei den Jugendlichen gibt es auch Lehrpersonen, welche gerne früh starten. Wie die Klassen haben auch die Lehrpersonen nicht jeden Tag bereits um 7.30 Uhr Unterricht.

Die Mensa wird nur von wenigen Jugendlichen genutzt – mit einer kürzeren Mittagspause könnte
sie beliebter werden. Wäre das ein Anreiz?

Wir offerieren nur einen Mittagstisch an. Dieser bietet gar nicht Platz für die ganze Schülerschaft. Somit müsste ein Schichtbetrieb eingeführt werden. Dies wäre zwar möglich, aber ohne Regenerier­küche vor Ort nicht umsetzbar.

Gab oder gibt es Überlegungen in diese Richtung?

Vor rund zwei Jahren wurden das Schülerinnen- und Schülerparlament befragt. Es gibt Jugendliche, die lieber später kommen und andere, die lieber früher gehen am Nachmittag, damit sie ins Training oder in die Musikstunde können. Auch die Dauer der Mittagspause wird sehr unterschiedlich gewünscht. Daher haben wir einen Mix.

Wer müsste ein solches Projekt genehmigen?

Die Stundenplanung macht die Schulleitung. Die meisten Klassen beginnen bereits zweimal wöchentlich später als um 7.30 Uhr; es ist einfach nicht immer Montag und Freitag. In der 3. Sek sind die Stundenpläne aufgrund der Wahlfächer sehr unterschiedlich. Grundsätzlich ist es so, dass die Schülerinnen und Schüler der 1. Sek am meisten Lektionen haben. Zudem ist die Planung der Wahlfächer, die teils parallel laufen, eine Herausforderung, da wir den Jugendlichen möglichst ihre Wahl ermöglichen möchten. Die Koordination der Lektionen mit den entsprechenden Lehrpersonen und deren Unterrichtsbefähigungen und Verfügbarkeiten machen die Stundenplanung sehr komplex. Kommt dazu, dass die Turnhalle des Buechholz auch von der Schule Oescher genutzt wird, was zur Folge hat, dass die Lektionenzeiten übereinstimmen müssen.


Pilotversuch in Uetikon: Seit August 2023 beginnt die Schule an der Sekundarschule Uetikon am Montag und Freitag eine Lektion später. Dafür wurde die Mittagspause von 90 auf 50 Minuten verkürzt. Dem Pilotversuch in Zusammenarbeit mit dem Projekt «Partizipative Schulentwicklung – Unterricht mit Schülerinnen und Schülern gestalten» (PASUS) der Pädagogischen Hochschule Zürich liegt die Annahme zugrunde, dass der Biorhythmus der Jugendlichen zeigt, dass sie frühmorgens noch nicht wirklich aufnahme- und leistungsfähig sind. Nach einem halben Jahr hat die Schule nun eine erste Bilanz gezogen. Eine Umfrage bei Lehrpersonen, Schülerinnen, Schülern und Eltern zeigt: Das Projekt wirkt sich nicht nur auf die schulischen Kompetenzen aus. Da ­weniger Jugendliche über Mittag nach Hause fuhren, wuchs der soziale Zusammenhalt. Der Pilotversuch geht somit in die nächste Phase und dauert an.

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