Von Franca Siegfried ‒ 28. März 2024
In der Schweiz wird 2035 jede vierte Person über 65 Jahre alt sein. Die steigende Lebenserwartung stellt Politik und Gesellschaft vor neue Aufgaben, schreibt das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO). Eine der Aufgaben wird sein, dass sich Menschen im Alter immer noch ein unabhängiges Leben wünschen – beispielsweise, so lang als möglich in ihrer Wohnung oder ihrem Haus zu bleiben. Besonders das Wohnen ist wichtig für ein gutes Altern – Mobilität und Gesundheit gehören dazu. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist jedoch Gesundheit ein Zustand des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. In der angestammten Wohnung zu bleiben als Rückzugsort voller Erinnerungen ist zentral für das Wohlergehen. Bei einer Umsiedlung an einen neuen Ort kann sich eine schmerzliche «räumliche Verwitwung» einstellen. Man verliert den Rahmen des bisherigen Lebens. Allerdings ist auch die Umgebung des Wohnortes wichtig: Sich draussen an der frischen Luft zu bewegen, anderen, auch jüngeren Menschen zu begegnen ist Teil des Lebens, das offensichtlich weitergeht – ohne Stillstand.
«Wohlbefinden und Emotionalität sind eine ziemliche Erfolgsstory des heutigen Älterwerdens, denn hier ist von einem Nachlassen wenig zu spüren», schreibt Hans-Werner Wahl, emeritierter Professor für Psychologische Altersforschung der Universität Heidelberg (D) in seiner Publikation «Die neue Psychologie des Alterns». Ältere Menschen sind Gestalter ihrer eigenen Entwicklung geworden. Kurz gesagt, viele erfinden sich im Alter nochmals neu. Dazu braucht es jedoch eine gewisse finanzielle Absicherung, eine Infrastruktur für ihren Alltag wie auch ein soziales Netzwerk.
Gemeinderätin Sandra Fischer und Ressortvorsteherin Gesellschaft hat sich mit dem Team der Fachstelle Alter und Gesundheit intensiv übers Älterwerden in Zollikon beschäftigt – sich auch mit Küsnacht und Horgen ausgetauscht. Gute Lebensqualität im Alter ist Teil der Legislaturziele des Gemeinderates von 2022 bis 2026. Im Vergleich zur traditionellen Vorstellung des Älterwerdens, die immer noch in den Köpfen herumgeistert, ist das Altern nicht nur eine Verlustgeschichte: «Sie haben schon längst einen neuen ‹Mindset› des Älterwerdens ausgebildet: Ich weiss heute als alter Mensch, was ich will, kann und brauche – und hole es mir!», so Hans-Werner Wahl.
Aus diesem Grund startet Zollikon am 12. April eine Befragung bei allen, die über 60 Jahre alt sind. Sandra Fischer: «Damit die Resultate repräsentativ und bei der Entscheidungsfindung nutzbar sind, wünsche ich mir, dass möglichst viele Zollikerinnen und Zolliker über 60 teilnehmen.» Die Zielgruppe werde auch noch postalisch angeschrieben. Interessierte können sogar bei der Fachstelle Alter und Gesundheit persönlich vorbeigehen (mit Terminvereinbarung), und den Fragebogen vor Ort ausfüllen. Und in beiden Bibliotheken stehen Tablets zur Verfügung für eine online-Befragung. Die Resultate dienen dem Gemeinderat, die Handlungsfelder zu definieren und mögliche bzw. realisierbare Projekte zu veranlassen. Der Bereich «Wohnen im Alter» werde verschiedene Ressorts der Gemeinde tangieren und müsse entsprechend koordiniert werden.
Am Informationsmarkt «Wohnen und Leben im Alter» vom Freitag 12. und Samstag 13. April können sich Interessierte im Gemeindesaal und -foyer an der Rotfluhstrasse 96 in Zollikon treffen. Informiert wird über Angebote in der Gemeinde für den Alltag älterer Menschen: beispielsweise Spitex, Pro Senectute, Freizeitdienst Zollikon, reformierte und katholische Kirche usw. «Ich freue mich sehr über die Teilnahme der Zolliker Vereine und Organisationen. Sie sind eine grosse Bereicherung für unsere Gemeinde und wichtig für unsere Seniorinnen und Senioren», sagt Sandra Fischer. Am Freitag (16.45 Uhr) wird in einem Vortrag über verschiedene Wohnformen im Alter berichtet. Diverse Hilfsmittel zur Mobilität werden vorgestellt. Das Angebot wird beinahe so vielfältig sein, wie die angesprochene Generation. «Wir sehen heute unendlich viele Formen des Älterwerdens», schreibt Hans-Werner Wahl. «Das Alter ist eine eigene Entwicklungsphase mit neuen Möglichkeiten und Chancen.» Der Psychologieprofessor muss es wissen, mit Jahrgang 1954 gehört er selbst zur Generation der Babyboomer.
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