Der Hecht im Golfplatzteich

Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 28. März 2024

Mit den Ferienerinnerungen kommen oft lebendige Souvenirs mit nach Hause. Doch was passiert, wenn man der Tiere oder Pflanzen überdrüssig ist? Das Aussetzen in die Natur gefährdet sensible Ökosysteme und boykottiert die Bemühungen um Biodiversität.

In den Weihern auf dem Golfplatz waren immer wieder exotische 
Fischarten anzutreffen. Die Pflegekommission des Golfplatzes hat in Zusammenarbeit mit der Kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung Massnahmen ergriffen. (Bild: cef)
In den Weihern auf dem Golfplatz waren immer wieder exotische Fischarten anzutreffen. Die Pflegekommission des Golfplatzes hat in Zusammenarbeit mit der Kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung Massnahmen ergriffen. (Bild: cef)

Der Golfplatz Zumikon hat ein Problem: Die drei Teiche bieten Lebensräume für Amphibien, Libellen und seltene Wasservogelarten. Das unerlaubte Aussetzen von Aquarienfischen – etwa exotische Arten wie Sonnenbarsche – gefährdet diese sensiblen Ökosysteme. Die Pflegekommission des Golfplatzes hat in Zusammenarbeit mit der Kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung Massnahmen ergriffen. Letzten Winter wurde in aufwändiger Arbeit ein ganzer Teich trockengelegt. Dazu gehörte das Abfischen und diesen Winter das Aussetzen natürlicher Fressfeinde dieser exotischen Fischarten, in diesem Fall der Hecht. Was die hundertprozentige Eliminierung fremder Arten nicht garantiert. Die Verantwortlichen des Golfplatzes appellieren deshalb eindringlich, keine Fische, egal welcher Art, in den Teichen auszusetzen. Nur so könne die ­einheimische Fauna, insbesondere Frösche und Libellen, geschützt und die Bemühungen zur Förderung der Biodiversität aufrechterhalten werden.

Auf der Gewässerkarte von Zumikon sind nicht nur die drei Weiher auf dem Golfplatz eingezeichnet, sondern auch rund zehn Bäche. Auch in Zollikon fliessen Bäche: der Salznerbach, der Düggelbach als Grenze zu Küsnacht, und von der Forch schlängelt sich der Werenbach via Zumikon der Grenze zu Zürich entlang. Der Werenbach hat sogar einen Weiher. Ein weiterer ist der Fadacher zwischen Zollikerberg und Zumikon. Arno Filli, ­Fischereiaufseher der kantonalen Fischereikkommission, beruhigt: Nebst den Weihern auf dem Golfplatz gebe es «momentan keine nennenswerte Funde von ausgesetzten Fischen». Er beklagt jedoch die wohl gutgemeinte Fütterung der Wildtiere mit Brot. «Im Fadacher schwimmen oft ganze Brotlaibe und trüben das Wasser. Die Tiere fressen das Brot nicht. Zudem ist das Füttern der Wildtiere verboten.» Er rät, das Brot zu trocknen und an Halter von Kaninchen, Ziegen oder Pferden abzugeben.

Aussetzen ist strafbar

Manche mögen sich noch an die Bemühungen erinnern, Ende der 90er-Jahre den Roten Sumpfkrebs im Küsnachter Schübelweiher und Rumensee zu dezimieren. Auch an den Bundesgerichtsentscheid gegen einen Gifteinsatz, den Reusenfang, das Einsetzen von 70 grossen Hechten und hunderten von Aalen. Der Sumpfkrebs, Ende der 80er-Jahre in die Schweiz eingeschleppt, ist aggressiv, anpassungsfähig, überdauert problemlos Trockenperioden bis zu einem Jahr und überträgt die Krebspest, ohne selbst davon betroffen zu sein.

Das bewusste Freilassen gebietsfremder Tiere und Pflanzen aus Aquarien und Gartenteichen bedroht nicht nur unsere Biodiversität, sondern ist im Kanton Zürich auch strafbar. Doch es kommt ­immer wieder vor, dass Tiere und Pflanzen in unseren Bächen oder Weihern gedankenlos ausgesetzt werden. Was schwerwiegende Konsequenzen haben kann. Die Mehrheit der Lebewesen aus Aquarien und Gartenteichen überlebt in ­natürlichen Gewässern zwar nicht, aber es gibt Arten, die sich etablieren und als invasive Spezies erhebliche Schäden verursachen.

Ein Beispiel sind Goldfische und Rotwangen-Schmuckschildkröten, die ganze Gewässer leerräumen und seltene Amphibien- und Insektenarten bedrohen. Auch exotische Arten wie Garnelen und Flohkrebse, die mit ausgeschüttetem Aquarienwasser in die Natur gelangen, ­können ökologische Probleme verursachen. Krankheiten wie die Krebspest, übertragen durch ausgesetzte Grosskrebse aus Nordamerika, gefährden einheimische Populationen. Selbst Aquarienpflanzen wie das Brasilianische Tausendblatt sind problematisch, da sie sich rasch vermehren und dichte Bestände bilden können. Kurz, es ist wichtig, sich vor dem Kauf eines Tieres oder der Anlage eines Gartenteichs der Verantwortung bewusst zu sein. Von Reisen sollten keine Tiere mitgebracht werden, und wer Tiere hält, sollte darauf achten, dass sie nicht entkommen. Der Kanton bietet auf seiner Website Informationen für Leute, die ihre Aquarien oder Gartenteiche nicht mehr behalten können oder wollen.

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