Suche

Wohnraum dringend gesucht

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 19. April 2024

Schon vor dem Aufruf der ­Gemeinde, freie Wohnungen oder Häuser zur Verfügung zu stellen, war der Markt fast leer. Von der schwierigen Suche und Notfallszenarien.

Der Bunker am Dorfplatz war eine notgedrungene Flüchtlingsunterkunft und erwies sich als nicht brauchbar. (Bild: Archiv)
Der Bunker am Dorfplatz war eine notgedrungene Flüchtlingsunterkunft und erwies sich als nicht brauchbar. (Bild: Archiv)

Steigende Zahlen bereiten dem Gemeinderat und auch der Zumiker Bevölkerung Kopfzerbrechen: Die geplante Asylunterkunft am Farlifang wird zirka zehn Prozent teurer als geplant, gleichzeitig steigen die Zahlen der aufzunehmenden Flüchtlinge. Aufgrund der Quote können Zumikon weitere 29 Personen zugeteilt werden.

Es hatte gut ausgesehen für den Neubau. Die Ablehnung eines Baurekurses war nicht weitergezogen worden, die Ampel für die Unterkunft stand auf grün. Doch dann wurde klar, dass die von der Gemeindeversammlung bewilligten 4,5 Millionen Franken nicht ausreichen werden. Alle eingegangenen Offerten lagen über fünf Millionen – die Marktlage, Materialengpässe, der Angriffskrieg in der Ukraine und Energieteuerung machen sich spürbar bemerkbar. Wüsste man vorher, dass ein Projekt über fünf Millionen Franken zu liegen kommt, müsste ein Kredit dieser Grössenordnung nicht an der Gemeindeversammlung, sondern an der Urne entschieden werden. Eine Einzelperson hat daher einen erneuten Rekurs eingereicht. Bis zu einem endgültigen Entscheid gilt es aber, die geflohenen Personen unterzubringen. Die Gemeinde ­Zumikon hat über Inserate und Aufrufe im Netz dringend an Wohnraumbesitzer appelliert, freie Wohnungen oder Häuser zur Verfügung zu stellen.

«Hätten wir sicherstellen können, dass das Haus im Sommer 2025 bezugsfertig ist, hätte der Kanton vielleicht noch ein Auge zugedrückt», erläutert Gemeindepräsident Stefan Bührer. Da das Datum auf keinen Fall eingehalten werden kann, beginnt nun die Suche. Mit Skepsis sieht Stefan Bührer, dass aktuell viele Asylsuchende in Wohnungen der Wohnbaugenossenschaft untergebracht werden müssen; Zumiker Wohnungssuchende mit knappem Budget gehen momentan leer aus. «Genauso sollte es eigentlich nicht sein.» Er möchte diese Konkurrenzsituation so schnell wie möglich beenden und unterstreicht, dass angebotene private Wohnungen für Asylsuchende von der Gemeinde gemietet werden. Womit gewährleistet sei, dass die Miete pünktlich bezahlt wird. Zudem werden alle Asylsuchenden in ihrem Alltag von der Asylorganisation ORS professionell betreut. Natürlich muss sich die Gemeinde auch Gedanken darüber machen, was passieren wird, wenn eben nicht ausreichend Wohnraum gemeldet wird. «Die absoluten Notfallszenarien wären die Unterbringung in einer Turnhalle, in einem Teil des Gemeindesaals. Aber das möchten wir, wenn es irgendwie geht, vermeiden.»

Das Problem bei der Ursache bekämpfen

Dass die Gemeinde selber als Mietpartner auftritt, könnte förderlich sein, glaubt auch Immobilien-Treuhänder Severin Krebs. Der Zumiker weiss aber auch, wie knapp Wohnraum ist. «Wie auf gängigen Plattformen zu sehen ist, stehen in Zumikon insgesamt derzeit sieben Wohnungen zur Vermietung frei. In einer längeren Beobachtungsphase schwankt diese Zahl zwischen drei und 15 Objekten. Bei rund 5300 Bewohnern ist eine verschwindend kleine Zahl freistehender Wohnungen zur Vermietung ausgeschrieben.»

Die Gründe für einen Leerstand seien vielfältig. Diese reichten von einer späteren Vermietung über eine bevorstehende Sanierung bis zum Verkauf. «Dass ein Eigentümer ein Objekt bewusst leer stehen lässt, ist sehr selten», urteilt der Experte. Er bezweifelt aber, dass bewusst leerstehende Objekte nun der Gemeinde angeboten würden. Das Problem müsse grundsätzlich bei der Ursache bekämpft werden. «Hierfür ist aber der Bund zuständig und nicht die Gemeinde», betont Severin Krebs. Gemeinden könnten zum Beispiel freie Hotelzimmer oder leerstehende Spitalbetten anmieten – sofern der Betreiber dies will. «Wenn wir über die Gemeindegrenzen hinausblicken, könnten für mehrere Gemeinden in einer leerstehenden Fabrikhalle mit einem Modulbausystem Wohnungen eingebaut werden, wenn dem entsprechenden Baugesuch stattgegeben wird. Bei allen Alternativen ist aber zu bedenken, dass die Bevölkerung miteinbezogen werden muss. Denn ohne diese ist jedes Projekt zum Scheitern verurteilt. Weiter ist fraglich, ob der Kanton der befristeten Umzonung einer Fabrikhalle für Wohnzwecke zustimmt.»

Werbung

Verwandte Artikel

Newsletter

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter und lesen sie die neusten Artikel einen Tag vor der Print-Veröffentlichung.

ANMELDEN

Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.