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En Guete – und das seit 13 Jahren

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 19. April 2024

Johanna Altenberger leitet den Gastronomiebereich der Swiss Re: Ein Plädoyer für die Nachhaltigkeit.

Die Wahlzumikerin Johanna Altenberger führt ein Team mit über 100 Mitarbeitenden, die Gastronomie ist ihre Leidenschaft. (Bild: zvg)
Die Wahlzumikerin Johanna Altenberger führt ein Team mit über 100 Mitarbeitenden, die Gastronomie ist ihre Leidenschaft. (Bild: zvg)

Dass sie die Welt der Gastronomie und Hotellerie extrem spannend findet, wusste Johanna Altenberger schon früh. Bereits bei der Matura – damals noch in Österreich – legte sie den Schwerpunkt auf diesen Bereich. Der Besuch der Hotelfachschule in Zürich war für die Wahlzumikerin dann fast zwangsläufig. Nach dem Abschluss war sie in vielen Häusern tätig – und reiste um die Welt. Zurück in Zürich bildete sie selbst an der ­Hotelfachschule aus – im Service, auch im Marketing. Das Feld der Gemeinschaftsgastronomie stand nicht ganz oben auf ihrer Liste. «Ich dachte, das ist gar nicht meine Welt», lacht sie rückblickend. Als sie bei der Swiss Re begann, stand fest: «Das mache ich ein paar ­Monate und dann geht es weiter.» Das ist 13 Jahre her. Nach unterschiedlichen Stationen ist sie jetzt «Head Swiss Re Gastronomy» mit mehr als 100 Mitarbeitenden. Und wenn sie mit wachem Blick von ihrer Arbeit erzählt, wird sofort klar: Sie macht das mit Leidenschaft.

Gemeinschaftsgastronomie ist längst viel mehr als Kantinenessen. Die Swiss Re hat vor drei Jahren die umgebaute Gastronomieabteilung «Klubhaus» mit Gemeinschaftsgastronomie, zwei bedienten Restaurants, Bar und Take-away wiedereröffnet. Weiter zählt ein Mitarbeiterrestaurant in Adliswil und der Restaurantbereich im Hotel in Rüschlikon zur internen Gastronomie. Neben der Mitarbeiterverpflegung werden zahlreiche Anlässe durchgeführt. Projektteams feiern vielleicht einen Abschluss, ein Apéro muss vorbereitet werden oder ein Kochkurs soll über die Bühne gehen. Was ihr besonders gefällt: «Wir dürfen Wert legen auf Nachhaltigkeit.» Das ist ihr ein wichtiger Aspekt, und sie weiss auch, dass das nicht in allen Betrieben so gehandhabt wird. Dank der Unterstützung interner Nachhaltigkeitsexperten kann die Gastronomie zum gesteckten Unternehmensziel beitragen. Ein anderer Nachhaltigkeitsaspekt, der nach Corona weiter im Auge behalten wird, ist weniger Flüge, denn die Plattform «Teams» macht persön­liche Treffen online möglich. Die Pandemie war ein grosser Stresstest für die Gemeinschaftsgastronomie. Die Mitarbeitenden blieben im ­Homeoffice. Die Mitarbeiterrestaurants blieben leer. Johanna Altenberger und ihr Team versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Da Erntehelfer aus dem Ausland nicht einreisen konnten, halfen Mitarbeitende der Swiss Re beim Spargelstechen. Engagierte sich im Hotelbereich von Spitälern und halfen bei Gemüse- und Weinbauern auf dem Feld und im Weinberg. «Das hat für die Leute auch die Wertigkeit der Produkte gesteigert.» Und komme heute ein Lieferant ins Haus, sei da oft noch eine persönliche Bindung.

Gemeinsames Essen als soziales Plus

Mittlerweile seien die Zahlen in den Mitarbeiterrestaurants wieder so hoch wie vor Corona – und das, obwohl noch immer einige Mitarbeitende zu Hause arbeiten. «Die Swiss Re pflegt die Gastronomie schon seit mehr als hundert Jahren. Das hat eine besondere Tradition. Wer gemeinsam zum Zmittag geht, teilt Zeit und Geschichten. Gemeinsames Essen ist auch ein soziales Plus. «Das ist eine Form der Wertschätzung, die nicht selbstverständlich ist.» Ein sogenannter «Added Value». Wenn neue Mitarbeitende sich die Stellen aussuchen können, legen sie Wert auf solche «goodys».

Zum Leben von Johanna Altenberger gehört auch das Reisen. Immer mal wieder in die ehemalige österreichische Heimat, um Familie und Patenkinder zu treffen. Doch auch in anderen Regionen – wie kürzlich Ruanda. Einer ihrer Lernenden war in einer Talentklasse der Berufsschule. Um seine Kenntnisse auszubauen, nutzte er das Angebot, 14 Tage nach Ruanda zu gehen, um die Küche des Landes kennenzulernen. Spontan entschied sie sich, ihn zu besuchen. Der Arbeitseinsatz fiel ins Wasser, Johanna Altenberger flog trotzdem. Das Land begeisterte sie. Auch die Fähigkeit, mit einfachsten Produkten tolle Mahlzeiten zaubern zu können. Gerne unterstützt sie deshalb das Projekt «Sangira», eine Berufsschule für Jugendliche. Der Ansatz, Fachkräfte für die wachsende Hotellerie im eigenen Land auszubilden, sei mehr als sinnvoll. Diese Hotel- und Gastronomieschule ist seit 2022 in Betrieb, mit einem schuleigenen Restaurant. «Ich war fasziniert von der Wissbegier, der Neugierde und der Freundlichkeit der Menschen», erinnert sie sich. Auch daran, dass sie vor Ort niemals angebettelt worden sei. Das passierte ihr erst wieder, als sie in Zürich am Stadelhofen ankam.

Zwischen Mountainbike und Sauerteig

Johanna Altenberg kümmert sich nicht nur um den Nachwuchs im fernen Ruanda. Sie engagiert sich auch als Prüfungsexpertin bei den Lehrabschlussprüfungen in der Schweiz. Viel Zeit für Hobbys bleibt nicht. Aber es gibt sie. Sie fährt mit dem Mountainbike in den Wald, schwimmt in der Badi Juch und backt gerne. Sauerteigbrot – vor allem aber Kuchen. Dabei mag sie selbst gar keine süssen Sachen. «Ich mache es einfach gerne und verschenke es dann anschliessend.» Ansonsten isst Johanna Altenberger alles, was gut schmeckt. Natürlich hat auch vegetarisches und ­veganes Essen Einzug in die Mitarbeiter­restaurants gehalten. Doch eine pflanzliche Mahlzeit, die so tut, als sei sie Fleisch, also Geschmack und Textur imitiert, findet sie nicht sinnvoll. Eine vegane Mahlzeit brauche keinen Stempel «Vegan»; sie könne genauso gut als «Gemüseauflauf» betitelt werden. Doch so gerne mittlerweile vegetarisches Essen genossen werde. ­Eines ist auch bei den ­Restaurants der Swiss Re immer heiss begehrt: das Schnipo.

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