Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 10. März 2023
Normalerweise gibt es in einer Kirche keinen Beifall. Am vergangenen Sonntag war das in Zumikon ganz anders. In der reformierten Kirche wurde immer wieder geklatscht. Der Grund sass in der ersten Reihe und fühlte sich sichtlich unwohl. Bruno Schmid wurde nach 33 Jahren als Sigrist verabschiedet. Es hagelte Dankesworte und Geschenke, als sei ein Geburtstag auf Weihnachten gefallen. Da gab es einen Wurst-Strauss (weil Bruno Schmid keine Schnittblumen mag) – und ein Handy, damit er nun auch die digitale Welt kennenlernen darf. Da gab es frische Eier von den Hühnern hinterm Gemeinschaftszentrum und jede Menge Einladungen, etwa vom Männerchor zum Grillabend. Auch Ehefrau Lisbeth Schmid wurde bedacht und beschenkt, weiss doch jede und jeder, dass auch sie sein Amt mitgetragen hat.
In Zumikon gibt es keinen Bruno Schmid. Er ist «der Bruno». Zig Kilometer hat er zwischen Kirche und Gemeinschaftszentrum im Laufe der Jahre zurückgelegt – und war immer für einen kleinen Schwatz, einen Witz oder eine Zigarette zu haben. «Manch einer wird gedacht haben, der läuft aber ein bisschen viel umher. Aber ohne Bruno lief einfach nichts», unterstrich Rolf Eicher in seiner Laudatio. Als Kirchenpfleger hat er zehn Jahre mit dem Sigrist zusammengearbeitet. Und so ganz sicher, wer da wessen Chef gewesen sei, war er nie. Auch Hanni Rüegg, Kirchenpräsidentin der vereinten Kirchgemeinden, erinnerte sich nur zu gerne an die Zusammenarbeit. «Wenn eine Frage auftauchte, hiess es nur: Du musst den Bruno fragen.»
Dabei habe der Sigrist nicht nur den Pfarrpersonen und Mitarbeitenden mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Auch bei Abdankungen war er stets für die Trauernden zur Stelle. Bruno Schmid war ein Heinzelmann – immer geschäftig im Hintergrund. Wie ungern er selber im Mittelpunkt steht, wurde schon am grossen Apéro nach dem Zusammenschluss deutlich. Angesichts der stehenden Ovationen wand er sich sichtlich. Und so war er auch am Sonntag hin- und hergerissen zwischen Freude, Überwältigung und dem Wunsch, ganz woanders zu sein. Dabei war der Apéro nur eine der Überraschungen. Als Bruno Schmid die Tür zum Kirchgemeindesaal öffnete, erwartete ihn die Harmonie Zumikon und spielte schwungvoll auf.
Während sich die vielen Gäste am kalten Büffet, an den Getränken und der Musik erfreuten, zog es Bruno Schmid nach Hause. Er musste kurz durchatmen, den schwarzen Anzug loswerden, ehe er wieder zu seiner Feier kam. Ausserdem hatte sein riesiger Schlüsselbund so gar nicht in die Anzughose gepasst.
«Eine feste Burg ist unser Gott» war eines der Lieder, die er sich für den Gottesdienst ausgesucht hatte. Eine feste Grösse war Bruno Schmid in den 33 Jahren auch für Zumikon. Die gute Nachricht: Als Stellvertreter der neuen Sigristin wird «unser» Bruno der Gemeinde erhalten bleiben.
Mehr als tausend Male ist Bruno Schmid den Weg zwischen Kirche und Gemeinschaftszentrum schon gegangen. Am Sonntag war es ein besonderer Gang – mit Ehefrau Lisbeth an seiner Seite.
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